: Marie Lamballe
: Café Engel Ein unvergessliches Fest. Der neue Band der SPIEGEL-Bestsellersaga - für Fans von Anne Jacobs. Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751774550
: Café-Engel-Saga
: 1
: CHF 8.90
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 526
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Wiesb den, 1968. Ins Café Engel wurde eingebrochen. Die Familie Koch ist zutiefst erschüttert. Doch als Hilde bei den Aufräumarbeiten ein altes Foto aus der Gründerzeit findet, offenbart dies eine freudige Überraschung: Ihr Café wird 75 Jahre alt - und das muss gefeiert werden! Doch die Vorbereitungen zum Fest werden von unerwarteten Ereignissen überschattet. Während Hilde mit gesundheitlichen Problemen kämpft, verliert sich ihr Sohn Andi in Frankfurt in den Wirren der 68er-Bewegung, wo er in Claudia seine große Liebe findet. Als plötzlich seine Exfreundin Marlis mit einer überraschenden Neuigkeit im Café eintrifft, wird die Zukunft des Familienbetriebs auf eine harte Probe gestellt ...



<p><strong>Mari Lamballe</strong> wuchs in Wiesbaden auf. Sie studierte Literatur und Sprachen und begann schon kurz nach dem Studium mit dem Schreiben von zunächst Kurzgeschichten, später Theaterstücken, Drehbüchern und Romanen. Inzwischen lebt sie als freie Autorin in der Nähe von Frankfurt am Main und hat unter verschiedenen Pseudonymen zahlreiche Romane - darunter mehrere Top-Ten-<i><b>SPI GEL</b></i>-Bests ller - veröffentlicht.</p>

Oktober 1968

HILDE


Wie immer wacht Hilde auf, bevor der Wecker klingelt. Sie tastet mit geschlossenen Augen nach dem Plagegeist, schaltet die Weckfunktion aus und knipst die Nachttischlampe an. Halb sieben. Draußen ist es noch stockdunkel, ihr Eheliebster schnarcht neben ihr in seligem Morgenschlummer.

Leise gleitet sie aus dem Bett, damit er nicht aufwacht, und geht ins Bad. Soll Jean-Jacques ruhig ausschlafen, dann ist er besser gelaunt und geht ihr nicht mit seinen ironischen Bemerkungen auf die Nerven. Ach, sie versteht ja, dass es ihm unendlich schwergefallen ist, sein geliebtes Weingut nun doch abzugeben – aber der Rücken hat es einfach nicht mehr geschafft, und in den roten Zahlen war er auch. Im Grunde kann er von Glück reden, dass Mischa nach zwei Jahren gemischter Erfahrungen als Hotelier schließlich doch bereit war, das Weingut in Eltville zu übernehmen. Man ist sich einig geworden, und seit gut einem Jahr ist ihr Eheliebster nun dauerhaft im Café Engel an ihrer Seite. So, wie sie es sich immer gewünscht hat. Dass er hin und wieder ein wenig Trübsal bläst und Sehnsucht nach seinen Reben hat, muss sie in Kauf nehmen; dafür ist er im Café eine echte Bereicherung, denn er hat ein gutes Händchen für die Gäste und sorgt darüber hinaus in der Küche für ein friedliches Miteinander.

Hilde fühlt sich an diesem Morgen alles andere als frisch und munter – vermutlich kommt es daher, dass sie schlecht geschlafen hat. Mehrmals ist sie aufgewacht und hat sich eingebildet, Geräusche im Haus zu hören, einmal hat sie sogar Jean-Jacques deshalb geweckt, aber der hat sie nur verschlafen angeblinzelt und gemurmelt:»Tu es folle, ain? Laisse-moi tranquille!«

Nein, sie ist nicht verrückt. Aber natürlich – sie hat ab und zu merkwürdige Anwandlungen, dann ist sie nervös und kann Leute grundlos vor den Kopf stoßen. Was ihr hinterher oft leidtut.

»Die Wechseljahre!«, sagt Mama. »Du bist jetzt Mitte vierzig, da ist das normal. Bei mir kamen sie ja spät, erst mit fünfzig. Aber ich habe ja auch eine sehr jugendliche Konstitution …«

Mamas Sprüche können einem wirklich den Tag verhageln. Hilde beschließt, sich heute früh eine Dusche zu gönnen, um besser wach zu werden. Die Duschkabine ist ein Luxus, den es in der Wohnung erst seit ein paar Monaten gibt. Vorher hat man sich halt kurz in der Badewanne abgebraust, wenn es schnell gehen sollte, aber natürlich wurde dann trotz Vorhang immer der Fußboden nass. Hilde hat dem Drängen ihres Sohnes Frank zunächst nur widerwillig nachgegeben und eine Weile gezögert, bevor sie die Kabine aus durchsichtigem Plexiglas einbauen ließ – aber jetzt muss sie zugeben, dass so eine Duschkabine wirklich eine feine Sache ist.

Erfrischt und nach Lilienseife duftend kehrt sie ins Schlafzimmer zurück, wo ihr Ehemann sich tief ins Bettzeug vergraben hat und ihr den Rücken zuwendet. Drüben in Franks Zimmer ist das schrille Dröhnen des Weckers zu vernehmen, dann ein dumpfer Schlag, begleitet von einem metallischen Klirren – Frank hat den morgendlichen Unruhestifter vom Nachttisch gefegt. Hilde schüttelt den Kopf, kleidet sich fertig an und geht in die Küche, um rasch einen Kaffee zu kochen und ein schnelles Frühstück für sich und den erwachsenen So