: Simply Passion
: Die Abenteuer von Huckleberry Finn Das Original von Mark Twain
: epubli
: 9783748500292
: 1
: CHF 1.20
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: Comic, Cartoon, Humor, Satire
: German
: 100
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mark Twain hat mit seinem Huckleberry Finn einen weisen Narren geschaffen, der längst nicht nur junge Leser fasziniert. Viel spricht dafür, dass sich Twains Sympathien nach und nach von Tom zu Huck verschoben. Huck tut einfach das, was die Menschen bis heute lieben: Er lebt die Freiheit. Am Anfang war der Blaubeerkuchen. Samuel Langhorne Clemens, der unter dem Namen Mark Twain zum amerikanischsten aller Schriftsteller wurde, ging lange Wege. Die meisten seiner Bücher waren Planwagenzüge ins Ungewisse - und auf den Weg zu seinem berühmtesten Buch machte er sich in einem Fragment von bloß ein paar Seiten, das, seit man es nach Twains Tod heute vor genau 100 Jahren fand, schlicht 'Das Tagebuch eines Jungen' heißt. 'Hatten Heidelbeerkuchen am Abend', steht irgendwo auf diesen losen Blättern, und aus diesem Heidelbeerkuchen, dem 'hooklebeary pie', wurde Heidelbeere oder besser Huckleberry Finn. Huckleberry Finn und sein schwarzer Freund Jim sind auf der Flucht! Mit einem Floß schippern sie den Mississippi entlang und geraten in die tollsten Abenteuer. Doch als er wieder auf Tom Sawyer trifft, wird es so verrückt wie noch nie ... Der Klassiker in altersgerechter Bearbeitung für junge Leser!

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14. Kapitel

Gelehrte Unterhaltungen – Der Harem – Französisch


Nachdem wir uns allmählich aus unserem Schlaf herausgerappelt hatten, untersuchten wir die Beute, die wir den Kerlen vom Schiff abgejagt, und fanden herrliche Dinge darunter. Stiefel, wollene Decken, Kleider, viele Bücher, ein Fernglas, zwei Kistchen Ziehgarren und sonst noch eine ganze Menge Brauchbares. So reich an derartigen schönen Sachen waren wir noch nie zuvor gewesen, keiner in seinem Leben! Die Ziehgarren besonders waren wundervoll, echteHarrwanna oder wie sie die Dinger heißen. Wir lagen den ganzen Nachmittag unter den Bäumen und dampften, und ich las dazu in den Büchern, es war ganz herrlich! Ich erzählte nun Jim alles, was ich in dem Wrack und an der Fähre erlebt hatte und wie das nun doch einmal ein ordentliches Abenteuer gewesen sei. Er aber wollte nichts von Abenteuern wissen, dankte dafür und sagte, er sei schon halb tot gewesen, als er das Floß nicht mehr habe finden können, und habe geglaubt, nun sei alles aus, so oder so. Entweder müsse er ertrinken und sei verloren oder er werde gerettet und würde ausgeliefert und verkauft, und das sei auch nicht viel besser für ihn. Darin hatte er nun recht, er hatte überhaupt beinahe immer recht; er war ein merkwürdiger alter Schlaukopf für einen Nigger.

Ich las Jim dann aus einem Buche vor. Da stand viel von Königen, Herzögen und Grafen und dergleichen drin, wie vornehm die sich anziehen und wie kostbar, und wie sie sich gegenseitig Majestät und Hoheit und Durchlaucht anreden, nicht bloß mit Herr. Jims Augen quollen förmlich aus dem Kopf heraus, so interessierte es ihn.

Sagt' er: »Jim gar nix wissen, daß 's sein so viele. Jim nie nix davon hören! Jim nur wissen vom alten König Sallermon un – ja von die Kartenkönige! Wieviel so ein König denn kriegen?«

»Kriegen?« sag' ich, »was die kriegen? Tausend Dollars im Monat oder mehr, so viel sie wollen, kriegen sie, alles gehört ihnen ja!«

»Hui, das sein schön! Was sie haben zu tun, Huck?«

»Tun? Nichts! Könige tun gar nichts, Jim, die sitzen nur so herum!«

»Nein, warraftig?«

»Natürlich, Jim, ganz gewiß, die sitzen nur so herum. Vielleicht wenn's Krieg gibt, müssen sie einmal aufstehen und mitgehen, aber sonst faulenzen sie nur so in allen Ecken herum oder jagen oder fi – scht, hast du nicht was gehört?«

Wir krochen vor und lauschten, es war aber nur das Geräusch einer Dampferschaufel. Ein Dampfer verschwand eben an einer Biegung des Stroms, und so zogen wir uns denn wieder zurück.

»Ja«, fuhr ich fort, »und manchmal, wenn's ihnen gar zu langweilig wird, ärgern sie das Parlerment ein bißchen oder lassen ein paar Köpfe abhauen. Gewöhnlich aber halten sie sich im Harem auf!«

»Im – wo?«

»Im Harem!«

»Was das sein?«

»Der Ort, wo sie die Weiber halten. Was, du weißt nichts vom Harem, Jim? Sallermon hat ja auch einen gehabt, mit einer Million Frauen drin!«

»Ach – warraftig, alte Jim haben ganz vergessen, warraftig das sein so! Jim denken, Harem sein so groß wie große Wirtshaus! He, Huck? Müssen haben ganze Haus voll Kinnerstuben, nix als wie schreien, nix als wie zanken! Schreien die Kinner, zanken die Weiber! Alte Sallermon sein nix gewesen weiser Mann, wie Leute sagen. Sein gar nix gewesen weise, alter Jim sagen. Weiser Mann nix gehen un bauen ein