: Fabian Navarro
: Vienna Falling Roman
: Leykam Buchverlag
: 9783701184088
: 1
: CHF 18.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Vienna Noir - aber richtig deep Ein Spalt reißt auf vor dem Stephansdom, ein deutscher Tourist verschwindet. Die Suche nach ihm ist ein packender Trip in die Wiener Unterwelt Bei einem Kurzurlaub wollte das deutsche Touristenpaar Renate und Jürgen eigentlich nur etwas Wien anschauen. Doch dann öffnet sich vor dem Stephansdom plötzlich die Erde und Jürgen verschwindet spurlos. Was ist da passiert? Hat Jürgen den Sturz in den Spalt überlebt? Und warum scheint das niemanden zu kümmern? Schnell merkt Renate, dass ihr die Wiener Polizei keine große Hilfe ist. Also begibt sie sich selbst auf die Suche nach ihrem verschollenen Mann. Gemeinsam mit der Hilfe von Reinhold, einem semi-seriösen Geisterjäger, taucht sie ab in die Wiener Unterwelt. Dabei entdecken die beiden einen jahrhundertealten Komplott, der Zeit und Raum völlig durcheinanderbringt! Ein Roman, so spannend wie ein Krimi, so unterhaltsam wie eine Netflixserie und so deep wie die Katakomben unter dem Stephansdom.

Fabian Navarro, geboren 1990 in Warstein, ist Autor, Slam Poet und Kulturveranstalter. Nach seinem Studium der deutschen Sprache und Literatur und Philosophie in Hamburg zog er nach Wien. Er tritt seit 2008 bei Lesebühnen und Poetry Slams auf und veröffentlichte zwei Katzenkrimis um die smarte Katzendetektivin »Miez Marple« (Goldmann 2022).

DREI


Bevor sich die Wohnungstür in der Liliengasse öffnete, verdunkelte sich der Türspion und es blieb für einenMoment still. Dann schnappten die beiden Schließmechanismen der Sicherheitsriegel aus dem Schloss und vor Reinhold Gruber erschien Gabriele Wiesinger. Sie trug ein lachsfarbenes Sakko und eine weiße Hose. Über die Schultern hatte sie einen zarten weißen Pullover gelegt und von den Ohren hingen schwere goldene Ohrringe. Die Möbel der Wohnung mussten noch aus der Kaiserzeit stammen. Zu ihren Füßen saß zitternd ein kleiner Malteser, der Reinhold Gruber wütend anknurrte.

„Da sind Sie ja“, begrüßte sie ihn. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mache, aber ich weiß einfach nicht weiter.“

„Keine Sorge“, sagte Reinhold. „Für die meisten ist es das erste Mal. Wir schauen uns das Phänomen in Ruhe an und sehen dann, was wir tun können.“

„Phänomen“, wiederholte Gabriele Wiesinger und lächelte nervös. Dann streckte sie den Kopf aus der Tür, sah an Reinhold Gruber vorbei ins Stiegenhaus und bat ihn eilig herein. Er wuchtete seinen Etagenkoffer aus Aluminium über die Türschwelle.

„Das alles brauchen Sie?“, fragte sie ungläubig, während die Talismane, Phiolen voller Weihwasser, Tinkturen und Kräuter in Tupperdosen sowie Edelsteine und Schutzsymbole in ihren Fächern klapperten und klirrten.

„Ich bin gerne vorbereitet. Man weiß am Anfang nie, womit man es zu tun hat“, sagte Reinhold. Am Anfang, das wusste er, musste man möglichst vage bleiben.

„Bevor ich Ihnen das Wohnzimmer zeige, darf ich Ihnen ein Wasser oder einen Kaffee anbieten?“

„Also ich möchte Ihnen davon abraten, in den nächsten Stunden elektrische Geräte zu verwenden.“

„Aha?“ Gabriele zog die Augenbrauen zusammen.

„Wegen den Schwingungen“, sagte Reinhold. Er wusste, was Eindruck machte. „Meine Geräte sind sehr empfindlich und wenn wir genau messen wollen, müssen wir alle Interferenzen so weit wie möglich reduzieren.“

„Na, wenn Sie das sagen. Was soll ich in der Zwischenzeit mit Coco machen? Nicht, dass sie die Geräte stört. Sie ist nämlich ganz aufgedreht, seit diese Geräusche da sind.“

Sorge mischte sich in ihr Gesicht. Gut so.

„Gar kein Problem“, sagte Reinhold und machte eine beschwichtigende Geste. „Dafür habe ich einen Piezofilterkristall dabei, der unerwünschte Schwingungen abfängt.“ Er griff nach einem beliebigen Quarz aus einem der oberen Kofferfächer und zeigte ihn Gabriele, die erleichterter wirkte. „Ich müsste erst einmal alles aufbauen und dann schauen wir weiter.“

„Soll ich den Strom im Wohnzimmer abstellen, bevor Sie beginnen?“

„Das wäre hilfreich!“, sagte er. „Und verdunkeln Sie die Fenster.“ Er arbeitete immer im Dunkeln, da nur so der Effekt der Nachtsichtkamera voll zur Geltung kam. Während Gabriele die schweren Vorhänge vor die doppelten