: Amanda Dykes
: Der die Nacht erhellt Roman
: Gerth Medien
: 9783961225552
: 1
: CHF 13.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Frankreich zur Zeit des Ersten Weltkriegs: Alle Hoffnung ruht auf dem amerikanischen Soldaten Matthew Petticrew und seinen Kameraden. Während der Kampf an der Front ihm alles abverlangt, findet Matthew Trost in einem Lied, gesungen von einer Stimme, die so klar ist, dass sie eigentlich nur Einbildung sein kann. Doch in den Schützengräben verbreitet sich das Gerücht von einer geheimnisvollen Frau, die heilsame Spuren hinterlässt ... In der Wildnis des Argonner Forsts aufgewachsen und noch dort zu Hause, wird Mireilles Welt erschüttert, als der Krieg Einzug hält und ihr alles raubt, was ihr wichtig ist. Als Matthew und Mireille aufeinandertreffen, beginnt eine Reise, die alles verändert ...

Amanda Dykes liebt es, sich bei einer guten Tasse Tee auf die Suche nach den richtigen Worten für ihre Geschichten zu machen, die von der ersten bis zur letzten Zeile Hoffnung atmen. Die ehemalige Englischlehrerin hat bereits mehrere Erzählungen veröffentlicht, die unter anderem von 'Publishers Weekly' hochgelobt wurden.

2

1914

Der Krieg ließ gerade die Welt in Scherben zerbersten, aber das geschah weit weg, am anderen Ufer des Ozeans. In Maplehurst bebte die Erde jeden Tag, genau um zwölf Uhr mittags. Es begann mit einem leisen Grollen. Ein unregelmäßiges, zitterndes Geräusch, das sich durch den Boden grub und durch meine Adern kroch. Und dann wurde es lauter. Das Dröhnen bekam einen Rhythmus, der Rhythmus wurde zur Kraft, die das Ticken der Uhr an der Wand des Stalls übertönte.

Ich blickte den Gang entlang. Seit dem Morgengrauen hatte ich Heu geschaufelt, die Boxen ausgemistet und Pferdehufe beschlagen. In meinen neunzehn Lebensjahren hatte ich bisher wenig anderes zu sehen bekommen, aber es war ein gutes Leben. Meine Arbeit war getan – fast. Und dieses pulsierende Dröhnen rief nach mir, bis ich ihm gehorchte, den Stall hinter mir ließ und durch die großen weißen Türen lief, im Rhythmus meines Pulsschlags, der sich dem Dröhnen anglich. Ich rannte über die Hügel zum Kamm, bis ich die Staubwolke sah, die aufschwebte, als strecke sie sich aus, um mich zu sehen. Und meine Füße trommelten als Antwort auf die Erde:Ich komme.

Jedes einzelne dieser Pferde kannte ich so gut wie mein immer staubbeschmutztes Gesicht. Seit dem Tag, als Mr MacMannus mich und Celia auf dem Dachboden über den Ställen entdeckt hatte, wo wir uns versteckt hielten, während Mrs Bluet und Mr Haggerty uns abwechselnd Essen brachten und bei uns blieben, sooft es ihnen möglich war. Mr MacMannus hatte uns düster und stumm angestarrt und ein paar Worte zu unseren unfreiwilligen Betreuern gesagt – mächtige und unglückliche Worte. Sie hatten ein paar Worte erwidert – ruhig und fest –, die seinen Ärger anscheinend beschwichtigten oder zumindest tiefer in sein Inneres lenkten, jedenfalls weg von uns.

Seit jenem Tag war ich Stallbursche im Rennstall, und Celia war die kleine Näherin für Notfälle, die im Licht unseres einzigen Fensters Decken und Kleider für Pferde wie für Menschen flickte. Sie nähte, und ich arbeitete Seite an Seite mit den besten Vollblutpferden Neuenglands. „Die besten im ganzen Land“, wie Mr MacMannus gegenüber Besuchern gern kundtat.

Es war kein schlechtes Leben. Wir hatten ein Zuhause. Wir hatten zu essen. Wir hatten den derben Humor von Mr Haggerty, der uns hinter der Scheune ein kleines Stück Land zur Verfügung stellte und mich gern „den Jungen, der in der Scheune geboren wurde“ nannte. „Im Stall“, korrigierte ich ihn lachend, obwohl wir beide wussten, dass weder das eine noch das andere stimmte. Ich wohnte nur in einem Stall, und wenn einer in einem Stall geboren worden wäre, dann träfe es auf Celia eher zu als auf mich. Aber dennoch verspürte etwas in mir einen gewissen Stolz, wenn der Gärtner mich so nannte. Manchmal h