: Martina Schäfer
: In Teufels Küche
: Machandel Verlag
: 9783959594523
: 1
: CHF 2.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 204
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es sollte ein einfacher Selbstverteidigungs-Kurs für Frauen sein. Schön abgelegen, in einem Gewerkschaftshaus, das an diesem Wochenende für alle Männer gesperrt ist. Da sind nur ein paar Kleinigkeiten, mit denen Wen-Do-Trainerin Jana Müller nicht gerechnet hat. Zum Beispiel, dass sie kurz nach der Ankunft überfallen wird. Dass am nächsten Morgen in der Küche ein Toter liegt. Dass mehrere Polizisten während ihrer Ermittlungen die Frauenidylle besetzen. Und dass sie dort die Liebe ihres Lebens in Form der Polizeifotografin Rosi trifft. Eine Frau, die durch sie in Lebensgefahr und damit in Teufels Küche kommt. Der erste Krimi mit dem 'Sauerland-Team'.

Über die Autorin Martina Schäfer 1952 wurde ich in Düsseldorf geboren, um dort auch zur Schule zu gehen und dann das Abitur mit Bestnoten in Deutsch, Biologie und Geschichte zu vollenden. Zum Schrecken meiner Vormundstante studierte ich solch angeblich brotlose Künste wie Literatur- Musik- und Theaterwissenschaft in Düsseldorf, Frankfurt, München und Bremen. Ließ mich aber dann doch dazu erweichen, ein anständiges Staatsexamen in Heil- und Sonderpädagogik, sowie den Diplompädagogen in Frankfurt abzuschließen um dann wacker im Jahre Tschernobyl in Bremen zu promovieren. Hernach hatte ich das Gefühl, ich hätte wirklich noch nichts Richtiges gelernt, obwohl ich als selbstständige Trainerin und Coach für Kampfsport und Empowerment nicht am Hungertuch nagte und stürzte mich in das Studium der Ur- und Frühgeschichte in Köln, um als Magistra derselben wieder aufzutauchen, mit der Krone meines Bildungsganges, einem Master of Theology auf dem Haupt, in die Schweiz weiter zu schwimmen. Entsprechend diesem Lebenslauf als poeta docta füllte ich viele Seiten mit belletristischen aber auch fachwissenschaftlichen Texten, die teilweise in unendlichen Ordnerreihen auf dem Dachboden dahin vegetieren, teilweise sich in unergründlichen Tiefen meines Computers aufhalten und nach dem Tageslicht der Veröffentlichung gieren, teilweise tatsächlich an die Oberfläche eines allgemeineren Bewusstseins gelangten, teilweise als Fachliteratur zur Gewaltprävention und interreligiöser Kommunikation, teilweise als schillernde Fischlein aus Fantasy- und Kriminalroman.


2. Ein ungewöhnlicher Kursbeginn



Tatsächlich – ich hätte es nicht für möglich gehalten: Es klopfte um halb neun pünktlich an meine Tür, und eine Damenstimme säuselte: „Ihr Kaffee, möchten Sie aufmachen, oder soll ich ihn vor die Tür stellen?“

„Nein, nein! Ich komme schon. Einen Moment!“ Ich schwang mich erstaunt aus dem Bett, angenehm positiv überrascht, stieg in die Trainingshose, zupfte mein Betthemdchen gerade, zog so leise, wie ich irgend konnte, die Verbarrikadierungen beiseite und öffnete die Tür.

„Hallo!“, murmelte ich und rieb mir die Augen. Die Andere lächelte.

„Ausnahmsweise nur, weil Sie so spät erst angekommen sind. Morgen müssen Sie sich schon zum Frühstück herabbegeben.“

„Gibt es eine Möglichkeit, meine Thermoskanne abends zu füllen? Ich bin halt ein ausgesprochener Morgenmuffel und hasse es, meinen Kursteilnehmerinnen auf nüchternem Magen zu begegnen.“

Die junge Frau lächelte. Sie trug Jeans, einen dunkelblauen Pulli – denn es war eine gewerkschaftsnahe Heimvolkshochschule, keine kirchliche – und unter glatten Haaren ein Gesicht, das ich spätestens nach dem Anziehen wieder vergessen haben würde. Berufskrankheit!

