April
Elf tiefe Glockenschläge und ein hoher erklangen von der Pfarrkirche Hietzing, als Johann Strauss das Casino Dommayer verließ. Obwohl nur ein kurzer Heimweg vor ihm lag, rückte er seinen Seidenschal zurecht und schloss den obersten Knopf seines dicken Mantels.
Die Frühlingsluft dieser Nacht war eisig und er konnte sich keine Erkältung leisten. Die Woche hatte gerade erst begonnen und er musste jeden Tag nutzen, um an seiner neuen Operette weiterzuarbeiten.Blinde Kuh hieß das Libretto. Die Arbeit ging ihm nicht leicht von der Hand.
Hinter ihm wurde die Tür des Tanzlokals geöffnet. Die Musik der kleinen Kapelle, die an diesem Abend die Gäste unterhielt, drang in die Nacht hinaus, vermischt mit einem hohen, lauten Lachen. Strauss wusste, so lachte nur die exaltierte Freundin Vroni der jungen Gräfin von Staning, mit der er den Abend verbracht hatte.
Was für eine charmante Person, die junge Gräfin. Violetta war ihr klangvoller Name. Strauss hatte zuerst nicht verstanden, wieso sich eine so feine Frau, für die er seit einigen Monaten zudem amouröse Gefühle hegte, mit einer so derben Freundin wie dieser Vroni abgab. Violetta hatte ihm verraten, Vroni sei eine Anstandsdame, auf die ihre Eltern bestanden.
Der Nachgeschmack des Champagners lag Johann noch auf der Zunge. Seine Vorfreude auf das heimliche Treffen mit Violetta am übernächsten Tag jagte ein feines Kribbeln durch seinen ganzen Körper.
Violetta hatte seine Einladung zu einem Ausflug nach Baden angenommen, wo er gern in ein Gasthaus