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Greer Hennessy brauchte Palmen. Grüne Palmwedel in Technicolor, die sich im Luftzug der Windmaschine wiegten, unterlegt vom Dolby-Surround-Geräusch heranrollender Wellen. Eine Totale von einem sonnengeküssten Strand sollte doch wohl kein Problem sein – schließlich war sie in Florida!
Doch die einzigen Bäume, die sie durch die insektenverklebte Windschutzscheibe ihres gemieteten Autos sehen konnte, waren spindeldürre Kiefern und Palmettopalmen, die sich endlos am Straßenrand entlangzogen.
Drei Tage zuvor war Greer in Panama City, Florida, gelandet. Vor ihrem Abflug hatte sie sich zu Hause in L.A. auf der Website der Film-und-Fernseh-Kommission von Florida umgesehen, wo es Fotos aller erdenklichen Landschaften des Bundesstaates gab, angefangen bei dem sich dunkelbraun durch den Norden windenden Susanne River über die grünen Weiden der Pferdefarmen von Ocala bis zu den Conch Houses und Bananenstauden der Florida Keys.
Am ersten Tag ihrer Erkundungsreise hatte Greer nur einen kurzen Blick auf die in den Himmel ragenden Hotels und Apartmentblocks am Strand von Panama City geworfen und war schnell auf derUS98 nach Westen gefahren, dann weiter auf der30A. Palmen hatte sie durchaus gesehen, doch sie standen in künstlich angelegten Küstenorten mit so klangvollen Namen wie Sunnyside, Rosemary Beach und Watercolor, die von Geld und Wohlstand kündeten; die farbenfrohen Häuser meinte man aus Hochglanzmagazinen zu kennen.
Das alles war wirklich hübsch. Aber verschlafen wirkte es nicht. Die Uferstraßen waren mitBMWs und fettenSUVs verstopft, entlang der Highways drängten sich Einkaufszentren, Supermärkte und Shoppingmalls.
Der Golf von Mexiko, jedenfalls das, was Greer davon sehen konnte, war durchaus schön, türkisgrün wie aus dem Bilderbuch, davor als Kontrast der weiße Sand. Perfekt für eine Werbebroschüre des Tourismusverbandes, aber alles andere als der urige Fischerort, den Greer suchte.
In der überteuerten Wohnanlage in Destin, wo sie die zweite Nacht verbracht hatte, erkundigte sie sich, wie die Orte in der Umgebung aussähen. Greer sprach nur dann über ihren Job oder ihren Auftrag, wenn es nicht zu vermeiden war.
»Ich suche etwas Ruhiges«, hatte sie der Kellnerin in einem auf Retro gestylten Restaurant namens Eggs’n’Joe lediglich gesagt. »Vielleicht ein Ort mit einem altmodischen Familienmotel. Und Fischerbooten.«
»Mexico Beach«, sagte die Kellnerin und kassierte vierzehn Dollar für einen Bagel.
Aber Mexico Beach war es nicht.
Als Nächstes fuhr Greer nach Apalachicola: Krabbenboote und Austernfischer, so weit das Auge reichte. Sie stellte den Wagen ab, sah sich die trubelige Marina an, die sogar einen eigenen Pier hatte, und machte Fotos mit dem Handy.
Nicht das, was ich mir vorstelle, simste Bryce Levy zurück.
Greer stieg wieder in ihren Wagen und fuhr auf der Küstenautobahn gen Osten.
Große Hoffnung setzte sie auf eine Insel namens Saint George Island. Dort gab es eine Gemischtwarenhandlung, ein paar Motels und den einen oder anderen T-Shirt-Laden. Die Straßen waren sandig, große mehrstöckige Häuser bildeten die Kulisse für Strandhafer und Dünen.
Greer fotografierte den Strand, eins der Motels und den Eingang zum Nationalpark, dann mailte sie die Bilder dem Produzenten beziehungsweise Regisseur. Kurz darauf piepte ihr Handy. Seine Antwort lautete:Nein.
Greer dachte zurück an ihre Besprechung mit Bryce Levy, dem neusten Wunderkind von Hollywood.
Er war seit kurzem mit ihrer besten Freundin CeeJay zusammen, und irgen