: Arthur Conan Doyle, D. H. Lawrence, Algernon Blackwood
: Jochen Veit
: Schaurige Weihnachten. Klassische Horror- und Geistergeschichten Weihnachts-Gruselgeschichten aus England
: Anaconda Verlag
: 9783641324308
: 1
: CHF 3.40
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: Anthologien
: German
: 160
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ho Ho Horror!
Im viktorianischen England war ein Weihnachtsfest ohne Schauergeschichte nicht komplett: Man erzählte sie am Kaminfeuer im Musikzimmer oder Salon. So verbreitet war dieser Brauch, dass etliche namhafte Autor*innen ihre Storys dafür schrieben. In diesem Band erzählen Autor*innen wie D. H. Lawrence, A. C. Doyle und weitere Meister*innen des Horrors von verfluchten Herrenhäusern, Schiffen im Eismeer und kalten Londoner Mietswohnungen, in denen das Grauen lauert. Wohlig-schaurige Gruselstunden für die Winter-Weihnachtszeit garantiert!
  • Ho Ho Horror
  • Weihnachten mal anders: 7 erlesene Gruselgeschichten für die Adventszeit
  • Mit spannenden Texten von A.C. Doyle, D.H. Lawrence, Edith Nesbit, Lettice Galbraith und anderen
  • Originalausga e mit einem Vorwort von Jochen Veit


David Herbert Lawrence (1885-1930), Sohn eines Minenarbeiters und einer Lehrerin, arbeitete in London zunächst selbst als Lehrer. Als er an Tuberkulose erkrankte, musste er seinen Beruf aufgeben und unternahm rastlos schreibend ausgiebige Reisen. Sein Werk, entstanden unter dem Eindruck der Psychoanalyse Freuds, wurde wegen erotischer Freizügigkeiten scharf angegriffen.

Amelia B. Edwards


Die Geisterkutsche


Die Ereignisse, von denen ich nun berichten werde, zeichnen sich durch ihre Wahrheit aus. Sie sind mir selbst passiert, und meine Erinnerung daran ist so lebendig, als wäre es gestern gewesen. Und doch sind seit jener Nacht zwanzig Jahre vergangen. In diesen zwanzig Jahren habe ich die Geschichte nur einem einzigen Menschen erzählt. Nun erzähle ich sie mit einem Widerstreben, das ich schwer überwinden kann. Unterdessen bitte ich lediglich darum, davon Abstand zu nehmen, mir eigene Schlussfolgerungen aufzudrängen. Ich suche nicht nach Erklärungen. Ich wünsche keine Diskussionen. Meine Meinung in dieser Sache steht fest, und da ich mich auf meine eigenen Sinneseindrücke berufen kann, ziehe ich es vor, ihnen zu trauen.

Es war also vor genau zwanzig Jahren, einen oder zwei Tage vor dem Ende der Moorhuhn-Jagdsaison. Ich war den ganzen Tag mit meinem Gewehr draußen gewesen und hatte nichts Nennenswertes erlegt. Der Wind wehte gen Osten, der Monat war Dezember, der Ort ein ödes, breites Moor ganz im Norden Englands. Und ich hatte mich verlaufen. Es war kein angenehmer Ort, um sich zu verlaufen, denn gerade fielen die ersten federleichten Flocken eines heraufziehenden Schneesturms auf das Heidekraut, und der bleierne Abend brach um mich herein. Ich schirmte mir die Augen mit der Hand ab und blickte besorgt in die zunehmende Dunkelheit, wo das violette Moorland etwa zehn, zwölf Meilen in der Ferne mit einer niedrigen Hügelkette verschmolz. Nicht die zarteste Rauchfahne, nicht das kleinste bebaute Stück Land, noch ein Zaun oder Schafspfad weit und breit waren zu sehen. Mir blieb nichts anderes übrig, als weiterzugehen und zu hoffen, dass ich unterwegs irgendeinen Unterschlupf finden würde. Also schulterte ich wieder mein Gewehr und schleppte mich müde voran, denn ich hatte mich eine Stunde nach Tagesanbruch auf den Weg gemacht und seit dem Frühstück nichts gegessen.

Inzwischen begann der Schnee mit unheilvoller Beständigkeit zu fallen, und der Wind ließ nach. Dann wurde die Kälte durchdringender, und die Nacht kam schnell. Meine Aussichten verdunkelten sich mit dem dunkelnden Himmel, und das Herz wurde mir schwer, als ich daran dachte, wie meine junge Frau bereits durchs Fenster unseres kleinen Gasthauszimmers nach mir Ausschau halten würde, und mir vorstellte, wie viel Leid ihr diese beschwerliche Nacht wohl noch bringen würde. Wir waren seit vier Monaten verheiratet, und nachdem wir den Herbst in den Highlands verbracht hatten, wohnten wir nun in einem abgelegenen Dörfchen direkt am Rand der großen englischen Moorlandschaft. Wir waren sehr verliebt und natürlich sehr glücklich. Beim Abschied an diesem Morgen hatte sie mich inständig gebeten, vor der Abenddämmerung zurückzukehren, und ich hatte es ihr versprochen. Was hätte ich nicht darum gegeben, mein Wort halten zu können!

Auch jetzt noch, trotz meiner Müdigkeit, glaubte ich, nach einem Abendessen, einer Stunde Rast und einer Wegbeschreibung bis Mitternacht wieder bei ihr sein zu können, wenn ich nur jemanden treffen und irgendwo einkehren könnte.

Und die ganze Zeit über fiel der Schnee, und di