: Ingrid Steeger
: Und find es wunderbar Mein Leben
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838724423
: 1
: CHF 8.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Wer kennt sie nicht? Ingrid Steeger, die Ulknudel, Blondine der Nation, Sexsymbol und naives Dummchen, die mit 'Klimbim' berühmt wurde, mächtige Männer faszinierte und dennoch immer vergeblich auf der Suche nach Glück und Geborgenheit war. Nun legt sie ihre Autobiografie vor. Offen, ehrlich, schockierend, aber auch komisch, anrührend und ermutigend. Ein Stück bundesdeutscher Film- und Fernsehgeschichte und gleichzeitig die Geschichte einer Frau, die immer mehr gab, als sie zurückbekam, die aufstieg, fiel und sich aus eigener Kraft wieder aufrichtete.

Kapitel 2:
Ein Körper wird entdeckt


Erst heute, wenn ich mir Fotos von früher anschaue, begreife ich so richtig, wie schön mein Körper damals war. Ich sehe eine schlanke, voll erblühte junge Frau mit Rehaugen und der unschuldigen Ausstrahlung eines kleinen Mädchens. Vielleicht ist es deshalb nicht verwunderlich, dass ich einen bestimmten Typus von Männern anzog wie das Licht die Motten. Dass sich einige von ihnen das, was sie haben wollten, dann einfach nahmen, wenn ich es ihnen nicht freiwillig gab, dagegen habe ich mich nicht wehren können – wie schon bei meinem Großvater nicht. Hinzu kam, dass uns unsere Mutter nie aufgeklärt hatte, das Wort »Geschlechtsverkehr« oder das Wort »Sex« wäre ihr niemals über die Lippen gekommen. Nicht einmal in einer Umschreibung oder als Andeutung.

Das steht in krassem Gegensatz zu der praktischen Lektion, die mir meine Eltern in Kinderjahren erteilt hatten, als ich noch bei ihnen schlafen musste: Zwischen Mann und Frau läuft im Bett häufig etwas ab, das die Frau nicht will. Und trotzdem nimmt es sich der Mann. So ist die Rollenverteilung, so sind die Machtverhältnisse. Der Körper der Frau gehört nicht ihr.Mein Körper gehört nicht mir. Und dabei gab dieser junge Frauenkörper immer wieder den Ausschlag dafür, wohin mein Lebensweg mich führen sollte.

BAMBISERSTESMAL


Wenn am Wochenende mal wieder die Westdeutschen die Berliner Diskotheken fluteten, organisierte häufig irgendjemand aus Juttas und meiner Clique, die sich oft im Big Apple traf, eine Privatparty. So auch an einem Wochenende während meiner Handelsschulzeit. Ein paar Jungen hatten bereits eigene Autos und nahmen dann die Jüngeren und die, die noch keinen Führerschein hatten, mit.

»Fährst du mit mir, Bambi?«, fragte ein großer, gutaussehender Typ um die zwanzig, der sich im Big Apple zu uns an die Bar gestellt hatte. Ich hatte ihn noch nie in der Clique gesehen und wusste auch nicht, wie er hieß. Dass er so selbstverständlich meinen Spitznamen benutzte, störte mich aber nicht, schließlich nannten mich die meisten so, ich war nun mal mit Abstand die Kleinste und Zarteste und mit meinen achtzehn Jahren wohl auch eine der Jüngsten.

Ohne mir etwas dabei zu denken, willigte ich ein und stieg kurze Zeit später zu ihm in seinen hellblauenVW-Käfer.

»Hey, ist es für dich okay, wenn wir noch bei mir zu Hause vorbeifahren?«, fragte er, während er den Motor anließ. »Ich will nur schnell meine Gitarre und ein paar andere Sachen für die Party holen.«

Natürlich sagte ich Ja, warum auch nicht? Wir fuhren durchs nächtliche Berlin und hielten irgendwann vor einem Haus. Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren, es interessier