Starnberg
Mehr als hundert Jahre Starnberg: Erst 1912 wurden der heutigen Kreisstadt offiziell die Stadtrechte verliehen. Wichtigster Ort am See ist Starnberg mit seinen ca. 24.000 Einwohnern jedoch bereits seit Jahrhunderten - wenngleich sicher nicht der schönste.
Bunt: Bootshäuser an der Uferzeile
Bedeutung errang Starnberg vor allem durch den Ausbau der Burg durch die Wittelsbacher im 15. und 16. Jh. Mittlerweile hat sich das einstige Fischerdorf zum lebendigen Städtchen gemausert, in dessen Ortsbild sich historische und moderne Bauten mischen - oft durchaus ansprechend, an anderer Stelle wieder weniger geglückt. Kühle Zweckarchitektur dominiert die Eingangsschneise am Ende des Autobahnzubringers, das zubetonierte Stadtzentrum verströmt die Atmosphäre eines Parkplatzes. Doch immerhin gibt es zwischen Bahnhof und Kirchplatz eine kleine verkehrsberuhigte Zone mit Boutiquen und Cafés, und der verkehrsumtoste Tutzinger Hofplatz, einst ein trüber Parkplatz, wurde in ein reines Fußgängerareal mit ansprechender Gastronomie umgewandelt.
Die meisten Ausflügler kommen allerdings nur wegen des Sees - Starnbergs Prunkstück ist eindeutig die Uferpromenade mit Alpenblick, die leider durch die Eisenbahnlinie vom eigentlichen Ortskern abgeschnitten wird. Die Einwohner haben sich daran gewöhnt, ist dem Schienenstrang doch auch der Aufschwung zu einem der bedeutendsten Tourismusorte des Fünfseenlandes zu verdanken.
Und noch in anderer Hinsicht ist Starnberg Spitze: Wendet sich der Besucher dem häufig staugeplagten Stadtkern zu (Abhilfe soll eines noch fernen Tages ein Tunnel schaffen, der zwei Drittel des jetzigen Durchgangsverkehrs von der Innenstadt fernhalten wird), dann wird ihm angesichts der ungewöhnlich hohen Zahl von Nobellimousinen und teuren Cabrios schnell klar, dass er sich hier nicht unter armen Leuten bewegt. Der Landkreis besitzt im Verhältnis zur Einwohnerzahl einen der höchsten Millionärsanteile Deutschlands.
Sehenswertes
Vielen Besuchern reicht ein Spaziergang entlang der Promenade am See (parallel zur S-Bahnlinie, Station „Starnberg“). Es gibt jedoch noch einiges mehr zu entdecken.
Kern des Museums: das Lochmannhaus aus dem 16. Jh.
Seepromenade:Erstes Ziel fast aller Neuankömmlinge - gleich hinter dem Bahnhof liegt der See. Bummelt man bis an das südwestliche Ende der Promenade, vorbei an der Terrassenanlage des „Undosa“, stößt man auf einen martialisch gestalteten bayerischen Löwen: Er zierte einst das Heck des Dampfschiffs Bavaria, das zwischen 1878 und 1919 seinen Dienst versah.
Ostwärts des Bahnhofs dagegen wendet sich die Promenade recht bald vom Ufer ab. Über den Nepomukweg und vorbei am Gelände des Seebads Starnberg trifft man auf den Abfluss des Sees, die Würm. Hier steht dieNepomukbrücke, die nach dem Schutzheiligen der Brücken benannt wurde. Der Klappmechanismus dieser schönen alten Holzkonstruktion ermöglicht es kleineren Schiffen, zu den Bootsvereinen an der Würm und in das Gelände der traditionsreichen Bootswerft Rambeck einzufahren. Weiter östlich geht es über eine jüngere Zugbrückenversion zum Badegelände von Kempfenhausen und weiter nach Berg (→Starnberger See - Ostufer). Museum Starnberger See:Ein Museum für die Region und fast ein „Muss“, nicht nur für historisch interessierte Starnberg-Besucher. 2008 wurde dem ehemaligen, bereits 1914 von Bayerns letztem König Ludwig III. eröffneten Heimatmuseum für rund 2,5 Mio. Euro ein moderner Erweiterungsbau an die Seite gestellt, der auch von der Hauptverkehrsader Possenhofener Straße aus zugänglich ist, also quasi von „oben“. Der Eingang vom See her (ausgeschildert) blieb dennoch erhalten. Kern des Museums ist das 1538 erstmals urkundlich erwähnteLochmannhaus;das ehemalige Anwesen einer Fischerfamilie wurde in den 1980er-Jahren grundlegend saniert. Ein gläserner Gang verbindet Alt und Neu.
Die informative Ausstellung, deren rund 800 Exponate großteils aus der Zeit des 18./19. Jh. stammen, gibt Einblick in die ländlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen jener Zeit und beleuchtet die Geschichte des Starnberger Raums bis hin zum Einsetzen des Fremdenverkehrs. Angeschlossen ist eine Sammlung von Gemälden, Grafiken und Plastiken, darunter als Prunkstück „Die Heilige“ des Rokoko-BildhauersIgnaz Günther. Highlight des neuen Hauses ist das letzte komplett erhaltene Prunkschiff der Wittelsbacher, der 12 Meter lange „Delphin“. Er steht allein im Raum und kann auch vom Balkon im Stock darüber betrachtet werden. Schautafeln und Ausstellungsstücke illustrieren im 1. Obergeschoss die Tradition der königlichen Lustschifffahrt, im 2. Obergeschoss ist die Beziehung der Wittelsbacher zum Starnberger See Thema. Im Erdgeschoss zeigt das Museum die Entwicklung des Sees zum Villenstandort und touristischen Massenziel.
♦Mi-Fr 14-18 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr. Zugang auch vom Bahnhofsplatz/Ecke Bahnhofstraße am See (ausgeschildert). Eintrittsgebühr 5 €, bis 18 Jahre gratis. Ein Café ist angeschlossen. Possenhofener Str. 5, 82319 Starnberg,Tel. 08151-77570,museum-starn