Kapitel 1
Irina
Schwer und süß hängt der Geruch des Blütenstaubs von Arc-en-ciel in meinen Haaren, vermischt sich mit dem des Ozeans und verbrannter Kohle, als ich das Boot betrete, das uns zurück nach Hause bringen soll.
Das Metalldeck gleißt in der Sonne, und ich muss die Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden. Bunte Wimpel flattern im Wind und sollen vermutlich einen feierlichen Eindruck erwecken. Von irgendwo dringt der Klang eines Grammofons an meine Ohren, ein völlig anderer Takt als die leicht schlurfenden Schritte meiner Gezeichneten hinter mir, gefolgt von dem Geräusch von Laurents und Laelias Stiefeln.
Ich will mich gerade zu meinem Bruder umdrehen, als Henry de Vert, eine Wache der Force d’élite aus einer der niedrigsten Nebenfamilien, auf uns zuhastet und sich im Laufen die Handschuhe am grünen Gehrock abwischt. Sie sind mit irgendeiner rosafarbenen Creme verschmiert, und ich würde meine Fingerklingen darauf verwetten, dass sie von einer Sahnetorte stammt. Sein braunes Haar ist am Hinterkopf zu einem Knoten gebunden, und Schweißperlen glänzen über seiner nervös zuckenden Oberlippe, als er kurz vor uns zum Stehen kommt und ein Klemmbrett zückt – verkehrt herum. »Mademoiselle Irina, Monsieur Laurent, willkommen an Bord!«
Mehr sagt er nicht, sondern schaut uns bloß an, ein hoffnungsvolles, angespanntes Lächeln im Gesicht.
Sekunden verstreichen, in denen ich ihn einfach nur anstarre, bis ihm auffällt, dass er seine Liste auf dem Kopf hält, und eilig das Klemmbrett wendet.
»Das ist alles? Keine Fanfaren? Kein Konfetti? Nicht einmal Champagner? Enttäuschend.«
»In der Kabine erwarten Euch Tee und Gebäck«, entgegnet Henry. »Sobald ich überprüft habe, ob Ihr auch wirklich die Vorschriften erfüllt.«
Ich verdrehe die Augen. »Klar, und die beiden hinter uns sind einfach nur zum Spaß hier.«
»Es tut mir leid, Mademoiselle, aber so sind die Vorschriften«, erklärt er und baut sich vor mir auf.
Wortlos hebe ich eine Augenbraue und mustere ihn einige Sekunden lang ausdruckslos, bis er unter meinem Blick zusammenschrumpft. Offenbar hat er gerade endlich begriffen, dass er die nun offiziellen Thronerben der de Verts vor sich stehen hat.
»Verzeihung«, murmelt er, »aber ich muss meine Arbeit machen.«
»Wir sind verdammt müde und noch dazu verwundet«, erklärt Laurent grimmig und deutet mit dem Kinn auf seinen notdürftig mit ein paar Stoffstreifen verbu