Der Sonderweg Jugoslawiens
Nach dem Überfall Nazi-Deutschlands 1941 auf das Königreich Jugoslawien begann Josip Broz Tito, hochrangiges Mitglied der verbotenen Kommunistischen Partei Jugoslawiens, einen Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer zu organisieren.
Tito war kein unbeschriebenes Blatt. Er wurde 1892 im heutigen Kroatien geboren, das damals Teil der Habsburger-Monarchie war. Tito arbeitete als Mechaniker, bis er im Ersten Weltkrieg aufseiten der Habsburger-Armee ins Feld zog. Er geriet 1915 in Russland in Kriegsgefangenschaft, kam während der russischen Februarrevolution 1917 frei und schloss sich den kommunistischen Bolschewiki an, die den Zaren stürzen wollten.
1920 kehrte er ins Königreich Jugoslawien zurück, wo er als Kommunist verhaftet und für mehrere Jahre inhaftiert wurde. Dann begann der Zweite Weltkrieg, der Überfall Nazi-Deutschlands auf das Königreich Jugoslawien und Titos Aufstieg.
Nachdem sich Tito als Partisanenführer im Widerstand gegen die Nazis hervorgetan hatte, erkannten die Alliierten ihn und seine provisorische Regierung für Jugoslawien an. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Tito Jugoslawien als sozialistischen Staat auf, der die heutigen Länder Serbien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Slowenien umfasste.
Tito etablierte ein autoritäres Regime, das auf dem Einparteienstaat und einer zentralisierten Planwirtschaft basierte. Ein zentrales Ereignis in der jugoslawischen Geschichte stellt der Bruch Titos mit der Sowjetunion im Jahr 1948 dar. Somit entstand neben den Staaten des Warschauer Pakts, angeführt von der Sowjetunion, mit Jugoslawien ein zweiter großer kommunistischer Machtblock.
Tito wählte also einen anderen Weg als die Sowjetunion, den sogenannten dritten Weg zwischen Ost und West. Als von der Sowjetunion unabhängiges Land konnte Jugoslawien diplomatische Beziehungen zu vielen Ländern aufbauen, es schloss sich keinem der Machtblöcke des Kalten Kriegs an und förderte stattdessen internationale Beziehungen.
Der multiethnische Staat stand über die Jahre hinweg vor wachsenden Herausforderungen. Im März 1969 fand eine bedeutende Zusammenkunft in Belgrad statt. Der Parteikongress sollte die politischen Linien und Strukturen des Landes stabilisieren, außerdem sollten interne politische und wirtschaftliche Herausforderungen des Landes nach dem Bruch mit der Sowje