: Lars Rieck
: Tätowierung und Urheberrecht
: Fachmedien Recht und Wirtschaft
: 9783800597871
: & Recht
: 1
: CHF 74.70
:
: Handels-, Wirtschaftsrecht
: German
: 313
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Tätowierungen sind längst mehr als reine Körperkunst - sie sind Ausdruck individueller Persönlichkeit, gesellschaftlicher Strömungen und oft auch eines künstlerischen Schaffensprozesses. Doch wie verhält es sich mit dem rechtlichen Schutz dieser Kunstwerke? Welche Rechte stehen den Tätowierern zu, und wie lassen sich die Interessen der Träger von Tätowierungen mit dem Urheberrecht in Einklang bringen? Das Werk beleuchtet die komplexen Schnittstellen zwischen Körperkultur und geistigem Eigentum. Der Autor analysiert, inwieweit Tätowierungen urheberrechtlichen Schutz genießen, welche Urheberpersönlichkeits-, Nutzungs- sowie Verwertungsrechte für Tätowierer bestehen und ob sich ein Tätowierter rechtlichen Einschränkungen bei der Nutzung seines eigenen Körpers gegenübersehen kann. Darüber hinaus werden beispielsweise anhand der Prüfung urheberrechtlicher Schranken praxisnahe Lösungsansätze für Konflikte zwischen Urhebern, Kunden und Dritten entwickelt. Mit wissenschaftlicher Tiefe und hoher Praxisrelevanz bietet dieses Werk eine fundierte urheberrechtliche Orientierung für Juristen, Tätowierer und alle, die sich mit der rechtlichen Einordnung von Körperkunst befassen. Eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich mit der Frage auseinandersetzen, wem die Kunst auf der Haut eigentlich gehört.

Rechtsanwalt Lars Rieck aus Hamburg ist Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht sowie Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz. Er berät KMU sowie Mandanten aus der Kreativ- und Innovationsbranche zu allen Fragen der Immaterialgüterrechte und gibt sein Wissen regelmäßig in Seminaren und Fachpublikationen weiter.

1. Kapitel: Einleitung


A. Untersuchungsgegenstand


I. Ausgangssituation


Die Anfertigung von Tattoos hatte noch vor wenigen Jahrzehnten einen vornehmlich negativen Ruf. Das Tätowieren erfolgte oft als inoffizielles Nebengeschäft in Hinterzimmern von in Rotlichtbezirken gelegenen Gaststätten1 oder Friseurbetrieben, zumal der schlechte Ruf häufig eine gewerberechtliche Zulassung als Tätowierbetrieb verhinderte.2

Mittlerweile hat sich die deutsche Tattoobranche jedoch zu einem stetig wachsenden Geschäftsbereich entwickelt. Im Jahr 2012 wurde ihr Jahresumsatz anlässlich einer Stellungnahme desProTattoo e.V. für den Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags auf ca. 50 Millionen Euro geschätzt. Dieser Umsatz soll damals von rund 6.000 offiziellen Studios mit ca. 20.000 Beschäftigten erwirtschaftet worden sein. Dabei wurde von einer Zahl von ca. 2 Millionen angefertigtenTattoos jährlich ausgegangen.3

Seit 2012 dürften diese Zahlen angesichts der allgemein wahrnehmbaren Rezeption vonTattoos in den deutschen Medien und in der deutschen Gesellschaft merklich gestiegen sein. So gaben einer Studie des Ipsos-Instituts (2019) zufolge 21% der befragten deutschen Männer und Frauen an, einTattoo oder mehrereTattoos zu haben. Die Studie geht zudem von rund 8.000 offiziellenTattoostudios in Deutschland aus.4

Die meistenTattoostudios pro Kopf der Bevölkerung befinden sich in Deutschland dabei überraschenderweise nicht in international geprägten Großstädten wie Berlin oder Hamburg, sondern überwiegend auf dem Land in Bayern.5

WährendTattoostudios weiter nahezu allerorten entstehen undReality-TV-Formate wie „LA Ink“, „Miami Ink“ u.a. den Alltag sowie die Arbeitsabläufe vonTattoo Artists begleiten und sie zu Stars machen, bestehen mittlerweile auch soziale Medien mit dem Schwerpunkt auf Videodarstellungen wie z.B.Instagram zu einem erheblichen Anteil aus Darstellungen tätowierter Körper. SowohlTattoos Artists als auchTattoo Models nutzen die sozialen Medien als Hauptwerbeplattform für ihre Angebote.

Gleichzeitig werden große Player der Farben- und Pigmenteindustrie auf den boomenden Markt aufmerksam. So verkündete das bekannte deutsche Traditionsunternehmen Edding in einer Pressekonferenz am 19. August 2020, in Zukunft selbst entwickelte Tattoofarben anzubieten und ab Oktober 2020 sogar mit eigenenTattoostudios auf den Markt zu treten6, verkündete jedoch im September 2024 überraschend den Ausstieg aus der Branche.7 Die Beiersdorf AG mit ihrer Körperpflegemarke Nivea ging bereits im Herbst 2019 mit Pflegeprodukten speziell fürTattoos auf den Markt.8 Selbst die Textilindustrie hat sich auf den Trend eingestellt und bietet mittlerweile ganze Produktlinien blickdichter Businesshemden für Tätowierte an.9

Mit dem zunehmenden Einfluss der Tattookultur auf die deutsche Bevölkerung sowie durch deren gesellschaftliche Wahrnehmung im Alltag stellen sich vermehrt Fragen über die rechtliche Einordn