2
Lost in town
Natürlich schlägt das Ganze auf die Beziehung – was soll die rhetorische Frage?!
Wir haben schon einiges miteinander überstanden, Bengts Affären, meine Affären. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass wir uns wirklich entfremden. Beide voneinander wegdriften, aus unterschiedlichen Gründen. Aber so, dass ich das Gefühl habe, es gibt kein Zurück. Bengt, mein zukünftiger Ex?
Manchmal habe ich den Eindruck, ich sei ihm gleichgültig. Wie es mir mit dem CI geht – er fragt kaum je danach. Ganz am Anfang hat ihn der technische Aspekt interessiert, er wollte wissen, wie das funktioniert. Aber was es mit mir macht, scheint ihn weder sonderlich zu interessieren noch zu berühren.
Die äußeren Umstände verwirren mich dermaßen, dass ich auch nicht mehr klar spüre, was ich eigentlich für Bengt empfinde. Oder vielleicht stimmt das auch nicht, denn ich fühle mich schon noch zu ihm hingezogen, weiß aber auch nicht mehr, ob das nur Gewöhnung ist.
Mir scheint, es brauche gerade alles so viel Energie, und ich bin erschöpft. Das färbt auch auf die Beziehung ab. Dass das mit diesen sogenannten äußeren Umständen zusammenhängt, ist klar, aber ich frage mich im Moment schon auch, ob das, was ist, noch reicht.
Wir teilen wenig, verbringen kaum Zeit zusammen, unternehmen kaum mehr etwas miteinander. Unsere Interessen und Aktivitäten scheinen sich immer mehr voneinander zu entfernen. Wir engagieren uns nicht gemeinsam für etwas, haben kein gemeinsames Projekt oder Ziel. Und die körperliche Intimität ist uns auch ein Stück weit abhandengekommen – doch da schöpfe ich trotzdem Hoffnung, denn danach sehne ich mich. Und nicht die Nähe zu irgendeinem Körper, sondern wirklich einzig und allein zu Bengts Körper, zu seiner Wärme, seiner Weichheit und seiner Festigkeit.
Eine Phase ist per Definition begrenzt, aber ob diese hier ein absehbares Ende hat? Im Moment habe ich eher den Eindruck, dass unsere Situation mäandert. Sie kam denn auch nicht über Nacht, sondern das alles hat sich durch die Hintertür eingeschlichen.
Vielleicht würde uns ein Schnitt neue Energie geben. Cut.
Die Krise als Auftakt zur Veränderung?
Die Beziehung gibt mir im Moment nicht das, was ich bräuchte. Was das wäre? Rückhalt. Ja, diesen wünsche ich mir. Und weil ich diesen nicht spüre, bin ich ernüchtert und unzufrieden, ja. Und ja, ich sehe Bengt momentan in einem mehrheitlich negativen Licht.
Ist das hier das Ende der Beziehung zwischen Bengt und mir? Klar ist, dass wir uns entfremdet haben. Wir reden kaum mehr miteinander. Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse – abgesehen von den materiellen – kennen wir kaum mehr voneinander. Welche Lebensziele haben wir? Ich weiß nicht, wo Bengt hinwill. Aber ich weiß ja auch nicht, wo ich hinwill. Vielleicht müsste ich mich zuerst besser kennen, lernen, wer ich jetzt bin oder zu wem ich gerade werde, damit ich auch gegenüber Bengt wieder offener bin, ihn wirklich wahrnehmen kann als Person, ihn wieder wertschätzen kann.
Von Bengt bekomme ich zu wenig Unterstützung in dieser schwierigen Phase. Gleichzeitig kommt mir gar nicht in den Sinn, danach zu fragen, wo Bengt von mir Unterstützung bräuchte – im Moment gar nicht daran zu denken, dass ich das einfach spüren würde, ganz ohne Worte.
In letzter Zeit habe ich aber auch den Eindruck, er verheim