: Thilo Scheurer
: Jagd unter Palmen Gran Canaria Krimi
: Emons Verlag
: 9783987072703
: Sehnsuchtsorte
: 1
: CHF 9.80
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Rasante Ermittlungen unter kanarischer Sonne. Nachdem Kriminalhauptkommissarin Sofia Bitter nur knapp eine schwere Schussverletzung überlebt hat, zieht sie sich in das alte Haus ihrer Großeltern auf Gran Canaria zurück. Aber statt der erhofften Ruhe erwartet sie dort der spektakulärste Raubüberfall, den das Urlaubsparadies je gesehen hat. Sofia kann es nicht lassen und stellt Nachforschungen an - sehr zum Ärger des spanischen Ermittlers Inspector Jefe García. Doch um den Fall zu lösen, müssen die beiden zusammenarbeiten, denn die Täter schrecken vor nichts zurück ...

Thilo Scheurer, Jahrgang 1964, lebt und schreibt in einer Kleinstadt am Rande des Schwarzwalds. Er ist Mitinhaber eines kleinen Softwareunternehmens. Aus seiner Feder stammen mehrere Abenteuer- und Kriminalromane. Der Autor ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Die mondlose Nacht würde ihr Vorhaben begünstigen. Ein ebenso kühnes wie dreistes Vorhaben, wie es die Welt bisher nur ein Mal gesehen hatte. Und bei diesem einen Mal, Ende der siebziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts, war freilich alles viel einfacher gewesen: kaum Zugangskontrollen, keine Kameras und nur ein Wachmann. Dennoch währte die Freude über den Erfolg damals nur kurz. Die meisten Beteiligten starben eines gewaltsamen Todes, der Rest landete im Gefängnis. Dass es diesmal nicht so endete, dafür war Sito, der Mann im Hintergrund, zuständig.

Noch dreihundert Meter bis zur Ausfahrt. Der weiße Peugeot-Transporter mit den bunten Iberia-Logos verlangsamte die Geschwindigkeit, der rechte Blinker flammte auf. Das zuckende gelbe Licht spiegelte sich auf dem pechschwarzen Asphalt derGC-1, der Autopista del Sur, Gran Canarias Hauptverkehrsader. Der Transporter bog auf die Zufahrtsstraße zum Flughafen Las Palmas, passierte Parkhaus und Terminal. Exakt um fünf Minuten vor drei kam er vor dem geschlossenen Gittertor des Vorfeldes zum Stehen.

Zu dieser frühen Stunde gab es nur selten Anlieferungen für die Luftfracht. Aber manchmal eben doch. Und so interessierte sich der Sicherheitsmann, der diese Zufahrt auf einem seiner Monitore im nahen Flughafengebäude überwachte, nicht weiter für den Transporter. Zumal gleich darauf das massive Gittertor wie von Geisterhand zur Seite glitt und die Einfahrt freigab. Dafür sorgte der Transponder an der Frontscheibe, der ähnlich wie bei elektronischen Mautsystemen ein Signal zum Öffnen sendete. Alle Fahrzeuge der Iberia waren mit solchen Transpondern ausgestattet.

Selbst wenn der Sicherheitsmann den Transporter genauer betrachtet hätte, wäre ihm nichts aufgefallen. Er konnte nicht ahnen, dass in dem stickig-schwülen Laderaum keine Luftfracht transportiert wurde. Sondern drei schwarz gekleidete Männer mit bis zur Stirn aufgerollten Sturmhauben. Und so wandte er sich wieder seinem Tablet zu. Dort lief die Netflix-Serie »Las Chicas del Cable«. Vielleicht schaffte er noch eine weitere Folge. Zeit dafür hatte er genug. Der Wochenplan für diese Nacht sah die nächste Kontrolle erst wieder gegen vier Uhr vor.

Die drei Männer auf der Ladefläche des Transporters und der Fahrer kannten sich erst seit ein paar Wochen, ihre richtigen Namen überhaupt nicht. Und damit das so blieb, sprachen sie sich untereinander nur mit dem Monatsnamen ihres Geburtstages an.

Januar, ein bärtiger Galicier aus Betanzos, hatte auf den Verzicht der Realnamen und aller privaten Fragen bestanden. Er saß mit dem Rücken zur Fahrerkabine und schwitzte unaufhörlich. Mit seiner ständigen Geheimnistuerei ging er den drei anderen des Quartetts auf die Nerven. Dafür besaß Januar reichlich Erfahrung bei der Planung von Überfällen. Und, was noch viel wichtiger war, wie man sich dabei nicht erwischen ließ. Für die spanische Polizei stellte er trotz seiner fast fünfzig Lebensjahre ein unbeschriebenes Blatt dar – keine Verurteilung, keine Verhaftung, eine vollkommen weiße Weste. Sein Know-how war für Sito, den Auftraggeber, unverzichtbar.

Neben ihm kauerte November, der Mann fürs Grobe. Der drahtige Glatzkopf, Anfang dreißig