»›Wir sind alle Einwandererkinder‹ … Was soll das bitte heißen?! Glauben Sie wirklich, dass Sie auch nur einen Bruchteil von dem empfinden können, was eine migrantisierte Person empfindet? Finden Sie nicht, dass es allerhöchste Zeit ist, die ›Einwandererkinder‹ selbst sprechen zu lassen? Endlich damit aufzuhören, ihnen die Stimme wegzunehmen?«
Jeanne, die neue Freundin meiner Tochter, sah mich streng und schmallippig an. Sie erinnerte mich an eine Puritanerin aus dem Iowa des neunzehnten Jahrhunderts. Infolge andauernden Leidens war ihre Kiefermuskulatur angespannt.
Es war zwanzig Uhr und der Abend stand unter keinem guten Stern. Als ich eine Suze bestellen wollte, hatte mich der Kellner nur fragend angeschaut: Offensichtlich war ihm so etwas noch nie zu Ohren gekommen. So hatte ich mich mit einem Cocktail auf Gurkenbasis begnügen müssen, an dessen Oberfläche vereinzelte Sesamkörner dümpelten. »Sieht aus wie Zwergmausköttel«, hatte ich gewitzelt, um die Atmosphäre etwas aufzulockern, leider ohne Erfolg.
Am Tisch herrschte klebrige Spannung – innerha