: Nicole Siemer
: Sieh, was du getan hast Sammelband
: Empire-Verlag
: 9783752139013
: 1
: CHF 5.60
:
: Horror
: German
: 492
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

***Zwei preisgekrönte Horrorjuwelen in einem Sammelband***
AKUMA:
»Armer Akuma. Zu böse, um ein Engel zu sein. Zu gut für einen Dämon.«
Charmant und bitterböse wird hier die Geschichte einer jungen Frau erzählt, in deren Körper ein Dämon haust. Akuma heißt der Plagegeist. Ein dauergelangweiltes, launisches Wesen aus den Tiefen der Hölle, das immer einen Spruch auf Lager hat. Er kann witzig sein, sogar freundlich, doch ein Dämon bleibt ein Dämon und so ist es nicht leicht für Kjara, ein normales Leben zu führen. Denn in Akuma lauert eine dunkle Seite, eine wilde Seite, geifernd nach Gewalt, Blut und Rache.
Mit Witz, Charme und einem Schuss Horror ist AKUMA ein Fantasy-Thriller, wie es ihn noch nie gegeben hat. Lassen Sie sich nach Grubingen entführen. In eine Stadt, in der alles möglich ist und in der die Dämonen unter uns wandeln. Manchmal anders, als wir es erwartet hätten.
 
EPIPHANI :
»Sieh, was du getan hast, Eddie!«
Der forensische Psychiater Doktor Phillip Meiners soll Eddie Quinn, einen vermeintlich psychisch gestörten Serienmörder, begutachten und dessen Schuldfähigkeit beurteilen. Im Gefängnis von Grubingen treffen die Männer zum ersten Mal aufeinander.
Eddie schwört auf seine Unschuld. Immer wieder erwähnt er eine Gestalt, die er den 'Unheimlichen Mann' nennt. Er ist bereit, Meiners seine Geschichte zu erzählen. Doch er warnt ihn auch. Hat der Unheimliche Mann ihn erst einmal bemerkt, wird er bleiben. Und er wird jeden umbringen, der sich zwischen sie drängt.
Sitzung für Sitzung wird Doktor Meiners tiefer in den Fall hineingezogen, erkennt Parallelen zu Eddie, denn wie dieser, trägt auch er eine Bürde. Schon bald beginnt Meiners zu zweifeln. Ist Eddie tatsächlich unschuldig? Gibt es den Unheimlichen Mann? Und falls ja ...
Psycho-Horror, der unter die Haut geht.



Nicole Siemer wurde 1991 in Papenburg (Emsland, Niedersachsen) geboren. Seit dem Abschluss ihres Belletristik Fernstudiums an der"Schule des Schreibens" 2017, widmet sie sich in erster Linie unheimlichen Geschichten mit philosophischen Anregungen. Nebenbei schreibt sie Kurzgeschichten, die sie auf ihrem Blog kostenlos zur Verfügung stellt.

Kapitel 1 – Erste Begegnung

 

Abgründe. Jeder Mensch besitzt sie. Sie lauern im Verborgenen, oft unerforscht, zuweilen verdrängt. Einige sind bodenlos. Manche von solch einer Schwärze erfüllt, dass sie endlos erscheinen. Und in manch einem Abgrund lauern weitere Schlünde. Schlünde, die besser verschlossen geblieben wären.

– Dr. Phillip Meiners

 

* * *

 

›Hausbesuche‹, wie Meiners sie nannte, gehörten zu den interessantesten Teilbereichen seiner Arbeit. In der Psychiatrie war er immer mit denselben weißen Wänden konfrontiert. Denselben langen Fluren und sterilen Büros. Besuchte er einen Patienten im Gefängnis, schlug sein Herz jedes Mal ein bisschen schneller. Er war nervös, sogar etwas aufgekratzt – eine willkommene Abwechslung zu der Wut und der alles verschlingenden Melancholie, die ihn sonst erfüllten.

