: Sofia Lundberg
: Was du mir bedeutest Roman
: Goldmann
: 9783641316228
: 1
: CHF 14.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Stockholm 2022: Hanna Stiltje ist eine gefeierte Künstlerin, die am Höhepunkt ihrer Karriere steht. Doch Hanna selbst lebt sehr zurückgezogen und es scheint, als gäbe es niemanden in ihrem Leben, der ihr wirklich etwas bedeutet. Doch dann sieht sie bei ihrer neuen Ausstellung jemanden im Publikum, der längst verdrängte Erinnerungen in ihr wachruft. Erinnerungen an ihre große Liebe, ihre idyllische Heimat, aber auch an das tragische Ereignis, das dafür sorgte, dass sie nie mehr dorthin zurückkehrte. Hanna spürt, dass dies ihre letzte Gelegenheit sein könnte, sich mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen. Doch kann sie wirklich einen Neuanfang wagen?

Sofia Lundberg wurde 1974 geboren und arbeitete als Journalistin in Stockholm, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Büchern widmete. Mit ihrem Debütroman 'Das rote Adressbuch' eroberte sie die schwedische Literatur- und Bloggerszene im Sturm, woraufhin die Rechte in über 30 Länder verkauft wurden.

Das kleine Haus auf dem Land, September 1971


»Und wie klappt es mit den Besuchen?«

Die Frau, die Knut gegenübersaß, hatte einen Block in der Hand. Ohne ihn anzusehen, stellte sie ihre Fragen und notierte methodisch seine Antworten. Zeile für Zeile.

»Sie kommt uns nicht besuchen.«

»Gar nicht?«

»Nein. Schon lange nicht mehr. Eine Weile hat es funktioniert, da kam sie jeden zweiten Samstag. Doch dann ist sie einfach nicht mehr gekommen. Ich weiß nicht mal, ob sie noch lebt, verstehen Sie? Ich habe oft versucht, sie anzurufen, doch sie hat nie abgenommen, da habe ich dann irgendwann aufgegeben.«

»Aber sie ist doch Ihre Tochter, die Mutter Ihrer Enkelin. Haben Sie wirklich gar keinen Kontakt?« Sie sah ihn anklagend an. Bei ihrem Blick überlief es ihn eiskalt.

»Nein.«

»Sollten Sie nicht …«

Knut fuhr sich mit der Hand durch die Haare, spürte den Schweiß auf der Kopfhaut. Er hasste diese Besuche, die ganzen Fragen.

»Ich habe es so viele Jahre versucht. Wenn Sie wüssten …«

Er ging in die Küche, holte den Kalender und zeigte ihr Monat für Monat, deutete auf alle roten Kreuze, alle Vermerke, dass er angerufen, es versucht hatte.

»Ich verstehe.« Die Frau legte den Notizblock beiseite und griff nach der Kaffeetasse, die auf dem Tisch im Wohnzimmer stand. Eine zarte weiße Tasse mit rosa Rosen. Aina hatte sie geliebt, und er benutzte sie selten. Ein Stück war am Rand herausgebrochen, und die Frau drehte sie, um nicht an der gezackten Stelle daraus trinken zu müssen. Sie schluckte hörbar.

»Der Kaffee ist gut.«

»Ich mahle ihn selbst.« Knut deutete auf die Mühle an der Wand. Er mochte den Geruch, wenn die Bohnen gegen die Walze gepresst wurden.

»Und wo ist Ihre Enkelin jetzt?«

Knut sah zur Standuhr, es war nach zwei. Er wartete, dass sich der Zeiger bewegte.

»Sie kommt gerade«, sagte er dann und deutete zum Fenster. Die Frau stand auf, die Kaffeetasse noch in der Hand.

»Woher wussten Sie …«, sagte sie, als sie das Mädchen entdeckte, das von der Landstraße abbog und auf den kleinen Hof zulief. Winzige Schottersteinchen flogen zur Seite, die Schultasche hüpfte auf ihrem Rücken hin und her.

»Um die Zeit kommt sie immer aus der Vorschule nach Hause. Sie ist das genaue Gegenteil ihrer Mutter, sie benimmt sich, ist lieb und fleißig.«

Zuerst hörte er das Lied