: Herman Rarebell
: What About Love Wie ich mit den Scorpions fast den Weltfrieden verwirklichte ... und wie er wieder möglich wird
: Edition A
: 9783990018071
: 1
: CHF 17.10
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es ist das Jahr 1980 und die Welt befindet sich im Kalten Krieg. Osten und Westen scheinen unversöhnlich und die Atombomben nur einen Knopfdruck entfernt. Doch Herman Rarebell, Drummer der legendären Scorpions, ku?mmert das nicht. Er kifft mit Hippies in den USA, schu?ttelt Gorbatschow die Hand und begegnet auf seinen Touren Menschen, die u?berall das Gleiche wollen: Frieden. Seine Geschichte handelt nicht nur von einer Band, die Musikgeschichte schrieb, sondern auch von der Zeit, in der sie es tat. Eine Zeit, in der Mauern fielen, Feindschaften endeten und eine verheißungsvolle Zukunft begann. Eine wahre Geschichte von Liebe, Freiheit und Hoffnung, die beweist: Wir du?rfen an Weltfrieden glauben

Herman Rarebell, geboren 1949 in Lebach, war Schlagzeuger der Rockband Scorpions. Knapp zwanzig Jahre war er maßgeblich am weltweiten Erfolg der Band beteiligt, spielte auf legendären Alben wie Blackout und Love at First Sting und schrieb an Hits wie »Rock You Like a Hurricane« mit. Rarebells energiegeladener Stil und sein Songwriting prägten den Sound der Band in ihrer erfolgreichsten Ära. Als Mitglied der Scorpions erhielt er Preise wie den Echo und den World Music Award, und wurde mit mehr als 100 Gold- und Platinschallplatten ausgezeichnet.

»Ich werde schon reden mit Jon«, sagte ich, eher zu mir selbst als zu irgendwem der Anwesenden. Immerhin war Jon kein rotznasiger Teenager mehr, auch wenn er sich gerade so benahm, sondern einer der größten Musikstars des Planeten. Ich stieß die Holztür auf, im Gang zog es kräftig, es war noch kälter, als ich erwartet hatte. Die Stimmung war aufgeheizt, wir alle waren ein bisschen daneben. Vielleicht war es der Alkoholentzug, vielleicht waren es die Soldaten, die mit ernsten Mienen und schweren Gewehren jeden unserer Schritte überwachten. Vielleicht lag es auch an Doc, der sich irgendeinen Scherz erlaubte, den nur er selbst verstand. Jon Bon Jovi mochte ein Weltstar sein, doch die Welt endete vor dem Eisernen Vorhang. Was dahinter lag, gehorchte eigenen Regeln. Und in dieser Welt kannte niemand den hübschen Sänger mit dem wallenden Brusthaar. Die hätten ihn hier zum Frühstück verspeist. Und jetzt wollte ihn unser Manager Doc McGhee zum Headliner machen? Lächerlich.

Überhaupt verdankten wir nur Doc die ganze Sache hier. Ein Musikfestival in der UdSSR. Nicht in irgendeinem Sattelitenstaat an der Peripherie, wo die Menschen nur darauf warteten, endlich eine Brise westliche Freiheit zu erfühlen. Sondern im Herzen des Feindes, im gottverdammten Moskau. Einen neuen Markt erschließen, ungeahntes Potenzial, der übliche Marketing-Scheiß. Wie hatten wir darauf reinfallen können? Es war Kalter Krieg, Menschen starben vor der Berliner Mauer, die Sowjets und die Amis hielten ihre schwitzenden Finger über den roten Knöpfen der Atomsprengkörper, und wir standen hier auf der falschen Seite. Und dann sollte auch noch Jon Bon Jovi Headliner sein. Bei all den Provokationen, die fast den dritten Weltkrieg ausgelöst hätten, würde das vielleicht den Ausschlag geben.

Wie kam Doc überhaupt auf die verrückte Idee, in Moskau ein Musikfestival zu organisieren? Die First Lady Nancy Reagan hatte es sich zu ihrer heiligen Mission gemacht, alle bewusstseinsverändernden Substanzen aus den US zu entfernen. Und davon gab es eine ganze Menge. Wie sollten wir die Jahre des Kalten Kriegs, die ständige Bedrohung der Auslöschung, auch bei klarem Verstand überstehen? Jedenfalls hielt sie es für eine kluge Idee, Doc für ihre Sache zu gewinnen. Doc und seine Hardcore-Schützlinge waren die perfekten Gesichter für eine Anti-Alkohol- und Anti-Drogen-Kampagne. Ganz schön schlau, Nancy.

So hat sich Doc also nach Moskau organisiert, so wie er immer alles raus- und rein- und überorganisierte, immerhin war er der verdammt beste Manager im Business. Blöd nur, dass er dafür uns brauchte. Und die verrückte Idee desMoscow Music Peace Festival.Scheiße, Doc, dachte ich in der russischen Kälte, während ich durch die dunklen Gänge des Backstagebereichs lief und Jon suchte,hättest du uns da mal besser rausgelassen. Selbst ein amerikanisches Gefängnis kann nicht so trostlos sein wie dieser Ort.

Das Stadion, in dem wir spielen sollten, war gigantisch. Als hätten Hooligans ein Kolosseum errichtet. Rund, massiv, gewaltbereit, ausgefüllt von einer unüberblickbaren grünen Rasenfläche, darüber neigten sich die breiten Schul