: T. Kingfisher
: Was die Nacht verschweigt: Die Fortsetzung von WAS DIE TOTEN BEWEGT - Eine packende und atmosphärische Erzählung in der Tradition von Edgar Allan Poe
: Cross Cult
: 9783986665890
: 1
: CHF 13.50
:
: Fantasy
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Alex Easton kehrt in einem neuen unheimlichen Abenteuer zurück. Alex Easton möchte der guten Miss Potter, einer Freundin, einen Gefallen tun und reist nach Gallazien. Dort findet Alex ihr Haus allerdings leer vor und der Hausmeister ist tot und über allem hängt eine unheimliche Stille. Die Einheimischen wollen nicht darüber sprechen, was passiert ist. Und keiner von ihnen will einen Fuß auf das Gelände setzen. Die Dorfbewohner flüstern etwas von einer unheimlichen Kreatur aus dem gallazischen Volksglauben. Easton weiß, dass nicht allzu viel Wert auf den Aberglauben der Einheimischen gelegt werden sollte, aber als beängstigende Visionen für schlaflose Nächte sorgen und sich die seltsamen Ereignisse häufen, bleibt keine Wahl, als sich dem dunklen Schatten zu stellen, der über dem Haus hängt ... Die Fortsetzung von T. Kingfishers Bestseller-Novelle Was die Toten bewegt.

T. Kingfisher ist das Pseudonym von Ursula Vernon. Die in North Carolina lebende mehrfach preisgekrönten Autorin und Illustratorin ist vor allem für ihre Kinderbücher bekannt. Sie wurde bereits für den Ursa Major Award und den Eisner Award nominiert und gewann 2015 den Nebula Award für die beste Kurzgeschichte und 2017 den Hugo Award für die beste Novelle. Ihr Debüt-Horrorroman wiederum wurde 2020 mit dem Dragon Award für den besten Horrorroman ausgezeichnet. 2023 erschien von ihr in Deutschland Wie man einen Prinzen tötet.

KAPITEL


1


Ein Dichter beschrieb die Wälder Gallaziens einmal als so unergründlich und finster wie den Kummer Gottes. Und obgleich ich, was Dichter angeht, gemeinhin skeptisch bin, hat dieser damit wohl wortwörtlich ins Schwarze getroffen. Jedenfalls war der heimatliche Landstrich, den ich gerade durchritt, so unergründlich und finster, als entspränge er einem Märchen.

Der Herbst lag in den letzten Zügen und viele Bäume hatten ihr Blattwerk inzwischen ganz abgeworfen. Nun könnte man meinen, die Wälder würden lichter – doch wer das glaubt, der war vermutlich noch nie in Gallazien. Kiefern säumten die Straße wie spitze Zahnreihen, zwischen denen Eichen ihre kahlen Zweige wie arthritische Finger ausstreckten. Der tief hängende Himmel hatte die Farbe eines Bleigeschosses und schien beinahe die Baumwipfel zu berühren. Das und die Fuhrrillen, die in der Mitte der Straße einen Höcker bildeten, erweckten in mir das unangenehme Gefühl, geradewegs in den Schlund eines Riesen hineinzureiten.

Alles war nass. Von den Bäumen tropfte es beständig und das durchweichte Laub überzog den Boden als glitschige braune Schicht, die an billige Bratentunke erinnerte. Allein die immergrünen Nadeln hatten nichts von ihrer Anmut eingebüßt. Falls das alles tatsächlich einem Märchen entsprang, dann wohl einem, in dem am Ende alle gefressen werden – als Warnung davor, durch den Wald zu streunen –, und nicht etwa einer dieser Kitschgeschichten, die mit einer Hochzeit endeten sowie dem Sätzchen: »Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.«

Rechts des ansteigenden Weges lichteten sich die Bäume und gaben den Blick auf eine ho