: Verena Kast
: Vaterkomplexe - Mutterkomplexe Wege zur eigenen Identität
: Verlag Herder GmbH
: 9783451837425
: HERDER spektrum
: 1
: CHF 9.80
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 280
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Tief verwurzelte Beziehungsmuster, geprägt durch Erfahrungen mit unseren Eltern, wirken oft bis ins Erwachsenenleben und beeinflussen Beziehungen und Selbstbild. Sich von diesen Mustern zu lösen bedeutet, die eigene Identität zu finden und alte Verhaltensweisen abzulegen. Verena Kast zeigt, dass dieser Prozess gelingen kann und dass es sich lohnt, ihn zu wagen - für ein authentisches und erfüllendes Leben.

Verena Kast (*1943 in Wolfhalden) ist eine der bekanntesten Psychotherapeutinnen im deutschsprachigen Raum. Sie war Professorin für Psychologie an der Universität Zürich, Dozentin und Lehranalytikerin am dortigen C.-G.-Jung-Institut und Psychotherapeutin in eigener Praxis. Von April 2014 bis März 2020 war sie Präsidentin des C.G. Jung-Instituts in Zürich sowie bis 2020 wissenschaftliche Leiterin der Lindauer Psychotherapiewochen. In ihren Büchern macht sie den Menschen Mut, die Vergangenheit loszulassen und sich der Zukunft zuzuwenden.

Wenn ich von ursprünglich positiven Komplexen spreche, dann heißt das, dass diese Komplexe ursprünglich einen positiven Einfluss auf das Lebensgefühl und damit auch auf die Entwicklung der Identität des betreffenden Menschen gehabt haben und diesen auch noch weiter hätten, wäre eine altersgemäße Ablösung erfolgt.

Der ursprünglich positive Mutterkomplex gibt einem Kind das Gefühl einer fraglosen Daseinsberechtigung, das Gefühl, interessant zu sein und Anteil zu haben an einer Welt, die alles gibt, was man braucht – und noch ein wenig mehr. Daher kann sich dieses Ich auch vertrauensvoll in Kontakt setzen zu einem »andern«. Der Körper ist die Basis des Ich-Komplexes.6 Auf der Basis eines positiven Mutterkomplexes werden die leiblichen Bedürfnisse als etwas »Normales« erlebt, und sie können auch normal befriedigt werden. Es besteht eine selbstverständliche Freude am Körper, an der Vitalität, am Essen, an der Sexualität. Der Körper darf auch Emotionen ausdrücken und kann diese Äußerungen auch von anderen Menschen akzeptieren und aufnehmen. Dieser so fundierte Ich-Komplex kann sich entgrenzen in der Körpererfahrung mit einem anderen Menschen, ohne Angst zu haben, sich dabei zu verlieren. Aber nicht nur körperliche Intimität, auch psychische Intimität darf geteilt werden. Man versteht grundsätzlich andere Menschen, und man wird auch meistens verstanden. Andere Menschen tragen zum eigenen psychischen Wohlbefinden bei – und man kann selbst zum Wohlbefinden anderer beitragen. Ein