: Helena Marten
: Die Kaffeemeisterin Historischer Roman | Um ihr Frankfurter Kaffeehaus zu retten, wagt sie die gefährliche Reise nach Konstantinopel
: dotbooks
: 9783989524934
: 1
: CHF 4.60
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 587
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein sinnlicher Historienroman über eine inspirierende Frau, eine kunstvolle Tradition und eine Liebe, die alle Fesseln der Gesellschaft überwindet! Frankfurt, Anfang des 18. Jahrhunderts: Am Sterbebett verspricht Johanna ihrem Mann, sein Kaffeehaus weiterzuführen - und so setzt sie alles aufs Spiel, um es zu nie dagewesenem Glanz zu führen. Doch vielen ist sie damit auch ein Dorn im Auge, allen voran dem Apfelweinwirt Gottfried Hoffmann. Die Anfeindungen seiner Schergen machen Johannas Geschäftstreiben mehr und mehr zu einem Tanz auf dem Vulkan - vor allem, als sie sich ausgerechnet in den falschen Mann verliebt. Johanna bleibt nur noch die Flucht. Nachlanger, beschwerlicher Reise gelangt sie schließlich nach Konstantinopel: In dieser ebenso fremdartigen wie berauschenden Stadt wird sie in die Geheimnisse der orientalischen Kaffeezubereitung eingeweiht. Ihr Talent weckt schon bald die Aufmerksamkeit des Sultans - aber Johannas Herz ist zerrissen zwischen diesem neuen Leben und ihrer geliebten Heimat ... Ein historisches Roman-Highlight, das alle Fans von Sabine Ebert und Manuela Schörghofer begeistern wird!

Helena Marten ist ein Pseudonym, hinter dem sich zwei Autorinnen verbergen. Beide leben in Frankfurt am Main und sind in der Verlagsbranche tätig. Bei dotbooks erscheinen ihre historischen Romane »Der Zitronengarten«, »Die Porzellanmalerin« und »Die Kaffeemeisterin«.

PROLOG


Frankfurt, 1729

Johanna klappte die Fensterflügel schnell wieder zu, damit nicht noch mehr Kälte in die Schlafkammer drang. Draußen war alles weiß. Das Licht des tief über der Stadt hängenden Mondes wurde von der dicken Schneedecke reflektiert, sodass es trotz der frühen Morgenstunde auf dem vor ihr liegenden Alten Markt erstaunlich hell war. Durch die Eisblumen an der Scheibe erkannte sie ihren Nachbarn, den Kartenmacher Ludwig Haldersleben, der mit einer großen Schaufel bewaffnet die Fläche vor seinem Laden frei zu räumen begann. Statt seiner üblichen altmodischen Perücke trug er eine zerbeulte Grenadiermütze auf dem Kopf.

Johanna fröstelte. Genau diese Arbeit würde sie auch gleich erledigen müssen. Schosch, ihr vierzehnjähriger Neffe, schlief sicher noch, und den beiden Dienstmägden Anne und Sybilla hatte sie einen Tag freigegeben, hatten sie doch in letzter Zeit so hart arbeiten müssen wie nie zuvor, seit sie sich das dritte Mädchen nicht mehr leisten konnten. Dass Adam ihr beim Schneeschippen half, daran war nicht zu denken. Die ganze Nacht hatte er gehustet, immer wieder war sie von dem lauten Keuchen an ihrer Seite wach geworden. Einmal war sie sogar aufgestanden, um ihm seinen Tee aus getrockneten Salbeiblättern und Kamillenblüten zuzubereiten, der die Anfälle in der Regel ein wenig linderte, auch wenn Adam das nicht zugeben wollte. »Ich kann die Brühe nicht mehr sehen, Hanne. Mach mir lieber einen Kaffee!«, hatte er mit verächtlichem Blick auf die halb volle Teetasse gesagt. Aber sie hatte nicht nachgegeben und ihm auch die flache Zinnwärmflasche neu mit Glut aus dem Ofen gefüllt und in ein Tuch gewickelt ins Bett gelegt.

Sie drehte sich zu dem Schlafenden um. Obwohl die Kerze in der Laterne auf ihrem Nachttisch längst verloschen war, konnte sie ihren Mann deutlich im Mondschein erkennen. Er lag auf dem Rücken, den Mund leicht geöffnet. Schweißperlen standen auf seiner fahlen Stirn. Das schütter gewordene Haar war an den Schläfen nass geschwitzt. Er sah nicht gut aus, mit seinen eingefallenen Wangen und der spitzen Nase. Selbst seine Schultern, die aus dem Federbett hervorragten, schienen ihr plötzlich weniger breit und kräftig als noch vor ein paar Jahren, als sie seine Frau geworden war.

Wie lange war das jetzt her? An Weihnachten würden es acht Jahre sein, rechnete sie nach. So lange schon! Wie schnell die Zeit vergangen war ... Sie konnte sich noch gut an ihre erste Begegnung mit Adam Berger erinnern, seines Zeichens stolzer Besitzer derCoffeemühle am Frankfurter Markt in bereits zweiter Generation. Mit seinen beiden kleinen Töchtern – Margarethe musste damals zwei oder drei Jahre alt gewesen sein, aber Lili? Ja, natürlich, Lili war noch ein Säugling gewesen, keine zwölf Monate alt – hatte er plötzlich in der guten Stube ihres Bornheimer Elternhauses gestanden. Ihr Vater war gerade von der Apfelernte heimgekommen, die Mutter hatte einen riesigen Topf Kartoffelsuppe für die ganze Familie gekocht. »Wo sechs Leute ihren Hunger stillen können, kriegen wir auch noch zwei weitere satt«, hatte sie fröhlich gerufen, »die Kleine isst ja noch nicht richtig, oder?« Ihr Vater hatte den Fremden als entfernten Verwandten vorgestellt, dessen liebe Frau Luise im letzten Sommer am Kindbettfieber gestorben sei. Etwas unbeholfen hatte der blonde Hüne Adam mit der schreienden Lili auf dem Arm dagestanden, Margarethe hatte sich hinter seinen Beinen versteckt, während ihre, Johannas, drei Geschwister den Besuch aus großen Augen angestarrt hatten. Schließlich hatte sie ihm das aufgeregt strampelnde Kind abgenommen und es wiegenden Schrittes so lange durch die Stube getragen und leicht geschuckelt, bis es auf ihrem Arm selig eingeschlafen war. So hatte sie es auch mit ihren beiden kleinen Brüdern, den Zwillingen Leopold und Kaspar, immer gemacht, um die Mutter zu entlasten. Adam Berger hatte an jenem Abend