Prolog
Endlich Ruhe!
Dieser Gedanke hatte ein wahres Feuerwerk an positiven Gefühlen in mir ausgelöst, als mein Flug nach Palmanova gebucht war. Endlich raus aus dem Krankenhaus, aus der Patienten-Kollegen-Ärzte- Vorgesetzten-Hölle. All den Stress und Druck hinter mir lassen.
Nun stand ich hier, am weißen Traumstrand, der sanft von den auslaufenden Wellen des Mittelmeeres gestreichelt wurde. Die Sonne brannte vom wolkenlosen, babyblauen Himmel, brachte das Wasser zum Glitzern. Eine Möwe kreischte gegen das Rauschen der Wogen an, während sie majestätisch ihre Bahnen zog. Traumhaft.
Eigentlich.
Die Realität von dicht aneinander gequetschten, braungebrannten oder frisch gerösteten roten Leibern, quengelnden Kindern und einer Joggerin, die mich fast über den Haufen rannte, war ernüchternd.
Aber stopp – ich wollte mich auf das Positive besinnen. Jetzt würde ich einen Spaziergang machen und mit etwas Glück ein ruhigeres Plätzchen finden.
Nach gut zwei Stunden war ich erfolgreich. Klar, auf dicken, teils zu eindrucksvollen Haufen gestapelten Gesteinsbrocken wollte niemand sitzen. Ich inzwischen schon. Denn hier war alles, was ich brauchte: das Meer und Ruhe.
Ich suchte mir einen annehmbaren Stein aus, der einen druckstellenfreien Hintern versprach, und ließ mich mit einem erleichterten Seufzer nieder. Sog die wohltuend salzige Luft tief in meine Lunge. Schloss die Augen und lauschte dem sanften Rauschen des Meeres, das seine wahren Kräfte gekonnt verbarg. Verdrängte die dröhnenden Motorengeräusche der Yachten und Schnellboote, die immer neuen Touristen zu einem Adrenalinkick verhalfen.
Schluss damit. Keine Menschen in den Kopf lassen. Nicht in diesen beiden Wochen.
Der gepresste und doch markerschütternde Schrei hinter mir brachte meine Vorsatzblase jäh zum Platzen. Vor Schreck wäre ich fast vom Felsbrocken gefallen, was Wut in mir aufsteigen ließ. Wie konnte man die Stille an diesem friedlichen Ort nur dermaßen verhunzen? Ich fuhr herum, bereit, all meinen Frust an dem Störenfried auszulassen – und klappte den Mund wieder zu. Stattdessen erwachte mein Helfersyndrom, als ich die schmerzverzerrte Miene des jungen Mannes sah, der hinter mir kauerte und sich den Fuß hielt. Seiner Kleidung nach zu urteilen - die, nebenbei bemerkt, eine Menge muskelüberspannende Haut präsentierte – war er zum Joggen hier. Ursprünglich zumindest.
»Was ist passiert?« Ich stand auf und ging unschlüssig auf ihn zu.
Er sah auf, der Schmerz in seinen Augen wich Verständnislosigkeit. »´ne dämlichere Frage hast du nicht auf Lager?«
Wow, was für ein freundlicher Mitmensch. Er erinnerte mich an so manchen Patienten im Krankenhaus, der bei den Pflegekräften telepathische Fähigkeiten erwartete. Und die Wünsche gefälligst gestern, nicht erst in einer Minute erfüllt zu haben.
Nur hatte d