: Tara C. Meister
: Proben
: Residenz Verlag
: 9783701747160
: 1
: CHF 15.30
:
: Erzählende Literatur
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sensibel erzählt Tara C. Meister eine zeitgenössische Geschichte über alternative Lebensentwürfe und Träume, über Scheitern und neues Leben. Die unberechenbare, aber charismatische Johanna ist Regisseurin in einem kleinen Theaterkollektiv. Mit Caro, die als Biochemikerin in einem Labor arbeitet, verbindet sie eine enge, vielleicht zu enge Freundschaft. Als Johanna ungewollt schwanger wird, bietet Caro ihr an, das Kind in Zukunft gemeinsam großzuziehen - ein mutiger Gegenentwurf zu traditionellen Familienmustern? Tara C. Meisters aufregender Debütroman konfrontiert Träume mit ihrer Realitätstauglichkeit. Mit leichter Hand und klarem Blick beschreibt sie Momente von Intimität und Nähe, aber auch Konflikte und Übergriffe. Doch Johanna und Caro sind fest entschlossen, ihre mutige Entscheidung auch zu leben - und sich dabei auch in einer Welt zu behaupten, in der Utopien nicht vorgesehen sind ...

Tara C. Meister, geboren 1997 in Kärnten, Medizinstudium in Wien, seit Herbst 2022 Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Tara C. Meister schreibt Kurzprosa, Spoken Word und Dramatik. Ihre Texte wurden mehrfach ausgezeichnet und in diversen Anthologien und Literaturzeitschriften publiziert. 2022 stand sie auf der Shortlist für den Wortmeldungen Förderpreis und wurde mit dem Erostepost Literaturpreis sowie dem Förderpreis für Literatur des Landes Kärnten ausgezeichnet. 'Proben' ist ihr erster Roman.

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– Eier

– Müllsäcke

– Salat Kpf

Karotten

– Weißwein (nicht trocken)

Die Gegensprechanlage gab ein klägliches Surren von sich und Caro drückte die Eingangstüre auf, Einkaufstaschen in beiden Händen. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, lief sie in den dritten Stock, betrat die Wohnung Nummer 14, streifte sich die Schuhe ab und öffnete die Küchentür.

Johanna saß mit verquollenen Augen am Fenster und fuhr mit den Fingern die Dellen in der Tischplatte nach. Aus der Musikbox neben dem Herd kam Amy WinehousesValerie, immer wieder unterbrochen von dem kurzen Akku-leer-Signalton. Im Spülbecken stapelte sich schmutziges Geschirr, neben dem Herd stand ein halb leergegessener Teller mit eingetrockneten Spaghetti.

»Schlimm?« Caro beugte sich zu ihr, nahm sie in den Arm.

»Schon«, antwortete Johanna mit belegter Stimme, »bis in die letzte Runde und dann abgelehnt, ist kein schönes Gefühl. Wär ich bloß gleich rausgeflogen.«

Auf dem Tisch lag die Absage aus Berlin,Bewerbung Studiengang Regie. Johannas Haare rochen rauchig.

»Und dann hab ich mir um vier in der Früh nochCap und Capper angeschaut«, fuhr Johanna fort, »weil ich eh nicht schlafen kann. So traurig.«

Die paar Sonnenstrahlen warfen helle Flecken auf ihren blauen Kimono, ein Räucherstäbchen glomm im Blumentopf auf dem Fenstersims.

Aus dem Toaster ragten zwei verkohlte Scheiben Brot.

Johannas Blick wanderte wiede