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Paedyn
Mein Blut ist nur nützlich, wenn ich dafür sorgen kann, dass es in meinem Körper verbleibt.
Mein Verstand ist nur nützlich, wenn ich es schaffe, ihn nicht zu verlieren.
Mein Herz ist nur nützlich, wenn ich es davon abhalten kann zu brechen.
Nun, anscheinend bin ich dann vollkommen nutzlos geworden.
Mein Blick huscht über die Dielenbretter unter meinen Füßen, gleitet über den abgetretenen Boden. Allein der vertraute Anblick lässt Erinnerungen in mir aufsteigen. Ich kämpfe darum, die Bilder von kleinen Füßen auf großen abzuschütteln, die sich zu einer vertrauten Melodie bewegen. Ich schüttele den Kopf, um die Erinnerung zu vertreiben, obwohl ich mir nichts mehr wünsche, als in der Vergangenheit zu verweilen, da meine Gegenwart momentan nicht allzu angenehm ist.
…sechzehn, siebzehn, achtzehn …
Ich lächele, ohne den Schmerz zu beachten, der dabei durch mein Gesicht schießt.
Hab dich gefunden.
Ich bewege mich mit unsicheren, steifen Schritten. Wunde Muskeln protestieren, während ich mich dem scheinbar gewöhnlichen Dielenbrett nähere. Ich lasse mich auf die Knie sinken, beiße die Zähne gegen den Schmerz zusammen und kratze mit scharlachrot verfärbten Fingern über den Boden. Auch diese Färbung versuche ich zu ignorieren.
Der Boden scheint genauso stur zu sein wie ich, weil er sich weigert nachzugeben. Ich hätte seine Widerstandskraft bewundert, ginge es hier nicht um ein verdammtes Stück Holz.
Mir fehlt die Zeit für so was. Ich muss hier verschwinden.
Ein frustriertes Geräusch entkommt meiner Kehle, dann blinzele ich auf die Diele hinunter und stoße hervor: »Ich hätte schwören können, dass du das Geheimfach bist. Bist du nicht das neunzehnte Brett von der Tür?«
Ich starre das Holz böse an, bevor ich ein hysterisches Lachen ausstoße, zur Decke starre und verzweifelt den Kopf schüttele. »Seuchen, jetzt rede ich schon mit demBoden«, murmele ich. Ein weiterer Beweis, dass ich langsam den Verstand verliere.
Allerdings ist es ja nicht so, als hätte ich jemand anderen, mit dem ich reden könnte.
Vier Tage sind vergangen, seit ich wieder in das Heim meiner Kindheit gestolpert bin, gequält und halb tot. Und doch haben sich weder mein Geist noch mein Körper wirklich erholt.
Ich mag dem Tod durch das Schwert des Königs entkommen sein, aber es ist ihm trotzdem gelungen, am Tag der letzten Herausforderung einen Teil von mir umzubringen. Seine Worte haben mich tiefer getroffen, als es seiner Klinge jemals möglich gewesen wäre. Sie haben mich mit der scharfen Wahrheit verletzt, als er mit mir gespielt hat; mir mit einem Lächeln auf den Lippen vom Tod meines Vaters erzählt hat.
»Willst du nicht wissen, wer deinen Vater wirklich getötet hat?«
Mir läuft ein kalter Schauder über den Rücken, während die kalte Stimme des Königs in meinem Kopf widerhallt.
»Lass uns einfach sagen, dass deine erste Begegnung mit dem Prinzen nicht stattgefunden hat, als du Kai in dieser Gasse gerettet hast.«
Wäre Verrat eine Waffe, hat er mich an diesem Tag damit angegriffen. Er hat eine stumpfe Klinge in mein gebrochenes Herz gestoßen. Zitternd stoße ich die Luft aus, verdränge die Gedanken an den Jungen mit den grauen Augen, so stechend wie das Schwert, das er vor so vielen Jahren meinem Vater in die Brust gerammt hat.
Ich kämpfe mich auf die Beine, verlagere mein Gewicht und lausche auf ein verräterisches Knirschen, während ich den silbernen Ring am Daumen drehe. Mein gesamter Körper schmerzt. Selbst meine Knochen fühlen sich zerbrechlich an. Ich habe die Wunden, d