: Rita Janaczek
: Killer-Elli Ein Rostock-Krimi
: Machandel Verlag
: 9783959594516
: 1
: CHF 3.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 324
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Ich kann das nicht mehr mit ansehen!' Das sind die letzten Worte, die der jugendliche Rowdy hört, bevor die alte Dame ihn erschießt und anschließend spurlos in der Nacht verschwindet. Kommissar Kahlberg steht vor einem Problem. Nein, vor mehreren. Seiner Erfahrung nach erschießen nette alte Damen keine Menschen. Schon gar nicht in der Straßenbahn. Das Täterprofil ist surreal. Er muss die Frau so schnell wie möglich finden, bevor es womöglich weitere Tote gibt. Zudem muss er sie auch zu ihrem eigenen Schutz aufspüren, denn der junge Mann hatte Komplizen, ebenfalls verschwunden, und die könnten auf Rache aus sein. Aber wie findet man jemanden, den alle vorhandenen Zeugen mit Stillschweigen schützen?

Die Autorin Rita Janaczek wurde 1967 in Legden im Münsterland geboren und lebt heute mit Mann und Katze Fine in Haselünne im Emsland. Sie schreibt Krimis und Kurzgeschichten, begeistert sich aber auch für andere Genres. 2013 gewann sie den 18. Münchner Kurzgeschichtenwettbewerb mit ihrer Geschichte 'Tage und Wochen'. 2022 war sie unter den Gewinnern des SpaceNet Award. 2023 gewann die Anthologie 'Mensch 3.0', in der ihre Story 'Miriam' veröffentlicht ist, den Goldenen Stephan. Ebenfalls im Jahr 2023 schaffte sie es auf die Shortlist des Wettbewerbs '3. Oktober - Die Freiheit, die ich meine'. Ihr Kurzkrimi 'Gabriel und die Frau in Schwarz' war 2024 für den Glauserpreis in der Kategorie Kurzkrimi nominiert. Rita Janaczek ist Mitglied bei den 'Mörderischen Schwestern' und beim 'Syndikat'.


Start ins Wochenende


Rostock – Spätsommer


So ein Geschiebe in der Straßenbahn – und das kurz vor Mitternacht! Irgendwo in der Stadt oder am Alten Hafen musste ein Event gewesen sein, das die Besucher jetzt alle gleichzeitig auf die Straße spuckte. Vinzenz lehnte lässig an einer Stange und beobachtete das Gedränge.

Der nächste Halt.

Eine Handvoll Fahrgäste stieg aus, andere hechteten zu den freiwerdenden Plätzen. Vinzenz juckte das nicht. Ein paar Stationen noch, dann war er ohnehin zu Hause. Mit einem Ruck fuhr die Bahn wieder los. Das Smartphone vibrierte in der Gesäßtasche seiner Jeans. Er zückte es, warf einen kurzen Blick auf das Display. Bea. Was wollte die denn jetzt noch? Es war doch alles geklärt. Ihren Kontakt hatte er längst gelöscht, aber sie schien seinen wie einen Schatz zu hüten. Wenn sie nicht lockerließ, würde er sie sperren.

DU WOLLTEST ES BEENDEN. ALSO NIMM MEINEN KONTAKT RAUS.

Sofort schickte er die Nachricht ab und schob das Handy an seinen Platz. Er spürte, dass er beobachtet wurde und sah hoch.

Sie saß schräg gegenüber. Mit ausgestreckten Armen hätten sie sich berühren können. Einige Jahre jünger als er, kurze wilde Haare und dunkle Augen.

Abermals hielt die Straßenbahn.

Offen schaute sie ihm ins Gesicht. Er hielt ihrem Blick eine Weile stand, sah dann aber nach unten, als die Bahn anzog. Nach ein paar Sekunden blickte er doch wieder hoch. Den Boden zu erkunden war erst recht peinlich, da war ihm die Unsicherheit sofort anzusehen. Er fuhr sich nervös durchs Haar. So was Blödes, in einem Club wäre er bei einem solchen Flirtversuch souveräner gewesen. So profan in einer Straßenbahn, das war nicht seine Plattform.

„Nora“, sagte sie mit einem Lächeln.

„Vinzenz.“

Dieses Strahlen steckte ihn sofort an. Er lächelte zurück. Nächster Halt, es gab Gedränge in beide Richtungen. Dann stiegen drei Typen ein. Noch bevor die Tür sich wieder schloss, fingen sie an zu pöbeln. Die hatten offensichtlich einiges getankt.

Vinzenz schob sich unauffällig auf die andere Seite des Gangs neben Noras Sitzbank. Eigentlich hatte er vorgehabt, eine lockere Konversation mit ihr zu beginnen. Doch es war wohl besser, stattdessen die Situation im Blick zu behalten. Die Typen waren auf Krawall aus, das war nicht zu übersehen. Der größte von ihnen trug Springerstiefel light, war sicherlich über eins neunzig, und auf seinem schwarzen T-Shirt stand „Scheißstaat“. Die kurzen Haare standen bürstenartig nach oben. So, wie seine Muskeln das Shirt ausbeulten, hatte er vermutlich einen Großteil seiner bisherigen Lebenszeit im Fitnesscenter verbracht. Der Hagere neben ihm, der ebenfalls in schwarz gekleidet war, hatte die Kapuze seines Hoodys tief ins Gesicht gezogen und hielt eine Bierdose in der Hand. Schief grinsend stellte er sich mit seinem Schritt direkt vor das Gesicht einer Jugendlichen, die in der Nähe der Tür saß. Der Dritte präsentierte seinen Rücken, mit abgewetzter Lederweste über dem T-Shirt. Tätowierte Totenköpfe verunstalteten jeden Quadratzentimeter seiner Arme. Jeder im hinteren Teil des Straßenbahnabteils, der ab jetzt aussteigen wollte, musste zwangsläufig an diesen Dream-Boys vorbei.Scheißtypen, ging es Vinzenz durch den Kopf,Auftritt von Bürste, Bierdose und Skull.

Der nächste Halt kam in Sichtweite.

Zwei Jugendliche erhoben sich von ihren Sitzen. Sie steuerten eilig den vorderen Ausgang an, um der Begegnung mit dem Trio zu entgehen. Ansonsten rührte sich niemand. Skull begann sich in die andere Richtung durch den Gang zu drängen. Wenn man es genau betrachtete, hatte er freie Bahn, die Umstehenden wichen zurück. Er blieb bei einem jungen Mann stehen, der