: Andreas Ferner, Marion Dimali
: Echt jetzt, Herr Fessor? Alltag eines Lehrers
: Edition A
: 9783990016060
: 1
: CHF 16.20
:
: Humor, Satire, Kabarett
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Andreas Ferner ist Lehrer und Kabarettist. Manche behaupten, er macht in beiden Berufen dasselbe: vor Menschen stehen und blöd reden. In diesem Buch versammelt er seine witzigsten Geschichten u?ber die WhatsApp-Gruppen der Eltern, digitalen Unterricht und hochbegabte Schu?ler. Außerdem gibt er Antworten auf die wichtigen Fragen: Wie klingt die Wirtschaftskrise als Rap-Song? Und was passiert im Biologiekammerl wirklich? Verständnisvoll und mit einem wahren Feuerwerk an Pointen beschreibt Ferner eine Generation von Schu?lern, von denen die Lehrer noch etwas lernen können. Das richtige Selfie zum Beispiel.

Der Kabarettist und Schauspieler Andreas Ferner wurde 2010 mit dem »Großen Niederösterreichischen Kabarett- und Comedy-Preis« ausgezeichnet. Sein Insiderwissen erwarb er sich als HAK-Lehrer in Wien. 2012 wurde er von der Wiener Gesellschaft fu?r Bildungspolitik und Schulmanagement zum »Lehrer des Jahres« gewählt. Marion Dimali inszenierte unzählige Produktionen im Bereich Musikund Sprechtheater. In den letzten Jahren wandte sie sich vor allem dem Kabarett zu, wo sie sich als Regisseurin und Co-Autorin fu?r viele Kabarettprogramme verantwortlich zeichnete.

Zentralmatura oder:
Wie wir alle gleich
blöd werden


Auf dem kleinen Platz vor der Schule herrscht große Aufregung. Kichernde und kreischende Jugendliche tummeln sich neben einem Polizeiauto, alles so dicht gedrängt, dass fast keine Chance besteht, zum Schultor vorzudringen.

»Herr Fessor, ham’S schon gsehn?!«

»Es is so arg!«

»Es is so lustig!«

»Oida, endlich sagt einer, wie’s is!«

Aber ich habe noch nichts »gsehen«, außer einem Massenauflauf vor unserer Schule. Als ich bei meinem Versuch, mich durch die Menge zu zwängen, an einem Polizisten vorbeikomme, fragt mich der, ob ich zur Schule gehöre und ob ich irgendetwas Verdächtiges gesehen hätte. Ich versuche, ihm zu erklären, dass die Anwesenheit kreischender Jugendlicher vor einer Schule kaum verdächtig ist und ich noch nicht einmal wirklich das Schultor gesehen habe. Was schlecht ist, weil ich in wenigen Minuten vor meiner diesjährigen Maturaklasse stehen und sie über die Wichtigkeit dieses letzten Schuljahres aufklären sollte.

In dem Moment sehe ich, was ich die ganze Zeit wohl schon hätte sehen sollen.

»Steckts eich eichere Oaschloch Oaschmatura in

Oasch! Fukk HAK, gehts alle scheißen,

ihr Huansöhne! Emilio«

Das prangt in dicken roten Lettern an der ansonsten weißen Hauswand.

Im Weitergehen höre ich das Gespräch des Direktors mit dem zweiten Polizisten.

»Herr Direktor, als ersten Ermittlungsschritt schlage ich vor, Sie sagen uns, ob Sie einen Schüler namens Emilio an der Schule haben oder im letzten Jahr hatten, und dann befragen wir den einmal.«

»Ja, sicher haben wir einen solchen Schüler«, antwortet der Direktor. »Aber so deppert kann man doch nicht sein, dass man sowas tut und dann noch mit seinem eigenen Namen unterschreibt!«

Was soll ich sagen? Er war so deppert ...

Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht.

»Wir werden dann eh noch einen Handschriftenvergleich machen, um sicher zu gehen«, meinte der Polizist.

»Ach, das können’S vergessen. Niemand schafft es, auch nur annähernd gleich mit einem Kuli und einer Spraydose zu schreiben. Das weiß ich, weil ich vor Jahren einmal ...« Mitten im Satz wird mir bewusst, dass ich den weiteren Teil der Information wohl besser für mich behalten sollte, falls das mit der Verjährung doch nicht so ist, wie ich glaube.

Ja, auch ich war einmal ein depperter Jugend