Das Gefängnis in Grubingen besaß ebenfalls lange Flure. Sie waren grau und strömten Gefahr aus. Stimmen und der Klang von Gegenständen, die gegen die Stäbe der Zellen geschlagen wurden, hallten durch das Gebäude.

Meiners versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen, während er dem Wärter – einem breitschultrigen Mann mit kurzgeschorenen Haaren, der sich mit dem unpassenden Namen Benjamin vorgestellt hatte – folgte.

»Hey Süßer!«

Pfeifen.

»Verfickter Hurensohn!«

Schnarchen.

Meiners blickte starr geradeaus, ignorierte die Bemerkungen und Geräusche der Gefangenen links und rechts von ihm. Er fühlte sich anDas Schweigen der Lämmer erinnert und es hätte ihn nicht überrascht, wenn ihn am Ende des Ganges ein Stuhl erwartet hätte, der auf eine Glasscheibe gerichtet war, hinter der Hannibal Lecter ihn bereits mit verschlagenem Grinsen erwartete.

Es gab keinen Stuhl. Und keine Glasscheibe. Die Zelle unterschied sich nicht von den anderen. Grau und trostlos. Meiners musste zweimal hinsehen, um die Gestalt zu erkennen, die neben dem Bett kauerte. Im ersten Moment glaubte er, dort säße ein Kind. Tatsächlich handelte es sich um einen dürren Mann, der die Knie angezogen hatte und den Kopf darauf stützte. Sein Alter ließ sich aus der Entfernung nicht erraten, der Akte zufolge, war er 27 Jahre alt.

Als Meiners die Zelle betrat, die dunklen Augenringe und das eingefallene Gesicht des Mannes betrachtete, drehte er sich zu Benjamin um und flüsterte: »Das ist er? Ganz sicher?«

Benjamin grunzte etwas, das wie eine Mischung aus »Ja« und »Was für eine bescheuerte Frage«, klang, verließ die Zelle und schloss hinter Meiners ab.

Der Gefangene schien noch immer nicht bemerkt zu haben, dass er einen Besucher hatte. Oder aber es interessierte ihn nicht. Er blickte geradeaus, die Augen glasig ins Leere gerichtet. Würde sich seine Brust nicht rhythmisch heben und senken, hätte Meiners nicht unterscheiden können, ob ein lebender Mensch oder eine Leiche vor ihm saß.

Fasziniert betrachtete Meiners ihn eine Weile, ohne etwas zu sagen. Dann entdeckte er einen Stuhl in der Ecke –aha, also doch ein Stuhl –, schob ihn in die Mitte des Raumes, schlug seine Akte auf und setzte sich. Das Möbelstück knarzte, erst jetzt bemerkte Meiners, wie still es plötzlich geworden war.

Unheimlich, dachte er und holte aus der Innentasche seines Jacketts Notizbuch und Kugelschreiber hervor.

»Guten Tag, Herr Quinn. Mein Name ist Doktor Phillip Meiners. Ich bin Ihr forensischer Psychiater und freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie dürfen mich Meiners nennen, wenn Sie mögen. Bei meinem Vornamen nennt mich kaum jemand, ich sehe wohl nicht wie ein Phillip aus.« Er lächelte, wurde aber direkt wieder ernst, da keine Erwiderung folgte. »Darf ich Sie Eduard nennen? Oder lieber Herr Quinn?«

Meiners wartete.

»Eddie«, flüsterte der Mann so leise, dass er kaum zu verstehen war.

»Eddie? Sie wollen Eddie genannt werden?«

Endlich erwachte der Gefangene aus seiner Starre, blinzelte und blickte zu Meiners auf. Dann nickte er.

»Gut, Eddie«, sagte Meiners. »Sie mögen Ihren Vornamen wohl nicht, richtig?«

Eddie zuckte die Achseln. »So wurde ich schon immer genannt.«

»Wieso hocken Sie auf dem Boden? Ist das Bett zu unbequem?«

»Da sitzt er immer.«

Meiners wurde hellhörig. »Er?«

Eddie antwortete nicht. Er betrachtete Meiners mit seinen schmalen, dunkelblauen Augen un