: Achilles
: Lügen haben schnelle Beine Laufende Ermittlungen. Kriminalroman | Rennen gegen das Verbrechen! Laufender Kommissar Peer Pedes klärt seinen 2. Fall in Berlin.
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426468371
: Laufende Ermittlungen
: 1
: CHF 13.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 304
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mörderischer Triathlon in Berlin! Im 2. Berlin-Krimi von Achilles muss Kommissar Peer Pedes neben seinen Laufschuhen auch noch die verhasste Badehose und sein Fahrrad auspacken, um eine Mordserie aufzuklären. Siebzigtausend Menschen werden Zeuge eines tückischen Mordes. Im Olympiastadion wird ein Politiker auf der Ehrentribüne von einem Scharfschützen getroffen. Kommissar Peer Pedes ist mit seiner Mutter im Stadion, darf die Ermittlungen aber nicht übernehmen. Seine Chance kommt, als DNA-Spuren von Marina Gabor gefunden werden, der besten Präzisionsschützin des Berliner SEK. Peer und Marina trainierten einst gemeinsam im Sportkader der Polizei und kamen sich näher. Nun soll Peer als Romeo-Ermittler beim gemeinsamen Training die Unschuld der Kollegin beweisen. Dafür muss Peer nicht nur die Laufschuhe schnüren, sondern die verhasste Badehose ein- und ein altes Fahrrad auspacken. Denn Marina ist eine begeisterte Triathletin. Während weitere Scharfschützenmorde die Stadt erschüttern, lösen sich für Peer die Grenzen zwischen Beruf und Zuneigung immer weiter auf.  Temporeicher und lustiger Regionalkrimi aus Berlin rund um die skurrile Läufer-Szene Im 2. Band der Krimi-Reihe »Laufende Ermittlungen« lässt Achilles seinen Kommissar Peer Pedes ordentlich ins Schwitzen kommen. Denn um auf die Zielgerade Richtung Gerechtigkeit einbiegen zu können, muss Peer einen kompletten Triathlon durchstehen und darf Rekord-Triathletin Marina dabei nicht aus den Augen verlieren! Die Kriminalromane von Achilles sind ein großer Spaß für Fans von Thomas Raab oder Tommy Jaud. Der Lösung seines ersten spannenden Falls rund um ermordete Marathon-Läufer*innen rennt Kommissar Peer Pedes im Krimi »Nur der Tod ist schneller« entgegen.

Michael Meisheit - Jahrgang 1972 - hat Drehbuch studiert. Seit 1997 hat er knapp vierhundert Folgen der Lindenstraße geschrieben, mehr als tausend entwickelt und zehn Jahre lang als Chefautor die Endlosserie maßgeblich geprägt.  Dr. Hajo Schumacher, geboren 1964, hat beim SPIEGEL gearbeitet und war Chefredakteur von MAX. Er ist freier Journalist, TV-Moderator und Autor zahlreicher Sachbücher, darunter die Bestseller Restlaufzeit und Solange du deine Füße auf meinen Tisch legst. Seine Kolumnen unter dem Pseudonym Achim Achilles haben Millionen Läufer:innen begeistert. Zusammen schreiben sie laufende Ermittlungen um den eigenwilligen Kommissar Peer Pedes, der in Berlin hartnäckig und sportlich brisante Fälle löst. 

Kapitel1


»Mama …«

Sanft legt Peer seine Hand auf ihre Arme, die sie für einen Moment in den Schoß gelegt hat.

»Is’ genug jetzt, Mama!«

»Lass mich!«, fährt ihn seine Mutter gut gelaunt an.

Sie befreit ihre Hände, streckt die Arme nach vorn, wirft sie dann hoch über den Kopf in den Hertha-blauen Himmel und juchzt: »La Ola!«

»Bitte, Mama …«

Mit einem entschuldigenden Lächeln nickt Peer in die amüsierten Gesichter ringsum. Männer in den besten Jahren und blau-weißen Trikots verfolgen jenes heitere Kammerspiel, das Mutter und Sohn seit dem Anpfiff in Block O.4 aufführen. Die alte Frau Pedes hat den Ehrgeiz, unbedingt eine La-Ola-Welle durchs weite Rund des Berliner Olympiastadions zu schicken. Die Resonanz bleibt mäßig.

Peer werden die Leibesübungen seiner Mutter langsam peinlich. Sein »Mama …« hat seit dem Anpfiff kontinuierlich an Schärfe gewonnen; inzwischen betont Peer nur noch die erste Silbe. Mehrfach hat er ihr das Opernglas gereicht in der Hoffnung, das Geschehen auf dem Rasen würde sie von ihrem La-Ola-Gehampel ablenken. Warum besitzt seine Mutter überhaupt diesen Handtaschenfeldstecher? In der Oper war sie noch nie. Ihr Opernhaus ist das Stadion, die Ticketpreise sind ja auch ähnlich. Früher, als Vater Pedes noch lebte, sind sie zu dritt zu HerthaBSC gegangen wie jede anständige Westberliner Familie.