„Wenn Ihnen der Nachmittag nicht zu früh ist, da bekommen sie sowieso Kaffee.“

Natürlich, in solchen Häusern wird ja dreimal am Tag gespeist! Frau weiß gar nicht, wo sie da ihre Stunden zwischenquetschen soll. Meistens haben die vielen Pausen zur Folge, dass ich bis spät in die Nacht arbeiten muss und kaum zum Lesen komme.

„Das ist gut. Meine Thermoskanne hält vierundzwanzig Stunden warm. Danke schön.“ Ich wollte mich bescheiden mit meiner Beute zurückziehen. Sie lächelte verlegen.

„Wissen Sie, heute Morgen geht schon alles drunter und drüber! Aber damit will ich Sie jetzt nicht vor dem Kaffeetrinken belästigen. Bis gleich dann.“

Mir schwante Übles.

„Was geht drunter und drüber?“ Ich balancierte vor ihren staunenden Augen das Tablett mit der linken Hand, goss mir mit rechts den Kaffee in die Tasse, setzte vorsichtig die Kanne wieder auf, der heikelste Moment jener Übung, hob die Tasse mit dem schwarzen, heißen Wasser des Lebens aufseufzend an den Mund und trank, stellte sie zurück und fasste rasch das Tablett wieder mit beiden Händen, ehe es zu kippeln drohte.

„Wo haben Sie denn das gelernt?“

„In einem Jonglierkurs während meiner Ausbildung.“

„Na, dann lassen Sie vielleicht das Tablett auch nicht fallen, wenn ich Ihnen sage, dass heute Morgen ein toter Mann im Haus gefunden wurde.“

„Was?“ Mein Gewissen schlug haushohe Wellen.

„Ein Mann – wo doch nur Ihre Frauen diese Woche belegt haben.“

„Ein Unfall? “ Um sie zu verwirren, vollführte ich das Kunststück mit dem balancierten Tablett noch einmal.

Aher auch, um mir einen kühlen Kopf zu verschaffen.

„Nein, stellen Sie sich vor, vermutlich ermordet!“

Ich erbleichte und fühlte mich schuldig. Hatte ich den Kerl doch zu hart angefasst? Und wer würde mir das glauben?

„Ja, wer macht denn so was? In dieser abgelegenen Gegend? Und wieso wissen Sie, dass er ermordet wurde?“

„Er schwamm in Blut!“ Sie umfasste schaudernd ihre Oberarme.

„In Blut?“ Das konnte doch nicht sein!

„Und das Messer steckte noch, als die Küchenhilfe ihn fand, die heute zum Frühstück machen eingeteilt war.“ „Ach, wie entsetzlich!“ Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Mit solchen Sachen hatte ich nichts zu tun. So was Abscheuliches!

„Bisher hat ihn noch keiner erkannt. Na ja, ich muss weiter und will Sie nicht länger stören. Möglicherweise kommen die Polizisten ja auch in Ihren Kurs. Darauf sollten Sie vorbereitet sein.“

„In meinen Kurs?“

„Na ja, die ganze Bescherung wurde doch erst vor einer halben Stunde entdeckt. Vorläufig darf auch niemand das Haus verlassen.“ Und mit dieser tröstlichen Bemerkung lief sie den Flur hinunter, während ich mich kopfschüttelnd mit meiner Kaffeekanne ins Zimmer zurückzog.

Natürlich war es ja nicht sicher, dass es der gleiche Mann war. Der konnte sich auch gut selbst befreit haben, um weiter auf heimlichen Sohlen durch das mitternächtliche Haus zu schleichen. Es könnte auch sein Befreier sein, den er dann undankbarerweise umgelegt hatte. Er könnte