: Rita Janaczek
: Endgültiges Schweigen Sergeant Beverly Evans Band 1
: Machandel Verlag
: 9783959594714
: 2
: CHF 3.60
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 312
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einem einsam gelegenen Haus in Kingston, London, wird die Leiche einer Frau mit zugenähtem Mund gefunden. Es gibt deutliche Parallelen zu einem vergangenen Fall, der fast zwei Jahre zuvor ungelöst zu den Akten gelegt wurde. Sergeant Beverly Evans, ihre Vorgesetzten und Kollegen verfolgen einige heiße Spuren, die sie nach Birmingham und West Bromwich führen. Doch diese Ermittlungend stocken schnell. Scotland Yard beauftragt den jungen Psychologen Daniel Fleming, das Team bei der Suche nach dem Täter zu unterstützen, und Beverly entwickelt mehr als nur berufliches Interesse für diesen Mann. Dann überschlagen sich die Ereignisse, und Beverly gerät in einen Strudel, der sie sowohl dienstlich als auch privat an die Grenzen ihrer emotionalen Belastbarkeit bringt. Überarbeitete Neuauflage des Krimis 'Das Klavier, die Stimme und der Tod'

Die Autorin Rita Janaczek wurde 1967 in Legden im Münsterland geboren und lebt heute mit Mann und Katze Fine in Haselünne im Emsland. Sie schreibt Krimis und Kurzgeschichten, begeistert sich aber auch für andere Genres. 2013 gewann sie den 18. Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb mit ihrer Geschichte 'Tage und Wochen'. 2022 war sie unter den Gewinnern des SpaceNet Award. 2023 gewann die Anthologie 'Mensch 3.0', in der ihre Story 'Miriam' veröffentlicht ist, den Goldenen Stephan. Ebenfalls im Jahr 2023 schaffte sie es auf die Shortlist des Wettbewerbs '3. Oktober - Die Freiheit, die ich meine'. Ihr Kurzkrimi 'Gabriel und die Frau in Schwarz' war 2024 für den Glauserpreis in der Kategorie Kurzkrimi nominiert. Rita Janaczek ist Mitglied bei den 'Mörderischen Schwestern' und beim 'Syndikat'.


Dienstag, 5. März



Der Londoner Abendhimmel war wolkenschwer. Ein schmaler dunkelblauer Streifen zog sich am entfernten Horizont entlang, zerrissen vom Wind. Die Regenschauer hatten eine schwere, kalte Feuchtigkeit in der Luft hinterlassen.

Im Londoner Bezirk Kingston, an der Grenze zum Richmond Park, wurde ein kleines Haus von unzähligen Fahrzeugen und Polizeiwagen belagert. An der Vorderfront waren Strahler positioniert. Im Schattenwurf des Hauses bewegten sich die Bäume des dahinterliegendes Parkrandes gespenstisch. Sergeant Beverly Evans stieg aus ihrem Wagen und schlug den Kragen ihres Mantels hoch. Sie war definitiv zu spät dran. Sie hob das Absperrband, schlüpfte darunter durch. Der Tatort war weiträumig abgesperrt, so wie damals, vor zwanzig Monaten. Heute jedoch gab es keine Heerscharen von Schaulustigen, die sich an die Absperrung drängten. Das Haus lag einsam, und bei diesem Wetter ging niemand ohne zwingenden Grund auf die Straße. Nass, kalt, dunkel, einfach widerlich. Beverly bemerkte ihren Atem, der weiß in der Luft hing, während sie den alten Fall rekapitulierte.

Der erste Mord passierte im August. Beverly erinnerte sich an die quälende Hitze, daran, dass sie und ihre Kollegen die Wohnung nicht ohne Mundschutz hatten betreten können. Sie versuchte nicht an das zu denken, was die Anwältin Laurie Hardin in den letzten Minuten ihres Lebens empfunden haben mochte. Beverly hatte, genau wie ihre Kollegen, bis zum heutigen Abend geglaubt, dass es sich um einen bizarren Einzelfall handelte, dennoch das Werk eines Psychopathen. Der Anruf ihres Vorgesetzten hatte sie eines Besseren belehrt. „Verdammt, der Mord trägt die gleiche Handschrift, wie vor zwanzig Monaten“, hatte Superintendent Whitefield ins Telefon geraunzt, „ich wette, dass wir es mit demselben Täter zu tun haben. Kommen Sie sofort, Evans, sofort! Ist das klar?“

Es war also nicht vorbei.

Die Fotografen der Spurensicherung kamen Beverly mit der schweren Ausrüstung entgegen. Sie hatten ihre Arbeit vor Ort erledigt und grüßten erschöpft, als sie an ihr vorbeikamen.

Beverly war kein alter Hase bei Scotland Yard, dazu war sie mit ihren neunundzwanzig Jahren zu jung, doch sie hatte sich bereits einen Namen gemacht. Zugetraut hatte ihr das anfangs niemand. Sie war klein, schmal und wirkte zerbrechlich.

„Ich weiß, was Sie denken“, hatte sie vor fast vier Jahren ihre männlichen Kollegen mit fester Stimme begrüßt, „aber Sie irren sich. Ich habe nicht vor, halbherzige Arbeit zu leisten. Wenn ich schieße, treffe ich meistens. Ich erwarte nicht, dass mir irgendjemand die Tür aufhält. Ich habe auch nicht die Absicht, mir in irgendwelchen Betten irgendeinen Dienstgrad zu erschlafen. Ich bin Beverly Evans und ich freue mich auf meinen Job hier.“

Das hohe Gras war nass. Der Boden unter ihren Füßen schmatzte matschig. Nach wenigen Schritten spürte sie, wie die Feuchtigkeit kalt durch das Leder der Schuhe an ihre Füße drang. Allister Whitefield kam ihr entgegen. Seine helle Wildlederjacke wirkte fleckig im grellen Licht der Scheinwerfer. Seine grauen Haare waren nass, das runde Gesicht war gerötet. Er schnaufte, die wässrigen Augen flackerten nervös.

„Verdammt Evans, ich hab schon gedacht, Sie kommen gar nicht mehr.“ Er wischte sich über die Stirn, blickte sich kurz um. „Die Techniker sind mit den Fotos durch, die Spurensicherung war schon im Schlafzimmer. Einige sind noch oben. Sie sehen ja, der Rest der Mannschaft friert hier draußen. Alles Weitere zeig ich Ihnen. Stanton und Sands sind drüben. Ich will, dass alle, die den Mord an Laurie Hardin untersucht haben, sich hier reinhängen. Wenn uns dieser Kerl wieder entkommt … verdammt, das darf nicht passieren, darf es einfach nicht, verstanden?“

Alle! Es versetzte Beverly einen Stich.Alle außer Edward.