»Wer hat denn jahrelang im Publikum die Stimmung für dich gemacht?«, fragt Veronika Pedes vorwurfsvoll.

Hat sie leider recht. Während Peer mit brennenden Schenkeln um Sekunden rannte, hat seine Mutter, die als Trainerin, Köchin, Zeugwartin, Freundin und eben Anklatscherin fungierte, die Zuschauer immer wieder zum Jubeln animiert, applaudierend, johlend, schmerzfrei. Egal, was das Publikum ruft, Lärm treibt tatsächlich an. Gut möglich, dass Peer manche seiner Siege nur Mamas konzertiertem Radau zu verdanken hat. Sie hat ihn durch den schwarzen Tunnel geklatscht, jene Todeszone, in der kein Sauerstoff mehr ins Hirn gelangt, weil die Beine alles wegsaugen.

»Das letzte Heimspiel der Saison«, doziert Mama, »und wir sind der zwölfte Mann.«

Mama startet den nächsten Versuch, die Zuschauer zur großen Welle zu animieren. Als ob sich irgendwer von einer fast Siebzigjährigen mitreißen ließe im größten Zweitligastadion der Welt.

»Wenn du ein echter Fan bist, dann bist du laut«, erklärt sie, als sie sich in den Schalensitz zurückfallen lässt.

Die beiden bierseligen Rotgesichter in der Reihe vor ihnen drehen sich synchron um, prosten Mama mit ihren fast leeren Plastikbechern zu und nicken.

»Richtig, gute Frau«, sagt der Fülligere. Und zu Peer gewandt: »So eine Mutter hätte ich auch gern.«

Peer nickt ergeben und legt den Arm um seine Mutter, die die liebevolle Fessel allerdings abschüttelt, um erneut aufzuspringen, die Arme nach oben zu werfen und »La Ola!« zu brüllen. Die beiden Vögel vor ihnen gucken sich kurz an, grinsen und machen tatsächlich mit. Drei von fast siebzigtausend. La Olachico.

Das Spiel ist knapp dreißig Minuten alt. Einen flotten Halbmarathon später sitzen sie hoffentlich wieder in der S-Bahn nach Hause. Dann hat Peer mit dem obligatorischen Stadionbesuch die erste seiner beiden jährlichen Pflichtveranstaltungen mit Mama absolviert. Der andere unverhandelbare Termin droht schon in der Woche darauf: ihr Geburtstag, der in der Feinkost-Etage des KaDeWe begangen wird mit Schaumwein, Kanapees und Peer, der den Freundinnen seiner Mutter jedes Jahr aufs Neue wie ein Rassepony vorgeführt wird.

»Ina kommt doch auch, oder?«, hat seine Mutter schon ein Dutzend Mal gefragt.

Zu gern würde sie ihren einzigen Sohn mit einer Freundin präsentieren. Die gibt es allerdings nicht mehr. Hat seine Mutter die Trennung wirklich vergessen? Wird ihre Demenz schlimmer? Oder glaubt sie, durch fortwährendes Fragen eine ruinierte Beziehung wiederbeleben zu können? Auch wenn Ina in den letzten Monaten hart am »Lass uns Freunde sein« arbeitet, gibt es immer noch diesen Yoga-Heini, mit dem sie damals durchgebrannt ist. Eine Neuauflage sieht Peer da nun wirklich nicht, auch wenn er ein Verhandlungsangebot nicht kategorisch ablehnen würde.

Mutter Pedes trägt das Fan-Trikot eines Spielers namens Neuendorf, den sie einst »Zecke« nannten, weil er mal von einer gebissen wurde. Das Kunstfaserleibchen war ein Geburtstagsgeschenk von Peer und Papa Pedes zu Mamas Fünfzigstem. Und die Jubilarin hat damals das Hemd im feinen KaDeWe tatsächlich übergezogen. Eine gute Investition, denn Zecke leitet heute den Nachwuchsbereich der Hertha, das Leibchen ist also historisch wertvoll und zugleich aktuell.

»La Ola«, ruft Mama und guckt missbilligend auf ihre beiden Vordermänner, die ihre Wellenbewegungen wieder eingestellt haben.

Peer hält nicht viel von Fußball. Zehn, elf Kilometer Laufen in neunzig Minuten plus Pause, das ist ja wohl lächerlich. Früher, als HerthaBSC in der Bundesliga spielte, hatte man die Chance, wenigstens einmal im Jahr ordentlichen Fußball zu sehen, weil Spitzenclubs wie derFC Bayern, Borussia Dortmund oder Bayer Leve