PUNKT ACHT UHR saß Frank Fischbach an seinem Schreibtisch. Das angesehene, von Multiplikatoren und Entscheidern gelesene und renommierte BranchenmediumPolitico wollte ihm eine fünfseitige Titelstory über sein geheimnisumwittertes Geschäftsmodell widmen. Eine Homestory hieß bei Frank ein Besuch in seiner Firma.
»Der Vater des modernen Politikermarketings« laute die geplante Schlagzeile, hatte ihn der Herausgeber, Kasper Anderson, im Vorgespräch geködert. Gemeinsam mit Anderson, der auch Chefredakteur war, durfte Frank seine Firmenphilosophie erörtern und einer international orientierten und bestens vernetzten A-Schicht-Leserschaft von Entscheidern seine Strategien exklusiv vorstellen. Vorab hatte er sich vertraglich zusichern lassen, nicht zu Verliererthemen wie Migration, Asyl, Deindustrialisierung, Arbeitslosigkeit oder Sozialpolitik befragt zu werden. Ausführliche Gespräche genoss Frank mehr als Schlagzeilen; lange Textstrecken boten die Gelegenheit, Verkaufsbotschaften unaufdringlich in einprägsame Geschichten zu verpacken.
Frank war erfolgsverwöhnt: Schulsprecher, erste Titelseite mit 21, Postgraduate-Studium beim Acton Institute mit anschließenden Stationen als Berater in Washington D. C. und London. Zwei Jahre lang unterstützte er als Freiwilliger die Bodenwahlkämpfe von Obama und Arnold Schwarzenegger. Parteiübergreifend hatte er das Beste aus allen weltanschaulichen Lagern abgegrast und für Bao Strauss’ Ziele adaptiert. Frank überließ nichts dem Zufall; er hatte Förderer gesucht und Freunde fürs Leben gefunden. Digitale Kommunikation hatte er in Amerika von de