Caleb klappte seinen Laptop zu und verstaute ihn in der Tasche.
„Hast du gleich noch Unterricht?“, erkundigte er sich bei Zoe, die im Klassenzimmer ganz vorn saß und gerade ebenfalls ihre Sachen zusammenpackte. Der Unterricht der Pferdeflüsterer fand in der ehemaligen Remise stand, in der einst Kutschen und Fuhrwerke gestanden hatten. Das Klassenzimmer lag ein wenig abseits vom Rest der Unterrichtsräume, aber das passte ganz gut. Die Pferdeflüsterer waren im Schulbetrieb ja auch immer ein bisschen außen vor.
„Warum fragst du?“, sagte Zoe.
„Ich brauch deine Hilfe. Ich bin heute zum ersten Mal mit Peachy im Round-Pen.“
Peachy war ein zierlicher Palomino-Wallach, der sich partout nicht verladen lassen wollte. Caleb hatte gerade erst begonnen, mit ihm zu arbeiten.
Zoe spürte, wie eine Welle der Freude in ihr aufstieg. Nicht wegen Peachy, sondern weil Caleb sie um Hilfe bat. Es war neu, dass der Lehrer sie mit auf den Reitplatz nahm. Früher hatte er sich nur von Cyprian, Isabelle oder Cathy assistieren lassen. Und dann sogar von Isaac, obwohl der erst viel später nach Snowfields gekommen war als Zoe. Wie sie das verletzt hatte!
Aber vor Kurzem hatte Caleb Zoe endlich zum ersten Mal helfen lassen und offenbar hatte sie sich nicht allzu dumm angestellt, denn gleich am nächsten Tag durfte sie ihm erneut assistieren. Und jetzt fragte er sie schon zum dritten Mal.
„Hättest du Zeit?“, fragte Caleb.
„Hab ich.“ Eigentlich hätte Zoe jetzt Eventing-Unterricht bei Mrs. de Cesco gehabt, doch die Stunde fiel heute aus. So ein Glück! „Aber wenn wir in den Round-Pen gehen, würde ich mich vorher schnell umziehen.“
Die Schuluniform der Snowfields Academy bestand aus einem dunkelgrünen Blazer über einem weißen Hemd, einem grauen Pullunder und cremefarbenen Breeches. Die Dinger wurden so schnell dreckig, dass Zoe wie viele andere dazu übergegangen war, ihre Breeches nur in den normalen Schulstunden zu tragen. Beim Reitunterricht und wenn sie ausritt, zog sie dunkle Reithosen an.
„Klar“, sagte Caleb. „Ich hol Peachy schon mal aus dem Stall und warte im kleinen Round-Pen auf dich.“
Zoe rannte am Stall vorbei zum Schloss. Als sie die Hintertür öffnete, die zu den Schlafräumen führte, stieß sie fast mit Mrs. de Cesco zusammen, die das Gebäude gerade verließ. Die Lehrerin hielt einen großen Stapel Blätter in den Armen und lächelte Zoe an.
Das war schlecht.
Die stellvertretende Direktorin lächelte eigentlich nie, schon gar nicht, wenn sie einem Schüler oder einer Schülerin gegenüberstand.
„Zoe“, sagte Mrs. de Cesco. „Das ist ja super.“
Das silberblonde Haar der Lehrerin war wie immer zu einem Zopf gebunden. Sie trug einen hellen Blazer und weiße Reithosen, beides war makellos sauber, genau wie ihre Reitstiefel. Dabei hatte sie mindestens den halben Tag in der Reithalle verbracht. Zoe hatte keine Ahnung, wie die Lehrerin das schaffte.
„Ich bin etwas in Eile“, sagte Zoe.
„Was hast du denn so Dringendes vor?“, fragte Mrs. de Cesco lauernd. Ihr kalter Blick bohrte sich in Zoes Stirn.
Zoe begann prompt zu frösteln. Dabei war es ein milder Vorfrühlingstag.
„Ich muss Caleb Cole im Round-Pen assistieren.“
„Falsch.“ Mrs. de Cescos Antwort war scharf wie ein Peitschenhieb. „Du musstmir