: Sven Seidenstricker, Jens Pöppelbuß, Thomas B. Berger, Heiko Fischer
: Digitaler Vertrieb
: UVK Verlagsgesellschaft mbH
: 9783381114436
: nuggets
: 1
: CHF 13.50
:
: Betriebswirtschaft
: German
: 120
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mehr denn je steht beim digitalen Vertrieb die Kund:innen im Mittelpunkt. Das Ziel, sie in ihrem Tätigkeitsfeld erfolgreich zu machen, wird durch einen neuen Managementansatz ganzheitlich und systematisch unterstützt. Ein solchermaßen gestaltetes Customer Success Management hat sich in der Praxis bewährt. In diesem Buch konzentrieren sich die Autoren insbesondere auf Extended Reality, Big Data und künstliche Intelligenz, da diese aus heutiger Sicht in naher Zukunft viele Veränderungen in der Art und Weise, wie im Vertrieb gearbeitet wird, auslösen werden. Erfolgreicher digitaler Vertrieb geht daher mit einem Wandel in der Organisation und den notwendigen Kompetenzen einher. Die Autoren diskutieren, welche zukünftigen Kompetenzen der digitale Vertrieb benötigt, welche Auswirkungen dies auf die Führung hat und wie der Volatilität und Dynamik der globalen Märkte effizient begegnet werden kann. Abschließend wird der Zusammenhang zwischen digitalem Vertrieb und neuen Geschäftsmodellen aufgezeigt - inklusive der Potenziale von Plattformgeschäftsmodellen.
Prof. Dr. Sven Seidenstricker ist Studiengangsleiter und Professor im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach/Bad Mergentheim. Er lehrt dort Innovations- und Produktmanagement und forscht u.a. in den Bereichen Digitalisierung des Vertriebs und Customer Success Management. Prof. Dr. Jens Pöppelbuß ist Universitätsprofessor für Industrial Sales and Service Engineering an der Ruhr-Universität Bochum. Er erforscht die digitale Transformation von industriellen Wertschöpfungsnetzwerken sowie mit ihr einhergehende Dienstleistungs- und Geschäftsmodellinnovationen.& 13; Prof. Dr. Thomas B. Berger ist Professor für Wirtschaftsingenieurwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart. Er fokussiert sich vor allem auf die Herausforderungen des Umgangs mit Risiken. Heiko Fischer studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der DHBW Mosbach und TU Chemnitz. Nach praktischen Erfahrungen im Maschinen- und Anlagenbau sowie einem IT-Startup erforscht er seit 2020 im Rahmen seiner Promotion die digitale Transformation des Vertriebs. Seine Interessen sind im Vertrieb sowie dem Innovations- und Produktmanagement zu verorten.

1.2Charakteristika des digitalen B2B-Vertriebs


Der Vertrieb ist als Schnittstelle zwischen Kund:innen und dem Anbieterunternehmen zu verstehen. Die konkreten Aufgaben des Vertriebs hängen stark vom Unternehmen und der Branche ab. Er ist dafür verantwortlich, Produkte an Kund:innen zu verkaufen, weshalb seine Tätigkeiten direkte Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn des Unternehmens haben. Um Produkte zu verkaufen, analysiert er seine Kund:innen und leitet auf Basis seiner Kund:inneneinblicke ein passendes Wertangebot ab. Der Vertrieb hat sowohl Verantwortung für das operative Verkaufen als auch die strategische Ausrichtung seiner Tätigkeiten (Hiemeyer, 2020; Kreutzer et al., 2020; Purle et al., 2023).

In der Vergangenheit wurde differenziert zwischen demB2B- und Business-to-Consumer(B2C)-Vertrieb. Die beiden Vertriebsformen unterscheiden sich maßgeblich hinsichtlich der Kund:innen, die bedient werden. Während derB2B-Vertrieb Geschäftskund:innen bearbeitet, kümmert sich derB2C-Vertrieb um Privatkund:innen bzw. Endverbraucher:innen. Die folgende Tabelle 1.2 zeigt weitere typische Unterscheidungsmerkmale zwischen den beiden Märkten.

 

B2B

B2C

Zielgruppe

Geschäftskund:innen

Privatkund:innen

Herkunft der Nachfrage

abgeleitet

originär

Beziehung

langfristig

kurzfristig

Vertriebsprozess

komplex, lang

einfach, kurz

Beschaffungsprozess

formalisiert, Mehrpersonenentscheidung

autonom

Intermediäre

wenige

viele

Käufer:innen

wenige

viele

Anbieter:innen

wenige

viele

Angebotscharakter

hohe Individualität

geringe Individualität

Abhängigkeit

groß

klein

B2B- und B2C-Markt im Vergleich

Quelle: Grewal & Lilien (2012), Lilien (2016), Pförtsch et al. (2022)

Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die strikteUnterscheidung zwischen B2Bund B2Czunehmend an Bedeutung verliert. Infolge der aktuellen technologie- und kund:innengetrieben Umwälzungen in der Vertriebslandschaft, verändern sich die beiden Märkte. Wenngleich der B2B-Vertrieb in der Vergangenheit weniger digitalisiert war als der B2C-Vertrieb (Rodríguez et al., 2020), holt dieser seit der Corona-Pandemie stark auf (Guesalaga et al., 2023). Unternehmen und Kund:innen setzten immer stärker auf digitale Lösungen, was zu einer verstärkten Automatisierung des B2B-Vertriebs führt (Voss et al., 2023). Dies führt dazu, dass die Grenzen zwischen B2B und B2C immer stärker verschwimmen. Beide Märkte nähern sich immer stärker aneinander an und enthalten typische Charakteristika des jeweils anderen Markts (Dant& Brown, 2008; Mingione& Leoni, 2020). Aus B2B-Sicht bedeutet das, dass sich die Beziehung mit den Kund:innen verändert (Ahearne et al., 2022). Folglich ist die Funktion des B2B-Vertriebs einem Wandel unterworfen und wird komplexer. Dies liegt im Wesentlichen im Megatrend der Digitalisierung begründet. Daher geht der folgende Abschnitt näher auf die digitalen Veränderungen des Vertriebs ein.

Der Einfluss des Megatrends der Digitalisierung schlägt sich in drei Begriffe nieder, die zu unterscheiden sind: Digitization, Digitalization und Digital Transformation. Im