1. Vorbesprechungen
Ich hasste den Raumhafen. Ich weiß, ein starkes Wort für ein Gefühl, das für jemanden meines Ranges auch noch vollkommen unangemessen war.
Schließlich war das mein Job. Oder gehörte zumindest in ganz entscheidender Weise dazu. Ohne Raumhafen keine Raumschiffe, ohne Raumschiffe keine Erkundungs- und Forschungsflüge, ohne diese Flüge kein Job. Eine einfache Gleichung, die leider nur in sofern aufging, dass ich nicht auf der Stelle kehrtmachen konnte, da ich mich in einem viel zu engen, leicht stickigen und unbequemen Transitgleiter für kurze interstellare Reisen befand. Also einem weiteren furchtbaren Ort auf der Reise – ohne Möglichkeit zu fliehen.
Die meisten anderen Reisenden, vermutlich zukünftige Kollegen, wirkten jedoch, als hätten sie gerade den Apfel vom Baum der Erkenntnis vernascht. Mindestens.
»Kennst du die Insel der Glückseligkeit?«, erkundigte sich Herb, der eigentlich Herbert hieß. Ein blasser, leicht versnobter Milchbart, der mir auf unserer kurzen, gemeinsamen Reise zwischen all diesen abenteuerlichen Düften aus Testosteron, Moschus, Schweiß und Desinfektionsmitteln beinahe sein ganzes Leben erzählt hatte. Er war ziemlich penetrant, aber auf eine niedliche Art und Weise. Wie ein Welpe, der gerade erst stubenrein geworden war, dem man aber aufgrund seiner großen Augen und der kleinen Nase trotzdem jedes kleine Malheur verzieh. Ich hatte es noch nicht übers Herz gebracht, ihm zu erzählen, dass ich ihm vorgesetzt sein würde, da er sich so sehr an seinem Rang erfreute, dass es beinahe schon peinlich war. Eben ein heißer Jungspund, der darauf brannte, sich zu beweisen.
»Ja, habe ich schon einmal gehört«, gab ich zurück. Dabei ließ ich mir mein Unwohlsein durchaus anmerken. Herb wirkte zwar kurz irritiert, schien aber bereits zu glückselig, um meinem Unmut nähere Aufmerksamkeit zu schenken. »Ist das nicht diese Insel in der griechischen Mythologie, auf der Leute gegen ihren Willen gefangen gehalten werden, indem sie permanent unter Drogen gesetzt werden?«, präzisierte ich deswegen. Diese Metapher hatte schon etwas für sich. Schließlich war ich hier irgendwie auch gegen meinen Willen. Aber mein Vorschlag, mich einfach an meinen neuen Arbeitsplatz beamen zu lassen, war wegen der Versicherungskosten abgelehnt worden. Außerdem wäre ich ja dann kein Teamplayer und ein Spielverderber. Waren ziemlich exakt die Worte, die mein neuer Chef gewählt hatte. Oder in der Übersetzung: Wenn alle litten, sollte ich auch. Nur, dass außer mir niemand litt.
»Oh, du bist eine Spaßbremse?!«, lachte Herb. »Die meisten Leute wollen doch dahin – und sich dauerhaft amüsieren. Für die Ewigkeit.«
»Deswegen sind sie vor gut einem Jahrhundert nach Las Vegas gefahren und haben dort Haus und Hof verloren.« Ich löste mich vom Fenster des Transitschiffes und von dem Anblick des grell glitzernden dreidimensionalen Weltallstadtmonsters, dass andere Leute als den schönsten Hafen der Welt anpriesen. Hätte man mich nicht auch in einem Ein-Mann-Shuttle von zu Hause abholen können? Per Anhalter durch die Galaxie und so? Wo war bloß der Service-Gedanke geblieben? Ein Handtuch hatte ich schließlich.
Ich seufzte laut, was einen weiteren der Jüng