: Marion Schmitman Pothmann, Tanja Feichter, Sara Kress
: Kinder brauchen Freunde - Soziale Fertigkeiten fördern (Leben Lernen, Bd. 229) Gruppentherapie bei AD(H)S und anderen Verhaltensauffälligkeiten
: Klett-Cotta
: 9783608104004
: Leben Lernen
: 2
: CHF 25.50
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 230
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zu diesem E-Book stehen Arbeitsblätter als PDF zum Download auf www.klett-cotta.de bereit. Schwierigkeiten im sozialen Miteinander sind bei Kindern stark verbreitet. Besonders dann, wenn Verhaltensauffälligkeiten oder AD(H)S vorliegen. Das Buch vermittelt Grundwissen, zahlreiche Gruppenübungen zum Erwerb sozialer Fertigkeiten für 8-13-Jährige und praktische Anleitungen für Gruppentherapien. Inklusive CD mit Arbeitsblättern Kinder ohne Freunde sind nicht nur traurige, sondern auch gefährdete Kinder. Soziale Probleme treten bei vielen Heranwachsenden mit Verhaltensauffälligkeiten, besonders auch dem weit verbreiteten Aufmerksamkeitsdefizit-Syndro (ADS) auf. Die innovativen und abwechslungsreichen Gruppenübungen für 8-13-jährige Kinder setzen an diesem neuralgischen Punkt an. - Mit CD: Digitale Arbeitsblätter erleichtern das Vorgehen der Therapeuten. - Einführende Kapitel berichten über Modelle zur Entwicklung erleichtern das Vorgehen der sozialer Fertigkeiten und ihre spezifischen Störungsmuster. - Im Hauptteil werden zahlreiche flexibel einsetzbare Gruppeninterventionen mit konkreten Beispielen vorgestellt. - Alle Gruppenübungen sind voll ständig ausgearbeitet und anwendungsbereit. - Besonders geeignet für AD(H)S-Kinder - Zielgruppe sind: Kinder- und JugendlichentherapeutInnen in Praxis, Beratungsstelle und Klinik sowie PsychiaterInnen, SozialpädagogInnen und HeilpädagogInnen.

Marion Schmitman gen. Pothmann, Dr. phil., Diplom-Psychologin, ist als Supervisorin, Dozentin und Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche in eigener Kassenpraxis in Hamburg tätig.

Teil A Theoretische Grundlagen


1. Wie gelingt soziales Miteinander?


Gute Freunde, ein stabiles soziales Netz oder eine Gemeinschaft, die auch durch Krisenzeiten trägt, sind Kennzeichen für gutes soziales Miteinander. Der Wunsch nach solch tragender Gemeinschaft verbindet nicht nur Kinder und Eltern, er zieht sich wie ein roter Faden durch die Lebenswege beinahe aller Menschen.

So eindeutig wünschenswert gelungenes Miteinander ist, so komplex und herausfordernd ist der Weg dahin. Viele Versuche, gute Freundschaften aufzubauen, führen nicht zum gewünschten und ersehnten Ziel.

Mit großem Interesse wird daher von verschiedensten Personengruppen die Frage nach einem gelingenden sozialen Miteinander gestellt und diskutiert. Kinder (und nicht nur diese) fragen sich, wie sie Freunde finden können. Eltern überlegen sich verzweifelt, wie sie ihrem Kind aus sozialer Isolation helfen können, Lehrerinnen und Lehrer, wie eine stabile Klassengemeinschaft entstehen kann. Politiker diskutieren, wie Jugendliche in die Gesellschaft integriert werden können. Noch lange könnte eine solche Liste fortgeführt werden. Sie zeigt, wie wichtig gesundes soziales Miteinander für jeden Einzelnen, aber auch für Familien oder Gruppen und letztendlich für die gesamte Gesellschaft ist.

Der wichtigste Schlüssel zur Beantwortung dieser Fragen liegt in gesunden sozialen Fertigkeiten. Ist ein Kind in der glücklichen Lage, über diese zu verfügen, so gelingt es in der Regel schon sehr früh, gute soziale Kontakte aufzubauen. Kinder finden Freunde, die mit ihnen durch »dick und dünn« gehen. Durch diese erfahren sie Bestätigung und Korrektur. In der Gemeinschaft fühlen sie sich gestärkt, lernen voneinander und entwickeln sich gemeinsam weiter. Gleichzeitig entstehen wohlwollende Beziehungen zu Erwachsenen, die Kinder erfahren Wertschätzung und Anerkennung. In dem Wissen, akzeptiert zu sein, wagen es die Kinder, sich Herausforderungen zu stellen, sie erhalten Feedback und Korrektur. Die Erfahrung, in der Gemeinschaft mit seinen Stärken und Schwächen nicht nur akzeptiert, sondern geliebt zu sein, ist guter Nährboden für die Entwicklung eines gesunden Selbstwertes. Kinder entdecken, was in ihnen steckt, und wachsen weit über sich hinaus.

In Anbetracht der vielen sozialen Konflikte klingen diese Ausführungen von gelungenem sozialen Miteinander beinahe wie eine Utopie! Aber es ist keine! Trotz der vielen Kinder und Jugendlichen (und auch Erwachsenen), bei denen Defizite im sozialen Miteinander im Vordergrund stehen, erlebe ich in der Arbeit mit Familien nicht wenige Kinder, die durch gesunde soziale Kontakte getragen sind. Dass hierin kaum zu ersetzende Ressourcen liegen, zeigt sich besonders, wenn diese Kinder in psychische Notsituationen geraten. Staunend kann man erleben, dass selbst schwere Schicksalsschläge, wie beispielsweise der Tod eines Elternteiles, mit dieser Ressource besser bewältigt werden.

Niebank und Petermann (2002) stellen soziale Fertigkeiten als Schutzfaktor vor psychosozialen Krisen oder psychischen Erkrankungen dar. Kinder mit gesunden sozialen Fertigkeiten werden nicht nur schneller wieder gesund, sondern auch seltener krank. Ihre Entwicklung verläuft in der Regel ungestörter. Studien zeigen beispielsweise, dass hingegen Jugendliche mit schwachen sozialen Fertigkeiten mit höherer Wahrscheinlichkeit drogenabhängig werden (Greene et al., 1999), von der Schule ausgeschlossen werden oder einen kriminellen Lebensweg einschlagen. Die Entwicklung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter wird begünstigt (Petermann& Groen, 2006).

Kindern zu gesundem sozialen Miteinander zu verhelfen, stellt somit geradezu eine Pflicht für alle dar, die in der Verantwortung für Kinder und Jugendliche stehen. In der Förderung von sozialen Fertigkeiten liegt nicht nur die Chance, Kindern aus der Not der Einsamkeit zu helfen und somit auch deren Familien deutlich zu entlasten, sondern sie stellt