1. KAPITEL
„Für fünfzigtausend Dollar kannst du das Baby haben.“
Adam Quinn schluckte einen plötzlichen Anfall von Zorn hinunter und betrachtete die Frau, die ihm gegenüberstand. Kim Tressler war ungefähr dreißig Jahre alt. Sie hatte hellblondes Haar und trug ein schwarzes, so eng geschnittenes Kleid, dass sich jede Kurve ihres Körpers darunter abzeichnete. Die stark geschminkten blauen Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt, aus denen sie Adam Quinn böse anfunkelte. Ihr Mund war ein einziger roter Strich.
Tunlichst vermied Adam es, das Baby länger als nötig anzuschauen, das Kim auf der linken Hüfte trug … den Sohn seines toten Bruders. Er musste einen klaren Kopf bewahren, solange er es mit dieser Frau zu tun hatte, und das konnte er nur, wenn er nicht auf das Kind sah.
Als Besitzer einer der weltweit größten Bau- und Immobilienfirmen war Adam daran gewöhnt, Konflikte zu lösen. Im Laufe seines Geschäftslebens hatte er es schon mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten zu tun gehabt und zahlreiche Kämpfe ausgefochten. Und aus allen war er stets als Sieger hervorgegangen. Aber diesmal ging es nicht ums Business. Das hier war eine rein private Sache. Und die ging ihm mächtig an die Nieren.
Vor ihm auf dem Schreibtisch lag der geöffnete DNA-Test, der bestätigte, dass der Vater des Babys Devon Quinn war, Adams jüngerer Bruder. Er hätte den Test eigentlich nicht benötigt, denn das Kind war Devon wie aus dem Gesicht geschnitten. Ebenso klar war, dass er den Jungen auf keinen Fall bei seiner Mutter lassen würde, so kalt und berechnend, wie sie war. Typisch Devon. Er hatte immer einen schlechten Geschmack gehabt, was Frauen betraf.
Die einzige Ausnahme bildete seine Exfrau, Sienna West. Bei dem Gedanken an sie fühlte Adam ein Ziehen in der Brust, das jetzt völlig fehl am Platz war. Er durfte nicht an Sienna denken, solange ihm Kim gegenüberstand. Es war wichtig, dass er sich ausschließlich auf sie konzentrierte.
„Fünfzigtausend“, wiederholte er.
„Das ist ein faires Angebot“, meinte sie schulterzuckend. Als das Baby durch die plötzliche Bewegung aufwachte und unruhig wurde, schüttelte sie es unwirsch, während sie den Blick neugierig durch Adams Büro schweifen ließ.
Ihm war völlig klar, was in ihr vorging.
Sein Büro war riesig und strahlte Macht und Reichtum aus. Ein massiver Schreibtisch aus Mahagoni stand zwischen ihm und Kim. Breite Glasfronten boten einen wunderschönen Ausblick auf den Pazifischen Ozean, wo sich Surfer und Segler tummelten. An den hellgrauen Wänden hingen gerahmte Fotos von einigen seiner größten Projekte, und auf dem schimmernden Holzboden lagen wertvolle Teppiche in dunklen Rottönen. Adam hatte hart dafür gearbeitet, dass seine Firma da war, wo sie heute stand, und er war stolz darauf. Sollte dieses geldgierige Weib ruhig alles anstarren, als hingen Preisschilder daran.
Als das Kind leise zu wimmern begann, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Adam. „Also. Das ist Devons Sprössling, und er hat versprochen, dass er für uns beide sorgen wird, als er mich zu dem Baby überredet hat. Er wollte das Kind, ich nicht. Jetzt ist er tot, und das alles geht mich nichts mehr an. Ich muss mich auf meine Karriere konzentrieren. Für ein Kind habe ich keine Zeit. Ich will es nicht, aber Sie als sein Bruder …“
Nur mit größter Mühe gelang es Adam, sich zu beherrschen. Wie konnte sie nur so herzlos sein? Das Baby tat ihm unendlich leid. Gleichzeitig fragte er sich, was, um Himmels willen, sein Bruder in dieser Frau gesehen hatte. Mal abgesehen davon, dass Devon selbst ziemlich oberflächlich gewesen war, musste er doch mit so einer Frau kein Kind in die Welt setzen. Schließlich machte sie keinen Hehl daraus, dass sie nur an Geld interessiert war.
Es schockierte ihn, dass sie so schnell mit ihrer Vergangenheit und dem gemeinsamen Leben mit seinem Bruder abgeschlossen hatte. Zweifellos hatte Devon seine Schwächen gehabt, aber er verdiente doch etwas Besseres als diese Frau. Andererseits sah ihm das alles ziemlich ähnlich. Er hatte nie weiter als bis z