KLASSENBUCH
»Dieser Scheißjude.«
Ich blickte von meinem Mathebuch auf. Frau Blumenthal stand hinter dem Lehrertisch und hatte die Anwesenheitsliste in der Hand. Sie schüttelte den Kopf.
Ich sah mich im Klassenzimmer um. Meine Klassenkamerad:innen wirkten unbeeindruckt. Thomas neben mir kritzelte Strichmännchen in sein Heft, die mit den Gleichungen spielten, die wir zurzeit durchnahmen. Eine Reihe hinter mir hatte Emilia einen Spiegel in der Hand und trug sich Lippenstift auf. Benni war in der letzten Reihe in den Bau eines Papierfliegers vertieft. Ich sah wieder nach vorne zu Frau Blumenthal, die ungerührt an der Tafel stand.
Sie hatte die Anwesenheitsliste beiseitegelegt und begann, die Gleichung an der Tafel nach x aufzulösen.
Mein Magen zog sich zusammen. Meine Finger kribbelten. Die Zeiger der Uhr bewegten sich weiter und weiter, Sekunden verstrichen und nichts geschah, nichts war zu hören außer Frau Blumenthals monotoner Stimme. Aber etwas war anders. Als hätten sich alle Dinge um ein paar Millimeter verschoben, mich eingeschlossen, und ich wollte wieder zurück.
Ich räusperte mich. »Das ist nicht in Ordnung.«
Die Blicke meiner Mitschüler:innen richteten sich auf mich. Das Blut stieg mir in die Wangen. Mir wurde ganz warm. Einen Rückzieher konnte ich jetzt nicht mehr machen.
Frau Blumenthal sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Mina«, setzte sie an, doch ich unterbrach sie.
»So ein W