1. Kapitel
Delaney Kingston alias Trauzeugin, die alles für ihre besteFreundintun würde, auch wenn es noch so furchtbar wäre
Ah, riecht ihr das?
Diese frische, salzige Brise mit den Hauch Passionsfrucht darin? So riechtGlücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Seht ihr den goldenen Sonnenuntergang über der Meeresbrandung?
Nach Jahren, Jahren undJahren, die meine beste Freundin darauf gewartet hat, dass ihr Freund endlich mit der entscheidenden Frage herausplatzt, und einer weiteren Ewigkeit an Zeit für die Planung ist sie endlich da: ihre Hochzeitswoche.
Emma bekommt ihre Traumhochzeit, und ich kann nicht aufhören zu lächeln – nein, zu strahlen –, seit mein Flieger vor zwei Stunden in Hawaii gelandet ist.
Alles ist erfüllt von Liebe. Der leichte Wind, der die feuchte Luft milder stimmt. Die duftenden Blumen, die riesigen Kokospalmen. Der Gecko, der mich vom Blatt einer kleineren tropischen Pflanze aus beobachtet. Emmas Shampoo, als sie mich, kaum eine Minute, nachdem ich ihr geschrieben habe, dass mein Fahrer den Parkplatz ansteuert, vor dem Eingang desMidnight Orchid Club Resort umarmt.
»Laney! Da bist du ja!«
»Glückliche Hochzeitswoche, du wunderschöne Braut, du.«
Ich erwidere ihre Umarmung, als hätten wir nicht erst vor vier Tagen daheim in Snaggletooth Creek imBean&Nugget Café zusammen Kaffee getrunken und dem Schneefall im Januar zugesehen. »Bist du nervös? Hast du schon zu Abend gegessen?«
Sie lacht, als sie einen Schritt zurücktritt, allerdings schriller als angemessen. »Hawaiianischer Festschmaus. Du hast das Programm gesehen, oder? Natürlich hast du das Programm gesehen. Schließlich lebst du streng nach Programm.«
Ihr Magen knurrt, als hätte sie nichts von dem hawaiianischen Festschmaus abbekommen.
Ich greife in einer instinktiven Reaktion in meine Handtasche und zaubere einen Proteinriegel für sie daraus hervor. »Ähm, alles in Ordnung, Süße?«
Sie reißt ihre Augen bis zum Anschlag auf, nickt und schüttelt gleichzeitig schnell und übertrieben nachdrücklich den Kopf. »Aber sicher.«
Zum ersten Mal, seit ich an Bord des Fliegers gegangen bin, um mich dem Rest der Hochzeitsgesellschaft anzuschließen – nachdem ich wegen eines unglücklichen Notfalls auf der Arbeit erst einen Tag später aufbrechen konnte –, lächle ich nicht. »Rede mit mir! Was ist los?«
Da sie acht Zentimeter größer ist als ich, muss ich, um sie mustern zu können, zu ihr hochschauen. Sie hat ihr blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Ihre scharf geschnittenen Wangenknochen sind fraglos noch schärfer als sonst. Und ich glaube nicht, dass der Stich ins Hysterische in ihren braunen Augen eine Folge des fortschreitenden Abendlichts ist.
»Hochzeitsstress. Sonst nichts. G