2.»Planetary Emergency«: Der (vorläufige) Höhepunkt des Anthropozäns?
Ob wir unser gegenwärtiges Zeitalter nun Anthropozän nennen oder den Begriff des Kapitalozäns vorziehen – es bleibt schlussendlich ein und dasselbe: das Zeitalter, in dem ein Großteil der Menschheit durch ihr zugrundeliegendes Welt- und Selbstbild, angefeuert durch eine konsum- und profitorientierte Lebens- und Wirtschaftsweise, die Erde an den Rand ihrer Grenzen gebracht hat. Dies ist uns vor allem besonders effektiv während der letzten hundert Jahre des exponentiellen Wachstums gelungen.
Der vorläufige traurige Höhepunkt unserer Zeit ist, dass uns erdrückende wissenschaftliche Erkenntnisse auf den verschiedensten Gebieten deutlich zeigen, dass wir in einen Notstand geraten sind, dessen Ausmaß sich nur schwer beziffern lässt und dessen Konsequenzen kein Datenmodellierer dieser Welt vorhersagen kann.
Vieles von dem, was uns jetzt immer deutlicher vor Augen geführt wird, ist bereits seit einigen Jahrzehnten bekannt. Dreißig Jahre nachhaltige Entwicklung (beziehungsweise deren halbherziger Versuch) haben an unseren grundlegenden Problemen nichts geändert. Rein gar nichts.
Bereits in dem vomClub of Rome 1972 publizierten MIT-ReportThe Limits to Growth wurden verschiedene mögliche Zukunftsszenarien der globalen Zivilisation skizziert. Unter anderem liest man dort, dass kurz vor dem Kollaps politischer Systeme und des Finanzmarkts und in der Folge der Zivilisation, wie wir sie kennen,die Energiepreise ansteigen undgewaltsame Unruhen wegen der steigenden Lebensmittelpreise ausbrechen werden. Nun ja, die deutlich gestiegenen Energiepreise haben wir bereits, die Preissteigerung bei Lebensmitteln ist ebenfalls im Gange, mit wenig Aussicht auf Entspannung. Aber ist das schon der Anfang vom Ende?
Seit ihrer Publikation vor mehr als fünfzig Jahren löste die MIT-Analyse (MIT steht fürMassachusetts Institute of Technology) immer wieder hitzige Debatten aus und wurde bereits zum Zeitpunkt ihres Erscheinens von »Experten«, die sich große Mühe gaben, die Ergebnisse und Methoden falsch darzustellen, als unhaltbar verlacht.
Doch welche Befunde existieren, die nahelegen könnten, der Verlust fruchtbarer Böden und die ökologischen Krisen im Allgemeinen sowie der Biodiversitätsverlust im Speziellen seiennicht durch menschliche Aktivitäten während des letzten Jahrhunderts verursacht? Zumindest was die geopolitische und gesellschaftliche Krise betrifft, sind wir uns doch über deren Verursacher einig, oder etwa nicht? Es sind Krisen des menschlichen Zusammenlebens, daher kommen nur wir Menschen als Verursacher infrage, wiewohl natürlich auftretende klimatische und ökologische Faktoren im