: C.J. Tudor
: Die Kolonie Thriller
: Goldmann Verlag
: 9783641305017
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In einer Kleinstadt in Alaska wird ein Junge tot aufgefunden. Seine Kehle ist zerfetzt, seinem Körper alles Blut entwichen. Die Brutalität des Mordes erinnert an eine Tat, die 25 Jahre zurück liegt. Detective Barbara Atkins wird zur Unterstützung von Sheriff Jensen Tucker hinzugezogen, der den ursprünglichen Fall untersucht hatte. Die Einwohner von Deadhart glauben jedoch zu wissen, wer der Schuldige ist: ein Mitglied der nahe gelegenen Vampirkolonie, die in einer alten Bergbausiedlung tief in den Bergen lebt. Barbara gerät unter Druck, die gesamte Kolonie gezielt töten zu lassen. Doch die Beweise sind nicht stichhaltig, und die Menschen lügen. Dann verschwindet ein weiterer Teenager. Barbara und Tucker bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Wahrheit herauszufinden: Jagen sie einen kaltblütigen Mörder – oder ein blutdürstiges Monster?

  • Willkommen in Deadhart, Alaska. Einwohner: 673. Lebende.
  • Der neue rasante Thriller der SPIEGEL-Bestsellerautorin - atmosphärisch, raffiniert, intelligent.


2


Der Taxifahrer war ein Quatscher.

Na toll.

Barbara vermutete, dass sein Geschäft zu dieser Jahreszeit eher mau lief und er deswegen jeden Fahrgast volltextete. Das kam davon, wenn man allein lebte, was dieser Mann offensichtlich tat. Der lange Vollbart, die Speisereste auf seinem Overshirt und nicht zuletzt der intensive Körpergeruch deuteten darauf hin, dass sich sein Verhältnis zur Welt auf ein einziges schroffes Kürzel reduzierte:LMAA. Womit Barbara keinesfalls sagen wollte, dass Männer ohne Frauen aus Prinzip verwahrlosten. Was jeder Mensch aber brauchte, war jemand, um den man sich bemühen musste. Ohne ein Gegenüber, ohne diesen Spiegel ließ man sich gehen und roch irgendwann auch so. Wer wüsste das besser als sie?

Der Taxifahrer hieß Alan, so stand es jedenfalls vorn auf der Lizenz.»Call me Al«, grinste er. »So wie in dem Lied.«

»Gern«, hatte sie gesagt. Und gelächelt.

Tatsächlich hasste sie dieses Lied. Und auch das silberne Kruzifix und der Rosenkranz an Call-me-Als Rückspiegel waren überhaupt nicht ihres. Aber jeder, wie er will. Dies ist ein freies Land.

Im Übrigen war sie auf den nächsten Meilen vollauf damit beschäftigt, seine unvermeidlichen Quatscher-Fragen abzuschmettern.Sagen Sie, sind Sie zum ersten Mal hier? Antwort: Ja.Wollen Sie hier Urlaub machen? Antwort: Ja. Was beides gelogen war, aber dazu führte, dass er mit ihr sämtliche Touristenattraktionen der Gegend durchging. Das waren zwar nicht viele, aber davon ließ sich eine Labertasche wie er nicht bremsen. Außerdem konnte sich das mit den Attraktionen auch sehr schnell ändern.

Das Taxi zog eine Wirbelschleppe aus Eis und Schnee hinter sich her, doch das nahm Barbara hinter der Seitenscheibe kaum wahr. Sie sah atemberaubende Landschaft und unberührte Natur mit Bergen, Wäldern und Schnee. Und hinter jeder Kurve: noch mehr Berge, noch mehr Wälder, noch mehr Schnee. Wer auf so etwas stand, bitte schön. Doch die Unberührtheit hatte einen Grund. Dieses Land war absolut lebensfeindlich. Außerhalb des warmen Taxis setzte binnen Minuten der Kältetod ein. Also, nicht zu sehr berühren lassen.

Barbara unterdrückte ein Gähnen. Erst der Nachtflug von New York nach Anchorage, dort weiter per Lufttaxi nach Talkeetna (ein nervenzerfetzendes Erlebnis) und jetzt noch anderthalb Stunden über den Parks Highway an ihren Einsatzort in der tiefgefrorenen alaskischen Taiga. Sie hatte keine Ahnung, warum sie ihrer Ausleihe an ein paar Dorfsheriffs je zugestimmt hatte.

»Weil Sie unsere beste Forensikerin sind«, hatte Decker gesagt.

»Ich dachte, das wäre Edwards?«

»Edward hat familiäre Verpflichtungen, Sie ja wohl nicht.«

»Das heißt, als kinderloser Single habe ich automatisch die Arschkarte?«

Decker platzierte seine Wurstfinger auf der Tischplatte und beugte sich in gespielter Einfühlung nach vorn. Decker war ein etwas kurz geratener Dicker mit einem schwarzen Haarkranz und dem rötlichen