1. Kapitel
Greyson Cartwright alias ein Typ, der sich besser eine andere Bar ausgesucht hätte …
Es wäre nett gewesen, wenn der heutige Tag mich gewarnt hätte, dass er nicht so verlaufen würde wie geplant.
Unhöflich, heutiger Tag. Sehr unhöflich.
Allerdings nicht so unhöflich wie die Frau, die sich unlängst neben mir niedergelassen hat.
Korrektur.
Die so getan hat, als wollte sie sich neben mich setzen, während sie in Wahrheit versucht hat, mir auf den Schoß zu klettern und sich meinen Kombucha unter den Nagel zu reißen.
»Oh, ist das Lime-Mojito-Geschmack?«, fragt sie und tippt auf ein Glas in meiner Kombucha-Auswahl. Die Strandbar im Freien ist weithin von Pechfackeln erhellt, und die Musik übertönt das Rauschen der Brandung. »Die waren aus, bevor ich was davon abbekommen habe. Sind die gut?«
Ich hätte mir einen anderen Platz suchen sollen. In einer anderen Bar. Wenn man bedenkt, was für ein Totalausfall jede Minute dieses Tages war, hätte es so weit nicht auch noch kommen müssen.
Dankbar für die Ablenkung greife ich nach meinem Handy, das auf dem Tresen vibriert, und sehe, dass mir sowohl meine Schwester als auch mein ehemaliger Geschäftspartner tonnenweise Nachrichten schicken. Ich verziehe das Gesicht und drehe das Gerät um, ohne sie zu lesen. Nicht ganz. Die Kernaussagen sind schwer zu übersehen:
Selbstsüchtiges Arschloch.
Du warst damit einverstanden.
Wenn du wirklich darüber hinweg wärst, würdest du ihr ein Geburtstagsgeschenk schicken.
Hör auf, so ein Arsch zu sein, und komm wieder zu dir.
Die beiden sind aus völlig unterschiedlichen Gründen sauer auf mich.
Beide erzählen Geschichten, die völlig von der Wahrheit abweichen, um sich – seltsamerweise – wieder bei mir einzuschmeicheln.
Ich sollte meine Nummer ändern. Womöglich sogar meinen Namen. Und wenn ich nicht aufhöre, dieses Glas so fest zu umklammern, muss ich womöglich auch mein Hemd wechseln.
Ich zwinge mich, es abzusetzen, als ich bemerke, wie sehr meine Hände zittern.
»Können Sie sich etwas Traurigeres vorstellen, als Hawaii zu verlassen, ohne einen Lime-Mojito-Kombucha zu probieren?« Die Frau rückt mir noch dichter auf die Pelle, ihre Haare streifen meinen Arm.
Ich bin wegen irgendeines Wartungsproblems mit dem Flieger vier Stunden verspätet auf Hawaii gelandet. Dann wurde mir ein Mietwagen mit einem platten Reifen angedreht, sodass ich eine weitere Stunde warten musste, bis die Firma ein anderes Auto aufgetrieben hatte. Und als ich schließlich in der Ferienanlage ankam, in der ich an einer Hochzeit teilnehmen – okay, die ich ruinieren – wollte, herrschte allgemeine Funkstille.
Der Grund, warum ich den Pazifik überquert hatte, war abgesagt worden. Keine Hochzeit unter Palmen. Keine Hochzeitsfeier. Keine Chance, Chandler Sullivans Gesicht zu sehen, wenn ich seiner Familie, seinen Freunden und seiner Frischvermählten verkündete, dass er das Familiencafé in den Bergen von Colorado verkaufen musste,