: H. G. Wells
: Der Luftkrieg
: epubli
: 9783758480096
: 1
: CHF 0.90
:
: Erzählende Literatur
: German
: 401
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Aber noch, ehe er seine zweite Runde um die Türme des Kristallpalasts vollendet hatte, hob Fama ihre Posaune ... Tief holte sie Atem. Die aufgeschreckten Vagabunden, die auf den Bänken der Parks schliefen, erwachten durch das Schwirren und sahen ihn um die Nelsonsäule kreisen. Als er bis Birmingham gelangt war - so gegen halb elf - hallte betäubender Schall durchs ganze Land. Geglückt war, woran man bisher verzweifelte ... Ein Mensch flog - flog - sicher und ruhig. Schottland harrte seiner mit offenem Mund. Inhaltsverzeichnis Vom Betrieb und von der Familie Smallways Wie Bert Smallways in Schwierigkeiten geriet Der Ballon Die deutsche Luftflotte Die Schlacht im Nordatlantik Wie der Krieg über New York kam Das 'Vaterland' kampfunfähig Weltkrieg Auf der Ziegeninsel Amerika Epilog

Herbert George Wells (meist abgekürzt H. G. Wells; * 21. September 1866 in Bromley; ? 13. August 1946 in London) war ein englischer Schriftsteller und Pionier der Science-Fiction-Literatur. Wells, der auch Biologe, Historiker und Soziologe war, schrieb u. a. Bücher mit Millionenauflage wie Die Geschichte unserer Welt. Er hatte seine größten Erfolge mit den beiden Science-Fiction-Romanen (von ihm selbst als 'scientific romances' bezeichnet) Der Krieg der Welten und Die Zeitmaschine. Wells ist in Deutschland vor allem für seine Science-Fiction-Bücher bekannt, hat aber auch zahlreiche realistische Romane verfasst, die im englischen Sprachraum nach wie vor populär sind.

1. Vom Betrieb und von der Familie Smallways


 

 

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»Der Betrieb da droben«, sagte Mr. Tom Smallways, »geht immerzu weiter. Sollt es nicht glauben, dass er überhaupt noch weitergehen könnte!« sagte Mr. Tom Smallways.

Es war lang vor Beginn des Luftkriegs, dass Mr. Smallways diese Bemerkung machte. Er saß auf dem Zaun am Ende seines Gartens und betrachtete die großen Gaswerke von Bun Hill mit Augen, in denen sich weder Beifall noch Tadel spiegelte. Über den zusammengedrängten Gasometern erschienen drei fremdartige Gebilde, dünne, schwerfällig schaukelnde Blasen, die schlapp hin und her schwankten und größer und größer wurden – Ballons, die eben für den Samstag-Nachmittagsaufstieg des südenglischen Aeroklubs gefüllt wurden.

»Jeden Samstag steigen sie«, sagte sein Nachbar, Mr. Stringer, der Milchmann. »Es ist kaum ein paar Tage her, da war ganz London auf den Beinen, um 'nen Ballon steigen zu sehen. Und heut hat jedes elende Nest im Land seine Wochenausflüge – will sagen: -aufflüge! Reinewegs 'ne Rettung für die Gasgesellschaften!«

»Letzten Samstag hab' ich drei Fuhren Kies von meinen Kartoffeln weggekarrt«, sagte Mr. Tom Smallways. »Drei Fuhren, die die da droben runtergeschmissen haben – als Ballast! Die Hälfte von den Pflanzen war kaputt und die andere Hälfte verschüttet.«

»Damen steigen auch mit auf, sagen sie.«

»Heißen's ja woll Damen!« meinte Mr. Tom Smallways. »Na – mein Begriff von Damen ist das nicht – in der Luft rumfliegen und den Leuten Kies auf die Köpfe schmeißen! Ich jedenfalls bin nicht gewöhnt, so was Damen zu nennen – so oder so!«

Mr. Stringer nickte beifällig mit dem Kopf, und eine Weile noch schauten sie nach den schwellenden Klumpen mit einem Ausdruck, der sich aus Gleichgültigkeit in Missbilligung verwandelt hatte.

Mr. Tom Smallways war Grünkramhändler von Beruf und aus Liebhaberei Gärtner. Jessika, seine kleine Frau, besorgte den Laden; und der Himmel hatte ihn für eine friedvolle Welt, leider aber keine friedvolle Welt für ihn erschaffen. Er lebte in einer Welt voll eigensinnigen und unaufhörlichen Wechsels und noch dazu in einem Teil derselben, wo die Wirkungen dieses Wechsels schonungslos aufdringlich waren. Sein eigener Grund und Boden, den er bebaute, war voller Unbestand; sogar seinen Garten hatte er nur in Jahrespacht – ein Riesenplakat, das ihn nicht etwa als Garten, sondern als günstigen Bauplatz anpries, überschattete ihn. Er war Gartenbauer auf Kündigung – das letzte Stückchen Erdreich in einem von lauter neuen, städtischen Gegenständen überfluteten Distrikt. Er tröstete sich so gut er konnte mit dem Gedanken, dass die Dinge nun bald am Wendepunkt angelangt sein müssten.

»Sollt's nicht denken, dass es überhaupt noch weitergehen könnte!« sagte er.

Mr. Smallways' greiser Vater konnte sich Bun Hills noch als eines idyllischen kentischen Dorfs entsinnen. Er war bis zu seinem fünfzigsten Jahr Kutscher bei Sir Peter Bone gewesen; dann hatte er so sachte angefangen, ein bisschen zu saufen und war Omnibuskutscher geworden, was bis zu seinem achtundsiebzigsten vorhielt. Darauf zog er sich vom Geschäft zurück. Er hockte in seiner Ecke am Kamin, ein verschrumpfelter, uralter Rosselenker, von oben bis unten vollgepfropft mit Erinnerungen und stets auf der Lauer nach etwaigen unvorsichtigen Zuhörern.

Er wusste noch von dem verschwundenen, längst zu Bauplätzen aufgeteilten Herrengut Sir Peter Bones zu