Kapitel 2
Ein Wunder, bitte
UNGLAUBLICHE BEOBACHTUNGEN EINER PFLEGEKRAFT
Wer mit Hollywood-Serien wieGrey’s Anatomy oderDr. House vertraut ist, der kennt mit Sicherheit auch die darin dargestellten Wunderheilungen. Spontane Genesungsgeschichten stehen in den Krankenhäusern aus Film und Fernsehen an der Tagesordnung, genauso wie extrem seltene und beeindruckende Krankheitsbilder. Hier gibt es kaum einen langweiligen Fall, eine öde Herzinsuffizienz oder langweilige Nierensteine. Ein Patient, der über ein Jahr lang hoffnungslos im Koma lag, wacht plötzlich auf, nachdem er bei dem Besuch seiner großen Liebe mit dem Finger zuckt. Das junge Mädchen mit der seltenen Autoimmunerkrankung springt auf die lang gesuchte Therapie an und das Kind mit akutem Leberversagen erhält in letzter Sekunde die rettende Transplantation.
So spektakulär und dramatisch geht es im echten Leben wohl in keinem Krankenhaus und auf keiner Station zu. So auch nicht bei uns. Vor allem die spontanen Heilungsgeschichten sind, entgegen den Darstellungen aus Film und Fernsehen, leider kaum zu verzeichnen. So schön es Hollywood uns auch ausmalt, so ernüchternd ist doch die Realität.
Und dennoch gibt es sie, diese kleinen und großen Wunder, aber auch diese schockierenden, absurden, unglaublichen Vorkommnisse, von denen ich jetzt erzählen will.
Junges Schicksal
Emma war eine jener Patientinnen, die sich für immer in meine Erinnerung eingebrannt hat. Vielleicht ging mir ihre Geschichte besonders nah, da sie zum gegebenen Zeitpunkt gerade erst 36 Jahre alt war, so alt wie meine große Schwester damals und auch nicht weit von meinem Alter entfernt.
Gegen 9.30 Uhr ging der Herzalarm los, eine Normalstation setzte ihn ab. Ich war gerade mit der Pflege meines Patienten beschäftigt. Eine andere Kollegin sollte mit dem Arzt mitkommen und sich um den Anruf kümmern. Solche Alarme sind für uns nichts Seltenes, der Ablauf ist klar. Der Arzt ging gemeinsam mit einer Kollegin nach oben, auf die Station. Die restliche Belegschaft, inklusive mir, machte wie gewohnt weiter. Immerhin hatten wir unsere Patienten, um die wir uns kümmern mussten. Normalerweise dauern diese Herzalarm-Ausflüge eine Weile. Nicht in diesem Fall. Drei Minuten später waren der Arzt und meine Kollegin zurück. Auf die Panik in ihren Gesichtern war niemand von uns vorbereitet. Und schon gar nicht auf den Anblick der Patientin.
Schon von weitem hörte ich den Arzt schr