: Chris Warnat
: 15 Sekunden Thriller. 'Chris Warnat ist meine Thrillerentdeckung des Jahres!' Romy Fölck
: Penguin Verlag
: 9783641318383
: Die Wase-Rahimi-Reihe
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwei Menschen flüchten aus dem Wald. Doch wer ist Opfer und wer ist Täter?
Nur wenige Sekunden dauert der Unfall, der Farahs Leben für immer verändert. Aus der nächtlichen Dunkelheit des Waldes stürzt ein Mann - direkt vor ihren Wagen. Als sein Körper die Windschutzscheibe zerschlägt, scheint auch Farahs Herz für einen Augenblick stillzustehen. Doch dann richtet sich das Opfer wieder auf ... und läuft einfach weiter. Benommen und mutterseelenallein trifft Farah eine folgenschwere Entscheidung. Und ahnt dabei nicht, dass eine weitere Gestalt durch die Dunkelheit streift.

Chris Warnat, 1986 in Oldenburg geboren, studierte BWL mit juristischem Schwerpunkt und absolvierte ein Volontariat in Köln, wo sie anschließend als Redakteurin und zuletzt auch Gerichtsreporterin im Newsressort arbeitete - eine Inspirationsquelle für ihr Schreiben. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und zwei Töchtern zwischen Köln und Bonn. In ihrem PodcastKreativdatespri ht sie seit 2021 mit Büchermenschen über ihre Projekte, die Branche und den Schreibprozess.Fünfzehn Sekundenist ihr erster Thriller.

1. KAPITEL


Das Klirren von Kristallgläsern. Farah Rosendahl fängt das selbstgefällige Grinsen ihrer Chefin auf, die ihr über die Köpfe hinweg zuprostet. Kommentarlos dreht sie sich um und verlässt die Feier. Das hätte sie besser gleich während der Ansprache von Monique Durant-Biedenkopf getan, in der sie sich ausgiebig mit den Forschungsgeldern rühmte, die die Rechtsmedizin der Uniklinik Hamburg-Eppendorf akquirieren konnte. Doch Farah wartete darauf, ihren Namen zu hören. Zumindest beiläufig in einem hingenuschelten Nebensatz. Wie ein Kind, das nach der Anerkennung seiner Mutter lechzt. »Hey, warte mal!«

Farah ist schon fast am Auto, als ihr Kollege Lars Kerkhoff sie einholt.

»Sei mir nicht böse, aber ich will nur noch heim. Die Egoshow war einfach zu viel.«

Lars überholt sie. »Jetzt warte doch mal!«

Er will ihr den Weg abschneiden, doch sie geht einfach weiter, treibt ihn rückwärts vor sich her, bis er abrupt stehen bleibt und sie auflaufen lässt. Farah entfährt ein dumpfer Laut, als sie gegen seinen Oberkörper prallt, sein Aftershave wahrnimmt. Citrus, leicht herb. Nicht zu aufdringlich. Wie gut er riecht. Ein zutiefst irritierender Gedanke in diesem unpassenden Moment. Benommen tritt sie einen Schritt zurück, hebt die Hände und lässt sie wieder sinken, als ihr aufgeht, wie das wirken muss. Falls Lars sich wundert, lässt er es sich zumindest nicht anmerken.

»Ich versteh dich ja.« Er lächelt, seine Stimme klingt heiser. »Aber Hauptsache ist doch, was wir mit der Kohle alles anfangen können, die du an Land gezogen hast, oder?«

»Ich werde nicht gerne ausgenutzt.« Farah marschiert an ihm vorbei, bringt Abstand zwischen sie beide, um diese seltsame Verbindung zu unterbrechen, die ihre Sinne vernebelt. Noch immer konfus reißt sie die Tür des Wagens auf und pfeffert ihre Handtasche hinein. »Sie will Karriere machen, und zwar um jeden Preis. Ich weiß jetzt schon, wie die Presse Monique morgen wieder hochjubelt.«

Lars hat die Hände in die Manteltaschen geschoben und lehnt sich gegen ihr Auto. Viel zu nah. Warum kommt er ihr so nah? Erst als sie mit dem Rücken gegen die offene Wagentür stößt, merkt Farah, dass sie instinktiv zurückgewichen ist. Kein Wunder, dass viele sie für distanziert oder gar arrogant halten.

»Die Chefin hat in der Aufregung sicher nur vergessen, dich zu erwähnen.«

»Vergessen?« Ungläubig schnauft Farah. »Das war pure Berechnung, und das weißt du genau.«

Dass Monique eben die durchgemachten Nächte unterschlagen hat, in denen Farah über Anträgen gebrütet hat, die so lang wie ihre Dissertation waren, ist nur einer von vielen Nadelstichen. Jeder einzelne zu klein, um dahinter eine böse Absicht zu vermuten, und doch in Summe zu schmerzhaft, als dass sie sie weiter ignorieren kann.

»Willst du das Auto nicht lieber stehen lassen?«

»Ich habe doch nur ein kleines Glas getrunken«, protestiert Farah, obwohl sie weiß, dass er recht hat.

»Kann schon sein, aber du bist aufgewühlt. Dazu noch dieses Schietwetter.« Lars schlägt den Mantelkragen hoch, um dem heulenden Wind etwas entgegenzusetzen, der