J. R. R. TolkiensDer Herr der Ringe hatte seine Grundlage in dem Buch, das wir heute alsDas Silmarillion kennen und das 1977 in der akribischen und einfühlsamen Zusammenstellung durch seinen Sohn Christopher der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Der Band fasste die gesamte Schöpfung Mittelerdes und seinen Übergang von einem Zeitalter der Mythen zu einer Zeit zusammen, in der Geschichten zu Geschichte werden – inspiriert, wie der Autor sagen würde, von seiner »grundsätzlichen Leidenschaft … für Mythen (nicht Allegorien!) und Märchen, vor allem, auf dem schmalen Grat zwischen Mär und Historie, für Heldensagen, von denen es auf der Welt für meinen Appetit viel zu wenig (mir Zugängliches) gibt«.
Im Jahre 1951, lange vor der Veröffentlichung desSilmarillion mit seinen Erzählungen aus dem Ersten Zeitalter von Mittelerde – und sogar noch bevorDer Herr der Ringe in die Hände eines Lesepublikums gelangte – schrieb Tolkien an Milton Waldman, einen ihm wohlgesinnten Lektor, über das Ausmaß seiner Ambitionen als Geschichtenerzähler:[1]
Lachen Sie nicht! Es gab aber eine Zeit (seither bin ich längst kleinlauter geworden), da hatte ich vor, eine Sammlung von mehr oder weniger zusammenhängenden Sagen zu schaffen, die von den großen, kosmogonischen bis hin zum romantischen Märchen reichen sollten – die größeren auf den kleineren aufruhend, den Boden berührend, die kleineren um den Glanz des weiten Hintergrundes bereichert –, ein Werk, das ich einfach meinem Lande, England, widmen könnte. Es sollte im Ton und Charakter so sein, wie ich es mir wünschte, ein wenig kühl und klar, mit einem heimischen »Anhauch« (vom Himmel und der Erde des Nordwestens, das heißt Englands und der hiesigen Teile Europas, nicht Italiens oder der Ägäis und schon gar nicht des Ostens); und zwar sollte es (wenn mir dies gelänge) die helle, ungreifbare Schönheit besitzen, die manchmal »keltisch« genannt wir