In meinem Schrank krame ich nach einer bequemen Yogahose und einem flauschigen Pullover. Endlich fällt die Haustür ins Schloss, ich warte noch einige Minuten, um wirklich sicher zu sein, dass ich allein in der Wohnung bin. Kein verräterisches Geräusch dringt an mein Ohr. Seufzend fahre ich mir durch die Haare und überlege, wieso mir diese Scheiße passiert. Der Tag begann eigentlich gut, warum musste er nur so katastrophal enden.
Und warum der Mann, der mich vor Jahren in die Flucht trieb, noch immer so eine explosive Wirkung auf mich ausübt. Ich weiß es nicht. Jetzt in der Abgeschiedenheit meiner Wohnung drängen die alten Gefühle in mir hoch, die Emotionen, die ich mit ihm verbinde.
»Geh raus aus meinem Kopf.« Ich reiße die Schlafzimmertür auf und suche mir ein paar Tücher zusammen, um den Flurboden von dem geschmolzenen Eis zu befreien und um mich zu beschäftigen. Ich muss meinem Körper und meinem Kopf eine Aufgabe geben, um nicht verrückt zu werden, mich nicht in dem Gedankenkarussell zu verlieren, das mich Jahre zurückwirft in eine andere Zeit und an einen anderen Ort.
Ich weiß, in nicht allzuferner Zukunft, wäre ich ihm so oder so gegenübergetreten. Das wäre jedoch zu meinen Bedingungen geschehen. Nicht so. Mit meinen Freunden an der Seite, die zu einigen der gefährlichsten Männer in diesem Land zählen.
Ein verächtliches Schnauben entkommt mir. Wem will ich etwas vormachen, all meine Schutzmechanismen hätten mir nicht geholfen, mich auf ihn vorzubereiten. Auf Gabriel kann ich mich nicht vorbereiten. Mein Blick fällt auf den Schuh, der mitten im Flur liegen sollte, denn er liegt nicht mehr. Nein, er steht dort wie ein Mahnmal,