PROLOG
SCHON WIEDER HITLER? NEIN: NOCH IMMER!
„Der Adolf war für uns einfach ein toller Typ!“
Was faszinierte junge Menschen der 1930er- und 1940er-Jahre am „Führer“? Wie ist es zu erklären, dass so viele ihm über Millionen von Toten und Ermordeten hinweg bis in den eigenen Untergang folgten? Dieses Buch lässt einige Zeitzeuginnen und -zeugen zu Wort kommen, die ihre Geschichte aus der Froschperspektive erzählen.
Erstmals spricht ein ehemaliger Hitlerjunge offen über seine Beteiligung an terroristischen Sprengstoffanschlägen in den 1930er-Jahren und die von ihm wahrgenommenen neuen Aspekte des Sturms der Hitlerjugend auf das Wiener Erzbischöfliche Palais 1938.
Erstmals bekommen wir Einblicke in die politischen Wandlungen eines österreichischen Nationalsozialisten des linken NSDAP-Flügels um Gregor und Otto Strasser, der noch dazu ein Schulfreund des sozialistischen Dichters Jura Soyfer war.
Erstmals schildert ein BDM-Mädchen seinen Weg vom katholischen Elternhaus in die Hitler’sche Staatsjugend – zwischen Überzeugung und Naivität.
Erstmals erklärt ein Widerstandskämpfer der Gruppe des Roman Karl Scholz, warum er sich nicht als Opfer, sondern als Täter sieht.
Ratlos lassen uns die Schilderungen des SD-Agenten Wilhelm Höttl zurück, der Adolf Eichmann die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden entlockt haben will und im Auftrag Kaltenbrunners zu Beginn des Jahres 1945 den Amerikanern angeblich einen Sonderfriedensschluss angeboten hat.
Eindringlich erleben wir den Kriegsalltag eines österreichischen Gefreiten an der Ost- und Westfront und in der Kriegsgefangenschaft. Darin stecken selten bis nie gehörte Aspekte manchmal schier unglaublicher Geschichten.
Adolf Hitler selbst hingegen ist längst von der Person der Zeitgeschichte zur grellen Pop-Figur geworden, die in Büchern und Filmen in aller Welt unzählige Male und geradezu inflationär auftaucht. Mittlerweile hätten „berufene und noch mehr unberufene Schreiber durch unterschiedliche Konstruktionen oft ein virtuelles Hitler-Bild geschaffen, das mit der Realität kaum mehr etwas zu tun hat und das ständig zurechtgerückt und entmythisiert werden muss“, meinte einst der Doyen der Zeitgeschichtsforschung an der Universität Wien Gerhard Jagschitz (1940–2018) und schloss daraus: „Es kann gar nicht genug Hitler-Bücher geben.“
Unter den Berufenen, die in den letzten Jahren dazu publizierten