Raik
Es regnete seit Tagen. Selbst die schönste Insel verliert ihren Charme, wenn sie nur noch ein dunkler Fleck im ewigen Grau ist, und mit seiner Insel war das leider nicht anders.
Das Wetter drückte auf Raiks Stimmung, auf die Stimmung aller. Sie hatten sich einen goldenen Herbst gewünscht und ihn nicht bekommen. Sie hatten sich einen kalten, trockenen Winter gewünscht – und bekamen ihn ebenfalls nicht. Der langersehnte Frühling stürzte nun in Unmengen von Wasser auf sie herab und beraubte jeden, wirklich jeden, seines Strahlens.
Niemand war noch gut gelaunt.
Raik freute sich auf die Möglichkeit, dem Trübsal zu entkommen und sie wenigstens für ein Wochenende in sein Leben zu lassen: die Sonne in ihrer pursten Form.
Yara, seine Tochter, war mittlerweile vier Jahre alt und Raiks ganzes Glück. Heute Abend würde er sie endlich wiedersehen.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Beeke gleich kommen müsste. Er war seiner Zwillingsschwester mehr als dankbar, dass sie im Fahrradladen für ihn einsprang, denn so konnte er eine frühere Fähre nehmen und wäre entsprechend eher in Köln, wo Yara mit ihrer Mutter Lena lebte.
Tatsächlich mochte er die Großstadt nicht, dabei war Köln sicher noch eine der schöneren. Sechs Monate hatte er es dort ausgehalten, und die Hälfte der Zeit nur noch aus Liebe zu seinem Kind. An die