: Thomas C. Breuer
: Jack Kerouac konnte nicht Auto fahren Reisen in der guten, alten Neuen Welt
: Lindemanns
: 9783881908504
: 1
: CHF 8.10
:
: Erzählende Literatur
: German
: 200
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit bald 40 Jahren bereist Thomas C. Breuer als Kabarettist und Schriftsteller Deutschland und die Schweiz, seine bevorzugten Weidegründe liegen jedoch in Nordamerika, was nicht ohne Folgen geblieben ist: Über 50 Auftritte in der Neuen Welt, vorwiegend für Goethe-Institute. In zahllosen Büchern ('Küss mich, Käfer!'), Radiosendungen für WDR und DLF, Artikeln für die Süddeutsche Zeitung und das America Journal und Bühnenprogrammen ('Der Milde Westen' mit Los Santos) hat er sich bevorzugt mit den USA auseinandergesetzt und sie teilweise 'the hard way' durchquert, im Greyhound-Bus oder im Amtrak-Zug, gelegentlich in Regionen, die sogar vielen Amerikanern unbekannt sind. Dem Leser eröffnet sich dabei ein immer wieder überraschendes Amerika. Und Breuers Liebe zur sog. 'Americana'-Musik liefert den perfekten Soundtrack. Übrigens: Jack Kerouac konnte tatsächlich nicht Auto fahren!

Thomas C. Breuer, 1952 in Eisenach geboren, lebt als freier Schriftsteller in Rottweil und den Abteilen von DB und SBB. Seit 1977 auch als Kabarettist unterwegs auf Kleinkunstbühnen in Deutschland, der Schweiz und Nordamerika. Über 3.000 Auftritte, 31 Bücher, regelmäßige Rundfunkarbeit für WDR, SWR und Schweizer Radio SRF. Preisträger 2014 des Internationalen Radio-Kabarettpreises 'Salzburger Stier'.

Coming In

Meine Mom hat immer gesagt, in Amerika schreibe man erfolgreich, wenn man Geschichten mit dem Satz „Meine Mom hat immer gesagt...“ anfängt, wahlweise auch „Mein Dad etc...“ Großeltern folgen auf Rang drei. Vielleicht funktioniert das in Deutschland ja auch. Meine Mom hat das natürlich nie gesagt, aber sie kennt sich aus mit Amerikanern, denn sie hat kurz nach dem Krieg in Heidelberg in der Bibliothek der Army gearbeitet und deshalb später jahrzehntelangAFN gehört. Das war meine frühkindliche Prägung. Viele ihrer Freundinnen sind zudem in die U.S.A. ausgewandert, und ich war immer aufgeregt, wenn Post von drüben kam. Ach ja: Am Ende des Buches solle der Satz stehen: „Mit Gottes Hilfe können wir alles erreichen.“ Damit könne man alles erreichen.

Dank des „Visa Waiver“-Programms darf man für 90 Tage visumfrei in die U.S.A. reisen, dort aber natürlich nicht arbeiten. Da Schreiben Arbeit ist, brauche ich ergo ein R-I-Visum. Die Sicherheitssysteme der Amerikaner greifen weit vor dem Zielflughafen, der Weg in die Staaten führt für mich über Frankfurt, so oder so. Von Frankfurt aus starten nicht nur die Flieger, hier werden auch die Eintrittskarten verteilt, im Konsulat in der Siesmayerstraße. Kaum tritt man an der Bockenheimer Warte aus dem U-Bahn-Schacht, begrüßt einen ein Hinweisschild zum RestaurantZenobia, welches syrisch-libanesische Spezialitäten offeriert. Ausgerechnet. Gleich am Eingang zur Siesmayerstraße befindet sich jener in Fachkreisen bekannte Kiosk, an dem derjenige gegen geringes Entgelt Handy oder leichtes Gepäck deponieren kann, der die strikten Regeln für die Visa-Antragsteller nicht gelesen hat: Mit hineinbringen darf man nämlich gar nichts. Biegt man als Autofahrer in die Straße ein, sieht man sich mit einer Art Betonschikane konfrontiert, die wohl seinerzeit am Checkpoint Charlie demontiert wurde. Sowieso fühlt sich der Reisenwollende während des ganzen Prozedere an die Gepflogenheiten der guten, altenDeitschndemokrotschnreblik erinnert, es wird aber Momente geben, in denen er sich nach deren Betulichkeit sehnt. In Vierergrüppchen darf man in den Vorhof, ein Purgatorium, das mit massiven dunkelgrünen Gitterstäben umschlossen ist. Ähnliche Gestänge kennt man vom Frankfurter Zoo. Die Dame beim Vorchecking ist hypernervös, vielleicht hat sie heute ihre kugelsichere Weste vergessen. Pass vorzeigen, ein paar Minuten warten, schon darf man ins Allerheiligste. Immerhin. Sicherheitscheck. Wertsachen, Schlüssel etc. wandern separat an der Schleuse vorbei. Bei mir piepst es, also muss ich den Gürtel ausziehen, Schnürsenkel darf ich anbehalten. Sicherheitsprozeduren, die man von Flughäfen und aus Gefängnisfilmen kennt. Ich hoffe, die Hose hält auch so.

Durch einen sarrasaniartigen Gittergang gelange ich ins Innere in die Lobby, die von Fahnen und Fotos geschmückt wird. Dazu fällt mir ein Satz von Robert Altman ein, unmittelbar nach 9/11: „Wenn ich noch einmal eine amerikanische Fahne sehen muss, muss ich kotzen!“ Den zitiere ich jetzt besser nicht. Bemerkenswert: In der Lobby gibt es einen Trakt, der ausschließlich Amerikanern vorbehalten ist, folglich hängt dort ein Fernseher von der Decke, der die Wartenden mit Dumpfmucken und Klingeltönen traktiert. Dem Rest der Zivilisation bleibt derlei erspart. In Abu Ghraib hätte man mich nur zwei Stunden diesem Programm aussetzen müssen, ich hätte alles gestanden.

Ich halte eine grüne Karte in der Hand, die freilich keine Greencard ist. Die meisten anderen haben blaue und sind vor mir dran. Meine Karte berechtigt mich zum späteren Zugang zur vordere