Vorwort
Gründe zur Hoffnung (2015)
Deine Gegner wollen, dass du glaubst, alles sei hoffnungslos, du hättest keine Macht, es bestünde kein Handlungsbedarf, du könntest nicht gewinnen. Hoffnung ist eine Gabe, die du nicht hergeben musst, eine Kraft, die du nicht wegwerfen musst. Und obwohl Hoffnung eine Trotzreaktion sein kann, ist Trotz kein hinreichender Grund zum Hoffen. Doch es gibt gute Gründe.
Ich habe dieses Buch 2003 und Anfang 2004 als ein Plädoyer für die Hoffnung geschrieben. Was folgt, ist in gewisser Hinsicht ein Dokument seiner Zeit – es wurde gegen die enorme Verzweiflung geschrieben, die zu Beginn des Krieges im Irak herrschte, als dieBush-Administration auf dem Höhepunkt ihrer Macht war. Dieser Moment liegt lange zurück, doch Verzweiflung, Defätismus, Zynismus sowie die Geschichtsvergessenheit und die Annahmen, aus denen diese Einstellungen häufig erwachsen, haben sich nicht aufgelöst – nicht einmal, als sich absolut wilde, unvorstellbar fantastische Dinge ereigneten. Und zur Rechtfertigung dieser Haltungen ließe sich noch immer vieles vorbringen.
Mehr als ein Dutzend turbulente Jahre später glaube ich trotzdem, dass die Prämissen des Buches weiterhin gelten. Progressive, bürgernahe Graswurzelgruppierungen haben zahlreiche Siege errungen. Die kollektive Macht der Menschen ist weiterhin ein Katalysator für tiefgreifende Veränderungen. Und die Veränderungen, die wir erlebt haben, sind sowohl erfreulich als auch schrecklich. Die Welt von 2003 wurde hinweggefegt. Doch die Schäden, die sie angerichtet hat, klingen nach. Ihre Übereinkünfte und viele ihrer Ideologien haben allerdings Platz für neue gemacht – und darüber hinaus für eine grundlegende Veränderung dessen, wer wir sind, sowie der Art und Weise, wie wir uns selbst, die Welt und so viele Dinge in ihr vorstellen. Wir leben in einer außergewöhnlichen Zeit, in der viele ungeahnt vitale Bewegungen entstanden sind, die nicht vorhersehbar waren. Gleichzeitig ist es eine albtraumhafte Zeit. Unser Engagement erfordert die Fähigkeit, beides erkennen zu können.
Im 21. Jahrhundert hat sich eine grauenhafte ökonomische Ungleichheit breitgemacht, möglicherweise aufgrund einer Geschichtsvergessenheit sowohl der Werktätigen, die eine Verschlechterung der Löhne, Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen tolerieren, als auch der Eliten, die nicht mehr wissen, dass sie einige dieser Dinge in der Hoffnung zugestanden hatten, dadurch eine Revolution vermeiden zu können. Der Aufstieg des Silicon Valley als ein globales Machtzentrum hat zahllose Arbeitsplätze eliminiert und automatisiert und so die ökonomische Ungleichheit verstärkt. Er hat neue Eliten und monströse Unternehmen entstehen lassen: von Amazon mit seinen Angriffen auf das Verlagswesen, auf Autorinnen und Autoren sowie auf Arbeitsbedingungen allgemein, bis hin zu Google, das versucht, in unzähligen Bereichen ein globales Informationsmonopol aufzubauen, und dabei eine erschreckende Macht anhäuft, die sich ableitet aus der Erstellung detailreicher Profile der allermeisten Menschen, die Computer nutzen. Die großen Tech-Konzerne haben Möglichkeiten zur Überwachung geschaffen und angewandt, die sich der Kreml und das FBI auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht hätten träumen lassen – in Zusammenarbeit mit der Regierung, die das Ganze regulieren sollte.