Prolog
LUCAS
Das Blut auf meiner Kleidung ist noch feucht, anders als das Blut an meinen Händen.
Irgendwann auf dem Weg zwischen Krankenhaus und der Zelle hier auf der Polizeiwache ist es zu einem dünnen roten Panzer getrocknet, der an meinen Handflächen und Fingern haftet. Auch auf meinem Gesicht kann ich Blut spüren, aber dort hat es sich mit meinen Tränen vermengt. Ich frage mich, wie ich auf die anderen Insassen wirken mag – ein Jugendlicher, noch nicht ganz Mann, der in einem blutbefleckten Smoking und mit nur einem Schuh an den Füßen in der Ecke kauert. Kurz stelle ich mir vor, was für Geschichten sie sich wohl über mich ausdenken.
Vielleicht, dass ich betrunken einen Verkehrsunfall verursacht habe.
Vielleicht, dass ich mich betrunken geprügelt habe.
Vielleicht, dass ich versucht habe, jemanden umzubringen.
Ich versuche, nicht allzu lange darüber nachzudenken, weil das Ausmaß der Konsequenzen meines Handelns über meinen Verstand hinausgeht. Also starre ich einfach auf den Boden zwischen meinen Füßen, auf meinen einzelnen Schuh, der mir vorkommt wie ein Symbol für meinen Niedergang, und denke an die eine Sache, die noch Sinn ergibt.
Ich denke ansie.
Und ich frage mich, ob ich das Bild in meinem Kopf und das Gefühl ihres schlaffen Körpers in meinen Armen jemals werde abschütteln können.
Acht Sekunden.
Die Zeit, die ich brauchte, um zu begreifen, wie sehr ich sie liebe.
Acht Sekunden, die mein Leben veränderten.
Acht Sekunden, die reichten, um sie zu verlieren.
LANEY
DAMALS
»Nett von deinem Chef, dass er uns eingeladen hat«, murmelte ich meinem Dad zu, der neben mir auf dem Fahrersitz saß, die Hände am Lenkrad, und uns durch die Stadt fuhr, die von jetzt an mein Zuhause sein würde.
Nach der Scheidung hatte er noch mal ganz von vorn anfangen wollen, und das bedeutete in erster Linie, so weit von Mom wegzuziehen wie möglich. Falls er enttäuscht war, weil der Job, den er am Ende bekommen hatte, nur vier Autostunden weit von ihr entfernt lag, ließ er es sich nicht anmerken. Dafür versicherte er mir, es sei ein guter Job und für einen Vorarbeiter außerdem anständig bezahlt. Und auch, wenn die Stadt viel kleiner war als die, in der ich meine Kindheit verbracht hatte, fand er, hier ließe es sich gut aushalten, bis ich alt genug war, um meiner eigenen Wege zu gehen – College und so weiter. Das waren seine Worte, nicht meine. Schließlich war ich erst elf. Alt genug, um mir eine eigene Meinung zu bilden, aber noch zu jung, um mir g